Achatschnecken
Fragwürdiger Beauty-Trend: Mit Schleim gegen Falten
Ein Haustier mit dem gewissen Etwas: Achatschnecken sind in der Haltung relativ unkompliziert, sie zur Faltenreduktion übers Gesicht kriechen zu lassen, ist aber keine wirklich gute Idee.
Schnecken verfügen über eine eigentliche Wunderwaffe. Dank ihres Schleims verletzten sie sich selbst dann nicht, wenn sie über einen scharfen, unebenen Untergrund kriechen. Und sollte es doch einmal passieren, vermag dieses Sekret die versehrte Stelle im Nu zu reparieren. Dass dieser Schleim auch bei Menschen einen wohltuenden Effekt auf die Haut hat, fanden Schneckenbauern in Korea heraus. Sie freuten sich über ihre weichen, geschmeidigen Hände, die sie ihrer Arbeit zuschrieben. Es ging nicht lange, bis die koreanische Kosmetikindustrie den mit viel Kollagen und Hyaluronsäure versetzten Schneckenschleim für sich entdeckte. Längst können einschlägige Produkte auch in hiesigen Apotheken und Drogerien erworben werden. «Snail Secretion Filtrate» heisst der Inhaltsstoff, der für Feuchtigkeit sorgen und Falten glätten soll, so das Versprechen der Anbieter.
Es ging ebenfalls nicht lange, bis experimentierfreudige Zweibeiner sich die Schnecke direkt aufs Gesicht setzten. Unter dem Hashtag #achatinafulica lassen sie uns auf den sozialen Medien an diesem Anti-aging-Experiment teilhaben. Was auffällt: So richtig relaxed sehen die wenigsten aus, wenn die afrikanische Riesenschnecke mit ihrer stattlichen Länge von teils über 20 Zentimetern und ihren zwei glibberigen Fühlern über Backen, Lippen und Augenlider kriecht.
Risiko für die Gesundheit?
Und dann noch dies: Im Herbst 2023 warnten Forscher der Universität Lausanne vor diesem speziellen Haustier. Die Achatschnecke könne über 36 Krankheitserreger übertragen, von denen zwei Drittel möglicherweise auch Menschen infiziere, liessen sie verlauten und verwiesen auf ihre im Fachblatt «Parasites &Vectors» publizierte Studie. Zu den unliebsamen Mitbringseln dieser Spezies gehört etwa der Rattenlungenwurm, der beim Menschen eine potenziell tödliche Hirnhautentzündung auslösen kann.
Doch die Forschungsergebnisse aus der Westschweiz sind in der Fachwelt umstritten. Grundsätzlich könne die Achatschnecke Parasiten wie den Rattenlungenwurm zwar übertragen, aber nicht in unseren Breitengraden, wenden Kritiker ein. Der Wurm brauche konstant hohe Temperaturen, die es in den meisten Teilen Mitteleuropas nicht gebe. Um es kurz zu machen: Um auf Nummer sicher zu gehen, dreht die Schnecke ihre Runden besser im Gehege als auf der Backe. Doch Achtung: Wer im Terrarium nicht regelmässig versteckte Eier entfernt, muss mit Hunderten von Jungen bzw. einem veritablen Schneckensalat rechnen.
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