Die meisten grossen Korallenriffe der Welt werden nach Einschätzung von UNO-Umweltexperten künftig regelmässig eine Korallenbleiche erleiden. Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen UNEP warnte am Donnerstag in Sydney davor, dass das Ausbleichen der Korallenstöcke künftig weltweit zu einer Plage wird, die sich sogar jedes Jahr wiederholt, sollte sich der Treibhausgasausstoss ungehindert fortsetzen.

2016 hatte insbesondere das Great Barrier Reef an der Ostküste Australiens unter der Bleiche gelitten. Aus der Luft waren dort nach ungewöhnlich hohen Wassertemperaturen von bis zu 33 Grad kilometerweit weisse Korallenstöcke zu sehen. Korallen sind Nesseltiere, die mit Algen in einer Gemeinschaft zum gegenseitigen Nutzen leben. Bei hohen Temperaturen werden die Algen giftig, die Korallen stossen sie ab und verlieren ihre Farbe.

Bald ein jährliches Phänomen
In der UNO-Studie heisst es: «Wenn es der Welt nicht gelingt, die CO2-Emissionen zu senken, werden noch in diesem Jahrhundert 99 Prozent der Korallenriffe weltweit jedes Jahr an ernsthafter Ausbleichung leiden.» Nach den Berechnungen der Umweltexperten wird die Korallenbleiche im weltweiten Mittel 2043 zu einem jährlichen Phänomen – also in einem Vierteljahrhundert.

Erwartet wird, dass die Korallenriffe vor Taiwan sowie den britischen Turks- und Caicos-Inseln in der Karibik davon zuerst betroffen sein werden. An anderen Riffen – zum Beispiel vor Bahrain, Chile und Französisch-Polynesien – werde es dagegen noch einige Jahrzehnte dauern, bis die Korallenbleiche so regelmässig wiederkehrt. Studien zufolge dauert es mindestens fünf Jahre, bis sich ein Riff davon erholt.

Korallenriffe sind vielerorts eine Touristenattraktion, haben aber auch eine entscheidende Rolle für den Lebensraum Meer: Sie sind die Kinderstube zahlreicher Fischarten. Wenn sich die kleinen Fische nicht mehr vor Raubfischen in den Korallen verstecken können, werden sie gefressen, bevor sie ausgewachsen sind und sich fortpflanzen. Die Folge: ein dramatischer Rückgang der weltweiten Fischbestände.