Generell wird angenommen, dass alle Hunde von Geburt an schwimmen können. Ein Trugschluss: Zwar paddeln alle Hunde, wenn sie im Wasser landen. «Wie bei den meisten Säugetieren ist dies auch bei Hunden ein Reflex, der dem Selbsterhaltungstrieb dient», sagt René Erni, Vizepräsident und Prüfungsleiter bei WasserHundeSport Swimming Dogs Zentralschweiz, einer Sektion der Schweizerischen Kynologischen Gesellschaft. Seit knapp 25 Jahren betreibt er mit Hunden Wasserhundesport. Dieses Paddeln ist für Fachleute wie Erni aber noch lange kein Schwimmen. Denn das müssen Hunde erst noch lernen. Und nicht jeder Vierbeiner schaffts. 

Grundsätzlich bedienen sich alle Hunde im Wasser derselben Schwimmtechnik. Das fand der US-Biologe Frank Fish von der West Chester Universität heraus. Er ist der erste Forscher, der die Fortbewegung von Hunden im Wasser wissenschaftlich und gleich an mehreren Rassen untersuchte. Er wies nach, dass die Schwimmbewegung von Hunden einem schnellen Trotten an Land ähnelt. Besonders interessant: An Land unterscheidet sich der Gang je nach Rasse teils gewaltig, im Wasser jedoch nicht. Schnell vorwärts kommen Hunde mit ihrer Schwimmtechnik dennoch nicht. Je kleiner und leichter ein Hund ist, desto rascher muss er laut Fish zudem paddeln.

Manche Rassen sind Schwimmtalente
Bis ein Hund diese Technik perfekt beherrscht, dauert es seine Zeit. Erni kennt die Problematik von Neulingen. «Hunde, die schwimmen lernen, bewegen am Anfang die Hinterhand zu wenig und sinken dadurch hinten ab. Ist der Körper aber erst einmal senkrecht im Wasser, kann der Hund nicht mehr vorwärtsschwimmen und geht senkrecht rückwärts unter Wasser.» Selbst guten Schwimmern könne dies passieren, wenn sie beispielsweise ein Boot oder steiles Ufer anschwimmen, um aus dem Wasser zu kommen.

Schwimmen kann für Hunde auch Therapie sein, wie an der Hundemesse 2020 in Winterthur gezeigt wurde

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Ob ein Vierbeiner ein guter Schwimmer wird, hängt vor allem von seiner Rasse ab. Manche Rassen sind von Geburt an enthusiastische Schwimmer. Erni hält es aber für möglich, dass es unter vielen Rassen gute Schwimmer geben könnte. «Besonders geeignet sind Landseer, Neufundländer, Retriever, Leonberger, Spaniel, verschiedene Setter, Portugiesische und Spanische Wasserhunde sowie Pudel.» Aber auch Sporthunderassen wie Belgische oder Deutsche Schäferhunde seien oftmals gerne und gut im Wasser unterwegs. 

Einige Rassen liegen von Natur aus im Vorteil. Sie verfügen über natürliche Anpassungen, die ihnen das Schwimmen erleichtern. «Beispielweise Retriever-Rassen haben wasserabweisendes Fell und ihre kräftige Rute dient den Hunden als Steuer der Schwimmrichtung. Andere Rassen besitzen verlängerte Zehenzwischenhäute, die beim Schwimmen eine kräftige Vorwärtsbewegung ermöglichen», so der Experte. Ebenfalls von Nutzen seien eine ideale Körpergrösse und Statur. Langhaarige Hunde hätten oftmals fettiges Haar und viel Luft in der Unterwolle, welche auch Auftrieb gibt.

Natürlich gibt es auch Hunderassen, deren Vertreter oftmals eher wasserscheu sind. «Dazu zählen unter anderem Rhodesian Ridgeback, Deutsche Dogge, Möpse und Dalmatiner», sagt Erni. Fast schon als natürliche Nichtschwimmer können Rassen bezeichnet werden, deren Körperbau sie beim Schwimmen benachteiligt. «Schlechte Schwimmer sind in der Regel Bulldoggen, Basset Hounds, Greyhounds, Dackel und Pekinesen.»

Insbesondere bulligen Rassen fällt es im wahrsten Sinne des Wortes schwer, den Kopf über Wasser zu halten. Diese Rassen mit flacher Schnauze und grossem Kopf können ihren Kopf nicht einfach aus dem Wasser hoch herausstrecken, sondern müssen sich waagrecht über der Wasserlinie fortbewegen, um weiterhin Luft zu bekommen. In dieser Position lässt es sich jedoch nur schwer vorwärtskommen. Ebenso ergeht es Rassen, deren Hauptgewicht auf dem Brustkorb und Kopf liegt wie etwa beim Basset. 

Kondition und Ausdauer ist gefragt
Seien die Beine zudem extrem kurz, spiele die Grösse der einzelnen Körperteile eigentlich keine Rolle mehr, sagt Erni. «Die im Verhältnis zum Körper relativ kurzen Beine erzeugen zu wenig Vorwärtsschub.» Um mit ihrer durch die Natur bedingt unzureichenden Schwimmtechnik nicht unterzugehen, schwimmen die Tiere meist nur kurze Strecken oder umgehend wieder Richtung Land. «Doch es gibt sicher auch unter diesen Rassen Ausnahmen, die das Wasser lieben und dennoch schwimmen», sagt Erni. Auch beim Hundeschwimmen gebe es keine Regel ohne Ausnahmen. «Dies gilt auch für alle erwähnten Rassen und Aussagen.»

Selbst die Fische unter den Hunden sind vor dem Ertrinken übrigens nicht gefeit. Wie bei allem sei auch hier ein Übertreiben möglich, warnt Erni. «Für lange Distanzen braucht es eine gute Kondition und Ausdauer.» Gerne wird vergessen, dass gerade junge, unerfahrene sowie alte und kranke Hunde mit eingeschränkter Mobilität oft nur über eine kurzzeitige Kondition verfügen.

Des Weiteren können ungewohnte und eventuell strömungsreiche Gewässer eine Gefahr für canine Schwimmer darstellen. Auch die Wassertemperatur spielt eine Rolle. So fanden thailändische Forscher heraus, dass schon bei einer Wassertemperatur von 25 Grad die Herzschlagrate von Hunden stark ansteigt. Die Idealtemperatur des Wassers, um Unterkühlung und Herzrhythmusstörungen vorzubeugen, liegt laut den Forschern bei 33 Grad. 

Für Halter wasserliebender Hunde hat Erni noch einen besonderen Tipp. «Das Trocknen nach dem Schwimmen ist enorm wichtig. Kalter Betonboden oder Durchzug erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung.»