Was der eine Gartenbesitzer als grünen Sichtschutz an der Grundstücksgrenze liebt, nimmt dem Nachbarn die Aussicht. Oder er ärgert sich über den Schattenwurf, herüberwachsende Zweige oder Laubfall. Daher sollten die Nachbarn frühzeitig einbezogen werden, wenn man sich an die Planung des Grenzbereichs seines Gartens macht, rät Peter Steiger, Landschaftsarchitekt und Fachbuchautor aus Rodersdorf SO. «Fast alles ist möglich, wenn man miteinander spricht.» 

Sind sich beide Parteien einig, kann beispielsweise eine Hecke direkt auf der Grundstücksgrenze gepflanzt oder ihr Abstand zu dieser individuell geregelt werden. Eine solche Vereinbarung sollte man aber schriftlich festhalten, etwa durch eine im Grundbuch eingetragene Dienstbarkeit: Wechseln die Eigentümer, übernimmt der neue Nachbar auch die Rechtsnachfolge und die Hecke bleibt erhalten.

Viele Hausbesitzerinnen und -besitzer möchten ihren Garten einzäunen und gegen neugierige Blicke abschirmen. «Bei wenig Platz kann ein selbst gemachter oder gekaufter Flechtzaun aus Weiden- und Haselzweigen als Sichtschutz dienen. Zudem ist er leicht ersetzbar, wenn er verwittert», sagt Steiger. Er kann mit einer Alpen-Hagrose (Rosa pendulina) bepflanzt werden, die auch in vollem Schatten blüht. Eine andere naturnahe Möglichkeit ist ein Staketenzaun aus senkrechten Holzpfählen. Davor macht sich ein 80 Zentimeter breiter Staudensaum gut.

Thuja, Forsythie, Roseneibisch, Chinaschilf und Pampasgras sind ökologisch wertlos, denn kaum eine Tierart findet hier Nahrung oder Unterschlupf.

Peter Steiger
Landschaftsarchitekt und Fachbuchautor

Vorsicht vor Exoten
Wer gerne Natursteine verwendet, kann Steinkörbe aufstellen und diese mit Kletterpflanzen wie Waldrebe (Clematis vitalba) oder wilder Weinrebe (Vitis) überwachsen lassen. Als Vorpflanzung eignen sich wärmeliebende, sommergrüne Sträucher wie die Felsenbirne (Amelanchier ovalis).

Viele Zäune haben den Nachteil, dass sie von Kleintieren wie etwa Igeln nicht passiert werden können. Sträucher hingegen bilden einen durchlässigen, grünen Sichtschutz, dienen als Staubfilter, verbessern das Mikroklima und geben Schatten. Anstatt exotische Ziersträucher und -gräser sollten einheimische Gehölze ausgewählt werden. «Thuja, Forsythie, Roseneibisch, Chinaschilf und Pampasgras sind ökologisch wertlos, denn kaum eine Tierart findet hier Nahrung oder Unterschlupf», erklärt Steiger. 

Ebenfalls vermieden werden sollten invasive, gebietsfremde Arten wie Kirschlorbeer (Prunus laurocerasus) und Sommerflieder (Buddleja). Diese Ziergehölze verwildern und breiten sich auf Kosten einheimischer Arten aus. Heimische Sträucher dagegen sind an die lokalen Klima- und Bodenverhältnisse angepasst und bieten Insekten, Vögeln und Kleinsäugern wertvolle Nahrung in Form von Blüten, Blättern und Früchten. Zudem schaffen sie Nistplätze und vielfältige Lebensräume und tragen so zum Artenreichtum im Garten bei.

Pflanzen im NachbarschaftsrechtDie Abstandsvorschriften für Bäume und Sträucher sind kantonal geregelt. Bei bestehenden Gehölzen sind die Rechtsvorschriften zum Pflanzzeitpunkt massgebend. Überhängende Äste und eindringende Wurzeln darf die Nachbarschaft nur dann kappen, wenn sie deren Eigentum erheblich beeinträchtigen und auf deren Beschwerde hin nicht in angemessener Frist beseitigt werden. Sind die Grenzen des Grundstücks unklar, orientiert man sich an den Grenzsteinen, welche die Eckpunkte jedes Grundstücks markieren. Sind diese zu tief vergraben, hilft ein Blick in den Vermessungsplan, den man beim Grundbuchamt der Gemeinde einsehen kann.

www.pflanzen-im-nachbarrecht.ch

Formgehölze als Kompromiss
Werden besonders schnittverträgliche, einheimische Gehölze wie Hainbuche oder Liguster verwendet und akkurat in Form gestutzt, brauchen sie zwar nur einen Meter Platz. Doch diese Formgehölze bieten bloss einen beschränkten Lebensraum und machen viel Arbeit. «Pflanzen sind lebendig und sollten ihre natürliche Schönheit entfalten können», betont der Landschaftsarchitekt. «Regelmässige Schnittmassnahmen wegen Raummangels sind eine Verstümmelung des Gehölzes und beeinträchtigen dessen natürliche Wuchsform.» 

Wer aus Unkenntnis einen Bürstenschnitt praktiziere und alle zu langen Jungtriebe zurückschneide, rege die Seitenäste erst recht zum Wachstum an. Die Folge sind Wassertriebe, die wiederum nach Schnittmassnahmen rufen, sodass das Gehölz vollends aus der Form gerät. Zudem blühen solche runden und viereckigen Büsche kaum, tragen wenig Früchte und dünnen mit den Jahren aus.

Gemischte, heimische Wildhecken sind attraktiv durch ihre jahreszeitlich wechselnden Blüten, Früchte und ihre schöne Laubfärbung. Zudem sind sie pflegeleicht: «Werden die Sträucher entsprechend dem Platzangebot und Standort gewählt und mit ausreichend Abstand voneinander sowie zur Grundstücksgrenze gepflanzt, dann müssen nach mehreren Jahren nur einzelne zu breite oder hohe Triebe an der Zweigbasis gekappt werden», sagt Steiger. Voraussetzung ist, dass man die Endgrösse und das Wuchsverhalten der einzelnen Pflanzen kennt. 

Pflanzen sind lebendig und sollten ihre natürliche Schönheit entfalten können.

Peter Steiger
Landschaftsarchitekt und Fachbuchautor

Ein Plan und etwas Geduld verhindern Fehlkäufe und unnötigen Arbeitsaufwand. Sonst werden aus dem Wunsch nach rascher Gartengestaltung, Beschattung und Abgrenzung zu grosse und vor allem zu viele Büsche auf kleinem Raum gesetzt. Bei geringem Platzangebot sollten kleinere, aufrecht und langsam wachsende Sträucher bevorzugt werden wie Rote Heckenkirsche (Lonicera xylosteum), Strauchwicke (Hippocrepis emerus) oder Gemeine Berberitze (Berberis vulgaris). Am besten lässt man sich von einer Fachperson beraten.

Es braucht auch Freiraum
In Reihen gepflanzte Hecken betonen die künstliche Grundstücksgrenze. Interessanter ist ein im Bogen geschwungener Gehölzrand, mit unregelmässig vorspringenden Büschen und einem Staudensaum, der einen abwechslungsreichen Garten schafft. Damit die Hecken zu einem wertvollen Lebensraum werden, brauchen sie mindestens auf einer Seite Raum zur freien Entfaltung. Ist der Platz knapp, kann man Gruppen von zwei oder drei schwachwüchsigen Büschen pflanzen. Davor legt man einen Saum von niedrigwüchsigen und dahinter von mittelhohen, standfesten und standortgerechten Blütenstauden an.

«Dort, wo es beide Grundstücksparteien nicht stört, können Lücken in der Bepflanzung gelassen werden, sodass diese luftiger wirkt», empfiehlt der Experte. Seitlich vom Wohnzimmerfenster hingegen, wo ganzjähriger Sichtschutz gewünscht wird, können immergrüne Sträucher wie Duftblüte (Osmanthus burkwoodii) oder die baumförmig wachsende Eibe (Taxus baccata) gepflanzt werden. «Ansonsten sind sommergrüne Laubgehölze ausreichend, denn man hält sich ja nur in der warmen Jahreszeit im Garten auf», resümiert Steiger.