In einer Handvoll Boden gibt es mehr Lebewesen als Menschen auf der Erde.» Von wem dieser Satz genau stammt, ist unbekannt. Dennoch wird er sinngemäss immer wieder verwendet, um zu veranschaulichen, wie viel Leben unter unseren Füssen herrscht.

Der Boden ist die Heimat von Mikroorganismen, Bakterien, Pilzen, Insekten, Algen und zahlreichen grösseren Bodentieren. Er filtert Regenwasser und Nährstoffe, um sie an Pflanzen abzugeben. So dient er parallel nicht nur der Grundwasserfilterung, dem Hochwasserschutz, dem Abbau von organischem Material und dem Speichern von Kohlenstoff, sondern bildet zusammen mit Luft und Wasser die Grundlage für neues Leben.

Doch die natürliche Ressource ist in vielerlei Hinsicht gefährdet. Gravierend ist unter anderem das Problem der Bodenverdichtung: Durch äusseren Druck auf den Boden wird dieser zusammengedrückt; die Porenräume zwischen den Bodenpartikeln werden verringert oder verschwinden ganz. Dieser äussere Druck entsteht vor allem, wenn schwere Maschinen auf nicht genug abgetrockneten Boden auffahren.

Unterschieden wird dabei zwischen Oberboden- und Unterbodenverdichtung: Während Oberbodenverdichtung meist über eine zu kleine Auflagefläche der Räder entsteht, ist bei der Unterbodenverdichtung ein zu hohes Maschinengewicht verantwortlich. Eine Unterbodenverdichtung kann vorhanden sein, auch wenn der Boden oberflächlich keine Anzeichen von Verdichtung aufweist. Das hat Folgen. «Bodenverdichtung kann erhebliche negative Auswirkungen auf die Bodenfruchtbarkeit und die Gesundheit des Ökosystems haben», sagt Dr. Simon Tresch, Biologe und Co-Leiter des Instituts für Angewandte Pflanzenbiologie (IAP) AG. «Es ist daher wichtig, Massnahmen zu ergreifen, um sie zu vermeiden oder zu mindern.»

Einerseits tangiert Bodenverdichtung die Schweizer Landwirtschaft. «Immer schwerere Maschinen setzen den Boden unter Druck», schrieb Agroscope bereits 2019 in einer Mitteilung. Eine Studie, an der sich das Kompetenzzentrum des Bundes für landwirtschaftliche Forschung damals beteiligt hat, belegte die verschlechterten Wachstumsbedingungen für Pflanzenwurzeln und das geringere Wasseraufnahmevermögen der Böden. Ernteverluste, Überschwemmungsschäden, erhöhte Treibhausgasemissionen oder Beeinträchtigungen der Grundwasserqualität seien mögliche Folgen, die letztendlich zu beträchtlichen gemeinwirtschaftlichen Kosten führen.

Im Rahmen von Langzeitversuchen untersuchen Fachleute von Agroscope auch, wie sich verdichtete Böden regenerieren. So sagte Thomas Keller, bei Agroscope für die Forschungsgruppe Bodenqualität und Bodennutzung tätig, der TierWelt bereits 2021: «Der Boden verdichtet sich schnell, die Regeneration dauert aber Jahre oder Jahrzehnte.»

Auch in der Forstwirtschaft spürt man die Auswirkungen von verdichteten Böden, die vor allem durch den Einsatz schwerer Maschinen bei Forst- und Räumungsarbeiten entstehen. «In verdichtetem Boden wird der Lebensraum der Bodentiere beeinträchtigt oder gar zerstört», sagt Simon Tresch vom IAP. Dadurch werde die Nahrungskette vieler Wildtiere gestört.

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«Insbesondere kleine Säugetiere und Nager sind auf lockeren Boden angewiesen, um ihre Nester und Bauten zu graben.» Auch werde das Wurzelwachstum gestört, was Wachstum und Gesundheit der Bäume beeinträchtigen und zu einer geringeren Standfestigkeit führen kann.

Die Lockerheit fehlt

Zwar könnten sich Waldböden regenerieren, aber: «Es dauert sehr lange», so Tresch. Beispiel Lothar: 25 Jahre ist es her, seit der Jahrhundertsturm am 26. Dezember 1999 mit bis zu 140 Kilometern pro Stunde über die Schweiz fegte und die grössten je gemessenen Waldschäden hinterliess. Noch heute sind Fahrspuren der damaligen Räumungsarbeiten im Waldboden sichtbar, so Tresch. Aber: «Nach den damals eher unkoordinierten Aufräumarbeiten hat man viel dazu gelernt.»

Heute sei es zentral, den physikalischen Bodenschutz zu betrachten. Dafür gibt es Merkblätter für die Praxis, beispielsweise von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL). Wie kann Bodenverdichtung vermieden werden? René Amstutz, Abteilungsleiter Biotope und Arten bei Pro Natura, betont: «Im Idealfall sollte nur bei ausreichend trockenem Boden oder im Winter bei gefrorenem Boden gearbeitet werden. Dann ist die Tragfähigkeit besser und es entstehen weniger Schäden.»

Der Einsatz von Maschinen mit breiten Rädern oder Zwillingsbereifung verringere zudem den Bodendruck und damit die Gefahr der Verdichtung. Das von Agroscope und der Berner Fachhochschule (BFH) mitentwickelte Tool Terranimo hilft, das Risiko für Bodenverdichtung in der Landwirtschaft abzuschätzen.

Auch im Wald sei von schweren Maschinen abzuraten, so Simon Tresch. Wanderinnen sollten immer existierende Wanderwege benützen. Und für Biker gelte: «Die Befahrung von Trails sollte nur bei trockenen Bedingungen gemacht werden.» Privatwaldbesitzenden empfiehlt der Biologe zudem, einheimische und diverse Vegetation zu fördern und Chemikalien zu vermeiden, um die Bodenstruktur zu verbessern, Erosionen zu verhindern und im Boden lebende Organismen zu schützen.