Bevor man sich eine Hündin zulegt, sollte man sich unbedingt zu deren Läufigkeiten Gedanken machen. Was bedeutet das für mich als Besitzerin oder Besitzer? Eine Kastration sollte man sich laut PD Dr. Sebastian Arlt in jedem Fall gut überlegen und sich über die Vor- und Nachteile informieren. Bei den meisten Hündinnen verläuft die Läufigkeit generell ohne Probleme.

Auftreten der Hitze

Etwa ab dem Alter von sechs Monaten kann die Läufigkeit (auch Hitze genannt) einsetzen. Je nach Hunderasse und Grösse setzt diese aber auch erst später ein, eventuell erst im zweiten Lebensjahr. Deshalb sollen sich Besitzerinnen und Besitzer nicht zu viele Gedanken machen, wenn es mal etwas länger dauert, sofern es keine anderen Hinweise auf Probleme gibt. Die Pubertät, in der sich das Verhalten der Hündin entwickelt, dauert drei bis vier Jahre.

Vor und in der Läufigkeit schwillt die Vulva der Hündin an. Ein anderes Anzeichen kann sein, dass die Gefährtin mehr nach draussen möchte.

Verlauf der Läufigkeit

Zu Beginn der Läufigkeit hat die Hündin einen blutigen Scheidenausfluss. Ungefähr in der Mitte der Läufigkeit wird der Ausfluss zunehmend heller und weniger. In der zweiten Hälfte ist die Hündin deckbereit – wenn Herrchen oder Frauchen keine Welpen möchten, heisst es: Achtung! Die Hündin könnte nun trächtig werden.

Die Läufigkeit dauert rund drei Wochen. Danach steht die Hündin auch ohne Schwangerschaft zwei Monate unter dem Trächtigkeitshormon Progesteron. In dieser Zeit ist es wichtig darauf zu achten, ob die Hündin krank wirkt oder sehr viel trinkt. Falls dem so ist, sollte man unbedingt eine Tierärztin oder einen Tierarzt kontaktieren, da eine Gebärmutterentzündung vorliegen könnte.

Scheingeburt

In dieser Phase (sechs bis acht Wochen nach der Läufigkeit) kann auch eine Scheinträchtigkeit, oder genauer gesagt eine Scheingeburt eintreten. Dabei bereite sich die Hündin auf eine Geburt vor, obwohl sie nicht schwanger ist, erklärt PD. Dr. Sebastian Arlt. Mögliche Anzeichen sind: anschwellen des Gesäuges und Nistverhalten. Je nach Fall kann es sogar sein, dass die Hündin ihr Nest zu verteidigt. In leichten Fällen kann man Abhilfe schaffen, indem man die Hündin ablenkt, Kuscheltiere vorübergehend wegnimmt und den Nestbau unterbindet, indem man das dafür genutzte Material entfernt. In stärker ausgeprägten Fällen ist eine Beratung und gegebenenfalls Behandlung durch eine Tierärztin oder einen Tierarzt ratsam.


 Tipps für die Zweibeiner

Laut dem Veterinärmediziner Arlt verläuft die Läufigkeit für die meisten Hündinnen ohne grosse Probleme. Bei Schmerzen oder starken Verhaltensänderungen ist ein Tierarztbesuch angemessen.

Passendes Höschen: Damit der blutige Ausfluss nicht auf Teppichen und Möbeln landet, kann der Hündin eine Hose angezogen werden. Im Tierfachhandel gibt es verschiedenste Modelle, eine Beratung ist sinnvoll. Selbst basteln kann man diese aber auch aus einer alten Boxershorts und einer Damenbinde. Wichtig sei, dass die Hose genügend oft gewechselt wird und nicht scheuert.

Spazieren zu Randzeiten: Besonders in der zweiten Phase der Läufigkeit sollte man Rüden unbedingt aus dem Weg gehen, falls man keine Welpen möchte. Treffen eine Hündin und ein Rüde aufeinander, kann das für beide Stress bedeuten. Deswegen tut man seiner Vierbeinerin einen Gefallen, wenn man zu Randzeiten oder etwas abseits spazieren geht. Das heisst, weniger Ärger für alle.

Ungewollter Deckakt: Wenn es trotz Vorsicht zu einem ungewollten Deckakt kommt, sollte man laut Prof. Dr. Sebastian Arlt nicht in Panik geraten. Zuerst sollten sich Halterinnen und Halter die Frage stellen, ob sie Welpen möchten oder nicht. Falls nicht, sollte man sich tierärztlich beraten lassen. Es gibt ein Medikament, welches zehn bis elf Tage nach dem ungewollten Deckakt gespritzt werden kann. Es wird unter die Haut gespritzt und gilt als relativ zuverlässig. Dennoch sollte die Hündin einige Tage später mittels Ultraschall untersucht werden.


Kastration

Eine Kastration sollte nur gut überlegt und aus gutem Grund erfolgen. Bei jeder Hündin wirkt die Kastration anders. Vor allem grosse und schwere Hunde haben nach der OP ein deutlich höheres Risiko inkontinent werden. Es gibt auch Hündinnen mit starken Verhaltensänderungen. Bei jungen Hündinnen kann es zudem zu Wachstumsstörungen und Gelenkproblemen kommen. Bei starken Scheingeburten oder anderen Problemen kann eine Kastration trotzdem sinnvoll sein. In jedem Fall sollte man sich von einem Veterinärmediziner beraten lassen, der sich bestens mit der Kastration, den Vorteilen, Nachteilen und Risiken auskennt.  

Der Sexualzyklus von Hunden
Der Zyklus von Hündinnen ist kompliziert. Auch die Sexualität von Rüden wirft einige Fragen auf. Die Veterinärmedizinerin und Expertin für Hundeverhalten Sophie Strodtbeck beschäftigt sich in ihrem Buch mit diesen Themen.

Sophie Strodbeck: Sexualverhalten - Hormone - Kastration bei Hunden. Müller Rüschlikon Verlag. 192 Seiten.