Vegetationszonen aus aller Welt
Eine Weltreise zu botanischen Gärten
In Europa hat es besonders viele botanische Gärten. Doch sie liegen auch wie auf einer Kette aufgereihte Perlen rund um den Erdball. Eine Reise zu geballter Pflanzenwelt an Meeresküsten, auf Inseln oder unter Glaskuppen.
Was haben Montpellier, Singapur, Rio de Janeiro und Melbourne gemeinsam? In all diesen Städten hat es zauberhafte botanische Gärten. Entsprechend ihrer Lage und dem Klima sind sie ganz unterschiedlich gestaltet.
Botanische Gärten entstanden als Stätten der medizinischen Forschung lange vor zoologischen Gärten. Heilkräuter standen im Mittelpunkt. Das ist im ältesten universitären botanischen Garten in Padua in Italien auch heute noch ersichtlich. Er entstand im Jahr 1545 und befindet sich immer noch auf dem gleichen Gelände. Die kreisförmige Gartenanlage wurde 1591 entworfen und besitzt noch ihre ursprüngliche Gestalt. Entsprechend ihrer Systematik werden die Heilpflanzen in Sektoren und Symmetrie während all der Jahrhunderte gezogen. Pflanzen waren ursprünglich kein eigenes Forschungsgebiet, sondern wurden aufgrund ihrer pharmakologischen Zwecke betrachtet. Welch ein Gegensatz ist da der später entwickelte englische Gartenstil mit seiner Üppigkeit: Imitation des Paradieses, die kontrollierte, vom Menschen geschaffene Pflanzennatur in all ihrer Schönheit.
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Botanische Gärten dienen nach wie vor der Forschung, aber auch der Erholung und Bildung. Viele sind Universitäten angeschlossen, so in der Schweiz beispielsweise die botanischen Gärten von Basel, Bern, Genf und Zürich. Oft gehen bemerkenswerte Gärten aber auch auf die Initiative Privater zurück, so wie der spektakulär liegende Tresco Abbey Garden auf den Scilly-Inseln vor der Spitze Cornwalls in England. Der Bankier Augustus Smith begann Anfang der 1830er-Jahre, auf der kleinen Insel Tresco diesen Garten innerhalb der Ruinen einer Benediktinerabtei aus dem Mittelalter anzulegen. Bis heute gedeihen ungefähr20 000 Pflanzen aus mehr als 80 Ländern im Freien im begünstigten, fast mediterranen Klima Trescos.
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Amazonas-Riesenseerosen frei im Teich
Vor den Unbilden des kalten Wetters schützen in vielen botanischen Gärten in nördlicher Hemisphäre Treibhäuser tropische Pflanzen. So lässt sich im Frankfurter Palmengarten unter Baumfarnen und zwischen Bromelien wandeln wie irgendwo in einem Regenwald. Die Sammlung allein in den Themenhäusern umfasst mehr als 13 000 subtropische und tropische Arten. 1763 wurde der erste botanische Garten in Frankfurt als Hortus Medicus gegründet. Er wechselte zweimal den Standort. Der heutige Palmengarten entstand 1866. Kein Gebäude muss die tropischen Pflanzen im ältesten botanischen Garten der südlichen Hemisphäre schützen. Im Sir Seewoosagur Ramgoolam Botanical Garden, besser bekannt unter dem Namen Pamplemousses Botanic Garden, entfalten sich Baobab, Palmen und Amazonas-Riesenseerosen unter freiem Himmel. Dieses Pflanzenparadies der Tropen liegt in Pamplemousses, etwa 13 Kilometer nordöstlich von Port Louis auf Mauritius im Indischen Ozean. Der Garten entstand 1767 durch den französischen Botaniker Pierre Poivre und diente der Akklimatisation von Ackerpflanzen.
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Mit der Entdeckung der Welt und Gründung von Kolonien erwachte das Bedürfnis, Pflanzen aus anderen Klimazonen nach Europa zu holen. Um sie einzugewöhnen, wurden aufwendige Forschungen betrieben. Auch die Giardini Botanici Hanbury in La Mortola an der italienischen Riviera kurz vor der Grenze zu Frankreich wurden durch die Gebrüder Hanbury aus England 1867 als Akklimatisationsgarten geschaffen. Ihr Erbe wird heute von der Universität Genua verwaltet. Die Hanburys und ihre Gärtner, einige davon aus Deutschland, kultivierten Pflanzen der Kanaren, Südafrikas, Australiens und Chiles an den Gestaden des Mittelmeers. Ihr Netzwerk erlaubte es, verschiedenste Varietäten von Zitruspflanzen aufzunehmen, die damals in Europa unbekannt waren. Darunter waren Mandarinen und die Zitronatzitrone «Buddas Hand», die Thomas Hanbury 1880 in Shanghai beschaffte. Der Besuch des Hanbury-Gartens erlaubt Eintauchen in englischen Gartenstil an den Gestaden des Mittelmeers.
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Ob an den Hängen des Tafelbergs bei Kapstadt, mitten in der pulsierenden Tropenstadt Singapur oder im nebligen Edinburgh, botanische Gärten locken überall. Sie sind Horte der Pflanzenvielfalt, Orte der Ruhe und Erholung, Zentren der Wissenschaft. Wer einen botanischen Garten besucht, verlässt ihn in guter, ausgeglichener Stimmung wieder. Niemand kann sich der heilsamen Wirkung von Pflanzen entziehen.
SchmökereckeEine Weltreise in botanische Gärten ist auch vom Sofa aus möglich, mit dem neuen Buch aus dem Zürcher Midas-Verlag. Die aus England stammende Gartenhistorikerin Deborah Trentham entführt in die 40 schönsten botanischen Gärten rund um den Globus. Fesselnde Bilder zeigen Gartensituationen und spektakuläre Pflanzen. Ein Prachtband zum Träumen, ein Buch aber auch, das in vergangene Epochen entführt und die Aufgabe botanischer Gärten von ihrer Entstehung an aufzeigt.
Deborah Trentham: «Botanische Gärten der Welt» 264 Seiten, Midas-Verlag
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