Wohnen, schlafen, essen, trinken, die Kinder versorgen – in vielerlei Hinsicht sind die Bedürfnisse der Vögel gar nicht so anders, als die, die wir selbst an unser Wohn- und Lebensumfeld stellen. Wie aber lässt sich ein Garten so gestalten, dass sich Amsel, Drossel, Fink und Star hier zuhause fühlen?

Ideal für Vögel sind strukturreiche Gärten mit vielen Laubgehölzen und etwa einem Drittel Anteil von Nadelgehölzen. Speziell hier finden die Tiere vor Schutz Nässe, Wind und Kälte. Samenbildende Pflanzen ziehen Insekten an und bieten ihnen – z.B. in Samenkapseln und hohlen Stängeln – Überwinterungsmöglichkeiten. Für viele Vogelarten ist dies ein ideales Jagdrevier.

Befinden sich im Garten Partien mit Laubmulch unter den Sträuchern, können Amseln, Drosseln, Rotkehlchen und Zaunkönige auch dort nach Schnecken und Insekten suchen. In einer so gestalteten Fläche fällt es den Vögeln leichter, sich selbst und ihre Bruten zu ernähren.

Vögel finden ihr Lieblingsfutter selbst

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 Mit naturbelassenem Fett ummantelte Haferflocken schmecken vielen Vögeln
 besonders gut und sind optimal verdaulich.
 Bild: GPP/Welzhofer

Wissenschaftler belegen allerdings, dass sowohl in Gärten als auch in der Feldflur die Anzahl der Wildkräuter und damit Insekten in den letzten Jahrzehnten rapide abgenommen hat. Auch mit bereitgestelltem Futter lassen sich Vögel natürlich in den eigenen Garten locken: Die Tiere fliegen immer dorthin, wo sie sich schnell, art- und schnabelgerecht mit Nahrung versorgen können. Besonders viele Arten tummeln sich im «Grünen Wohnzimmer», wenn das richtige Futter für Körner-, Beeren- und Insektenfresser angeboten wird.

Spezielle Mischungen für Körner-, Beeren- und Insektenfresser sind zur Fütterung ebenso gut geeignet wie Mischfutter und Fettfutter. «Gerade letztere enthalten einen hohen Anteil an weichen, mit naturbelassenem Fett ummantelten Haferflocken», erläutert Christine Welzhofer, Fütterungsexpertin für Wildvögel. «Diese schmecken vielen Vögeln offenbar besonders gut und sind für sie optimal verdaulich.» Welches Futter ihnen am besten bekommt, darüber entscheiden die Vögel übrigens ganz einfach selbst: Haben die Tiere eine Futterstelle einmal angenommen, verzehren sie das geeignete Nahrungsangebot restlos. Vogeluntaugliche Billigkomponenten in Futtermischungen bleiben hingegen liegen.

Der grösste Nahrungsbedarf herrscht im Frühling
«Im Frühjahr ist Aufbaufutter besonders wichtig. Es enthält unter anderem getrocknete Insekten als wichtige Protein-, Mineralien- und Vitaminträger für die Vögel», so Welzhofer. Solches Aufbaufutter ist eine erste wichtige Nahrungsquelle für Rückzügler aus dem Winterquartier. Nach langer Flugreise sollen die Tiere damit schnell wieder zu Kräften zu kommen.

Viele Menschen meinen, dass der nahrungsarme Winter die kraftkostendste Zeit des Vogeljahres sei. Das stimmt so nur bedingt. Im Winter ist der Vogel wenig aktiv und schaltet auf Sparmodus. Während der Balz und des Nestbaus im Frühjahr wird er jedoch zunehmend rege und verbrennt mehr Kalorien. Anschliessend müssen die Vögel dann nicht mehr nur für sich selber sorgen, sondern noch zusätzlich die vielen hungrigen Schnäbel des Nachwuchses stopfen. Das beansprucht die Altvögel ununterbrochen von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang.

«Es ist gerade die Jungtieraufzuchtzeit, in der alle Vögel besonders viel energiereiche Nahrung brauchen – Aufbaufutter ist speziell darauf abgestimmt», erklärt Welzhofer. «Übrigens belohnen Gartenvögel solche wertvolle Unterstützung aus Menschenhand: Wo das Nahrungsangebot im Garten üppig ist, die Tiere sich sicher fühlen und obendrein das Angebot an Nistmöglichkeiten passt, ziehen sie statt einer auch zwei, manchmal sogar drei Bruten pro Jahr gross.»

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 Bild: GPP/Welzhofer


Vögel wollen keinen Stress
Nicht nur die Art des Futters, sondern auch die richtige Ausbringung sind für den Fütterungserfolg mitentscheidend: «Bieten Sie den Körner-, Beeren- und Insektenfressern ihr jeweiliges Futter an getrennten Futterstellen an, dann gibt es zwischen scheuen und weniger scheuen Arten kein Gerangel», rät die Expertin. Um nicht mehrere Futterhäuschen versorgen zu müssen, kann man sich einfach mit so genannten Vogelschmäusen und Gourmetknödeln behelfen, die schnell und einfach irgendwo – natürlich immer katzensicher! – ins Geäst gehängt werden.

Je abwechslungsreicher Gartenvögel ganzjährig gefüttert werden, desto lebhafter und interessanter gestaltet sich für den Gartenbesitzer das Vogelleben. Welzhofer: «Die Tiere nehmen Wildvogelfutter zwar als willkommene Nahrungsquelle an, verlieren dabei aber nicht ihren angeborenen Jagdtrieb. Gartenvögel sind und bleiben insektenverzehrende Pflanzenschützer – je artenreicher im Garten vertreten, desto besser.»