Beim Stichwort «winterblühende Zimmerpflanzen» denken viele zuerst an den Weihnachtsstern (Euphorbia pulcherrima). Die dekorative Pflanze gehört zur Adventszeit wie der Schoggihase zu Ostern. Dabei ist sie streng genommen eine Hochstaplerin: Ihre eigentlichen Blüten sind nämlich klein und unscheinbar. Bei den grossen sternförmigen Blättern, welche die Pflanze so attraktiv machen, handelt es sich um normale Laubblätter, die anders gefärbt sind. Die Farbpalette reicht von Cremeweiss über Rosa bis gesprenkelt, wobei der rote Weihnachtsstern nach wie vor der beliebteste ist. 

Seine Pflege ist nicht ganz einfach. Das aus Südamerika stammende Gewächs mag es warm und reagiert empfindlich auf Temperaturschwankungen. Wer also im Advent einen Weihnachtsstern kauft, muss ihn beim Transport unbedingt vor der kalten Winterluft schützen. Zuhause fühlt er sich an einem hellen, warmen Standort ohne Zugluft wohl. Die Wurzeln sollten zwar immer feucht sein, Staunässe muss aber unbedingt vermieden werden. Zimmerwarmes Wasser tut dem Weihnachtsstern besonders gut. Wer ihn auch nach Weihnachten weiter kultivieren möchte, schneidet ihn nach der Blüte zurück. 

Damit sich die hochstehenden Laubblätter pünktlich zur nächsten Adventszeit verfärben, darf die Pflanze ab Oktober nicht mehr als zwölf Stunden im Licht stehen. Da bereits das Licht einer Lampe oder Strassenlaterne den Rhythmus der Pflanze stört, stellt man den Weihnachtsstern in der restlichen Zeit am besten unter einen Karton. 

Kaktus ohne Stacheln
Zu den typischen Winterblühern gehört nach Auskunft von Christian Rauser vom Garten-Center Meier im zürcherischen Dürnten auch der Weihnachtskaktus (Schlumbergera-Hybriden), der im Gegensatz zu anderen Kakteen keine Stacheln hat. Auch bei ihm sollten krasse Temperaturwechsel vermieden werden, damit er seine Blüten pünktlich zur Weihnachtszeit entfalten kann. 

«Der Weihnachtskaktus benötigt einen hellen Standort, direktes Sonnenlicht sollte aber vermieden werden, sonst trägt die Pflanze Verbrennungen davon.» Beim Giessen dieser Pflanze lautet das Motto: Weniger ist mehr. «Am besten hält man ihn eher trocken und verabreicht ihm nur über den Sommer Dünger», rät Rauser.

Farbe in den tristen Winteralltag bringt auch das Flammende Käthchen (Kalanchoe blossfeldiana), das es in verschiedenen Farben gibt. Es blüht vom Winter bis in den Frühling hinein und benötigt in dieser Zeit viel Licht, aber wenig Wasser: Gegossen wird nur, wenn die Erde ausgetrocknet ist. Wie der Weihnachtsstern ist auch das Kalanchoe eine Kurztagpflanze, die nur dann Blüten ansetzt, wenn sie zuvor mehrere Wochen lang weniger Licht bekommt.

Riesenblüten im Winter
Als robuste Zimmerpflanze gilt die Clivie (Clivia miniata), deren Blütesaison im Januar einsetzt. Die Farbe der glockenförmigen Blüten variiert von Gelb bis Orange. Diese Pflanze verbringt laut Rauser den Sommer gerne in Freien, allerdings nicht in der prallen Sonne. «Gegen Herbst wird sie hereingenommen und an einen hellen Standort gestellt. Ein Ost- oder Westfenster eignet sich perfekt.» Drinnen mögen es Clivien trocken und kühl. 

Der Star unter den winterblühenden Zimmerpflanzen aber ist die Amaryllis, auch Ritterstern genannt. Mit ihrem hohen Stängel und der prachtvollen Blüte passt sie dabei perfekt zum Weihnachtsfest. Beim Kauf besteht die Pflanze meist nur aus einer dicken Knolle, aus der ein kurzer Stiel herausschaut. Stellt man sie an einen sonnigen, warmen Platz, schiesst die Pflanze in die Höhe, und an der Spitze bilden sich die sternförmigen Blüten.

Ein Tipp von Christian Rauser: «Damit die Stängel schön senkrecht wachsen, sollte man den Topf alle zwei bis drei Tage drehen.» Wer die Zwiebeln selbst eintopft, muss darauf achten, dass die Spitze frei bleibt, da sie zur Blütenbildung Sonnenlicht benötigt. Gegossen werden muss die Pflanze nach Auskunft des Experten erst, wenn eine Blütenknospe sichtbar ist. «Sonst gibt es nur Blätter und keine Blüten», sagt Rauser. 

Literaturtipp 
Emma Sibley: «Urbane Botanik», Landwirtschaftsverlag, ISBN: 978-3- 7843-5504-7, ca. Fr. 30.–