SteckbriefWissenschaftliche Bezeichnung: Cacatua galerita
Unterarten: unterschiedlich, je nach Systematik. Nominatform Cacatua galerita, Cacatua galerita queenslandica, Cacatua galerita fitzroyi, Cacatua galerita triton (Neuguinea), Cacatua galerita eleonora (Aru-Inseln)
Herkunft: Australien für die Unterarten queenslandica und fitzroyi, triton stammt aus Neuguinea, eleonora von den Aru-Inseln, die zu Indonesien gehören.
Grösse: ca. 50 cm, je nach Unterart grösser oder kleiner
Wildfarbe: weiss, unter den Schwingen gelbliche Federn, gelbe Haube
Mutationen: keine
Geschlechtsunterschiede: Männchen haben schwarze Augen, Weibchen eine rötliche Iris.
Ringgrösse: 12 mm
Lebenserwartung: ca. 70 Jahre
Platzansprüche: Vorschrift in der Schweiz: 10 m2 Fläche bei einem Volumen von mindestens 30 m3. Dies ergibt eine Höhe von 3 m, die aus baulichen Gründen bis auf 2,4 m reduziert werden darf, wenn die Fläche gleichzeitig auf 12,5 m2 vergrössert wird (auf diese Weise kann das Mindestvolumen eingehalten werden).
Haltebewilligung: Es braucht eine Haltebewilligung in der Schweiz, die beim kantonalen Veterinäramt erlangt werden kann. Sie wird nur ausgestellt, wenn vorgängig ein Sachkundekurs absolviert wurde und wenn eine vorschriftsgemässe Voliere vorhanden ist.
Ausstattung: Badegelegenheit, Naturäste, Sand, Rindenmulch, Baumstämme. Die Voliere sollte gut strukturiert sein und auch einen Sichtschutz aufweisen, so dass sich die Paarpartner nicht dauernd sehen und besonders das Weibchen die Möglichkeit hat, sich zurückzuziehen.
Stimme: sehr lautes Geschrei
Haltung: zu zweit

 

Herkunft und Geschichte

Grosse Gelbhaubenkakadus leben in grossen Teilen Australiens, Unterarten kommen in Neuguinea und auf indonesischen Inseln vor. In Australien bevorzugen sie trockene, baumbestandene Eukalyptussavannen-Landschaft, doch sie leben auch im Regenwald und in Städten. Sie sind in Australien nicht selten und stolzieren sogar in Stadtparks auf dem Boden umher. Die Unterarten aus Neuguinea und von indonesischen Inseln stammen aus dem tropischen Regenwald. Die genaue Ersteinfuhr des Grossen Gelbhaubenkakadus nach Europa lässt sich nicht mehr eruieren, doch ab etwa 1850 gelangten Unterarten vermehrt nach Europa. Eine Erstzucht der Art soll bereits 1879 in Algier in Algerien bei einer Madame E. Delaitre gelungen sein.

 

Eignung als Heimtier

Grosse Gelbhaubenkakadus sind ausserordentlich anspruchsvolle Pfleglinge. Sie können nur paarweise in einer Grossvoliere gepflegt werden. Während der Brutzeit kann sich beim Männchen eine Aggressivität aufstauen, die es plötzlich gegen das Weibchen abreagiert. Es wird vermutet, dass in der Natur dieses Aggressionspotential durchaus nützlich sein kann, denn ein Männchen verteidigt die Nisthöhle gegen Artgenossen, andere Konkurrenten sowie Feinde. Unter Menschenobhut entwickelt sich dieses Aggressionsverhalten, das sich dann mangels Konkurrenz und Feinde gegen das Weibchen richten kann. Mehr dazu, wie mit dieser Problematik in der Haltung umgegangen werden kann, ist unter dem Kapitel «Zucht» zu finden. Zur Haltung von Grossen Gelbhaubenkakadus sind stabile Metallvolieren notwendig. Die Kakadus haben starke Schnäbel und brauchen dauernd frisches Holz zum Nagen. Grosse Gelbhaubenkakadus sollten als Wildtiere gepflegt werden. Werden sie zahm, können sich daraus Verhaltensprobleme ergeben, die sich negativ auf die Paarbeziehung auswirken.

 

Erwerb

Grosse Gelbhaubenkakadus sind sehr selten in Menschenhand und besonders in der Schweiz. Sie können aber europaweit gesucht und erworben werden. In Deutschland hat es durchaus Züchter dieser Art.

 

Ernährung und Pflege

Grosse Gelbhaubenkakadus sollten nicht mit einer fetthaltigen Samenmischung (zu viele Sonnenblumenkerne) ernährt werden. Sie benötigen eine auf weisse Kakadus abgestimmte Samenmischung, bestehend aus vielen Hirse- und Grassaaten. Die Samen, die gut für sie sind, sind oftmals die gleichen, die auch Sittiche zu sich nehmen. Zudem sollten Gemüse und Früchte sowie frisches Grün von draussen wie Gräser mit Samenständen, Löwenzahn und Äste mit Knospen gereicht werden. Zirbelnüsse sind Leckerbissen und werden mit den starken Schnäbeln mühelos geknackt.

 

Zucht

Werden die Grossen Gelbhaubenkakadus brutfreudig, teilen sie dies lautstark mit. Das Männchen stolziert in aufrechter Haltung und mit aufgerichteter Haube auf das Weibchen zu, verbeugt sich vor ihm und streckt seine Flügel aus. Unter Menschenobhut besteht das Problem, dass Paare sich meist nicht aussuchen können. Das kann dazu führen, dass das Männchen gegenüber dem Weibchen aggressiv wird. Bei weissen Kakadus kann sich das fatal auswirken, so dass Weibchen gravierend verletzt werden. Darum sollten Nistkästen für Grosse Gelbhaubenkakadus so gestaltet werden, dass sie zwei Eingänge und eine Trennwand in der Mitte haben, die zur Brutkammer führt. Kommt das Männchen in Aggressionslaune hineingeklettert, hat so das Weibchen die Möglichkeit, im anderen Kanal in die Voliere zu flüchten. Ansonsten wird der Nistkasten zur Falle. Wird das Männchen zu aggressiv, hilft es, ihm einseitig die Schwingen zu beschneiden, so dass es dem Weibchen nicht mehr fliegend folgen kann. Von australischen Züchtern ist bekannt, dass sie in den Volieren für Grosse Gelbhaubenkakadus auch Plattschweifsittiche halten, dies zur Ablenkung des Männchens. Es gibt allerdings auch Paare der Grossen Gelbhaubenkakadus, die seit vielen Jahren in Eintracht zusammen leben. Ein Gelege besteht meist aus zwei Eiern, die 27 bis 28 Tage bebrütet werden. Die Nestlingszeit der Jungen dauert anschliessend um die zehn bis zwölf Wochen. Nach dem Ausfliegen werden die Jungen noch einige Wochen von den Eltern betreut und gefüttert. Sie beginnen gleichzeitig damit, selber Futter aufzunehmen.  

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Lustig

Der Tierverhaltensforscher Konrad Lorenz hielt einst einen einzelnen, zahmen Grossen Gelbhaubenkakadu, den er in seinem Elternhaus, das in den Donauauen bei Wien in Österreich lag, frei fliegen liess. Er beschreibt, wie der Vogel einmal zum offenen Fenster in ein Zimmer flog, wo seine Mutter mit Freundinnen zum Nachmittagstee sass, in der Mitte auf dem Tisch ein mit Puderzucker bestreuter Kuchen. Der Kakadu flog auf die Tischmitte zu. Der grosse Vogel wirbelte dabei den Puderzucker auf, so dass die Damen am Ende alle weiss überzuckerte Gesichter hatten. Der gleiche Grosse Gelbhaubenkakadu flog einst an einem Sommernachmittag, als Konrad Lorenz an der Donau am Schwimmen war, ganz hoch am Himmel. Er erschrak, als er das Tier sah, denn er hatte das Gefühl, dass der Vogel das Weite suchte. Er wusste, dass er ihn mit einem Urschrei locken konnte, der so ähnlich wie «Uähhh» tönte. Lorenz zögerte, denn er sah die vielen Badenden um ihn. Sollte er sich zum Gespött all der Leute machen und einfach so herumschreien? Wenn der Kakadu wirklich käme, dann würde sich sein Verhalten erklären lassen, aber was, wenn nicht? Er entschloss sich dazu, zu schreien – und der Papagei machte kehrt und flog zu ihm zurück, ganz zum Erstaunen der erschrockenen Badegäste.

 

Namensgebung

Die Bezeichnung Kakadu stammt vom malaiischen Kakatua ab und ist wohl lautmalend entstanden. Die Artbezeichnung galerita stammt aus dem Lateinischen. Galerus heisst «Federschopf» oder «Helm», galeritus bedeutet «mit einer Haube versehen». Die Art wurde 1790 durch den britischen Arzt und Naturforscher John Latham als Psittacus galeritus erstmals wissenschaftlich beschrieben.

 

Besonderheit

Während bei den meisten Papageien die Geschlechter gleich gefärbt sind, unterscheiden sich die Männchen und Weibchen der Grossen Gelbhaubenkakadus in der Augenfarbe. Die Augen der Männchen sind schwarz, die Weibchen haben eine rötliche Iris. Die beeindruckende Federhaube zeigt die Stimmung des Vogels an. Erschrickt er, wird sie ganz aufgerichtet, will er beeindrucken richtet er sie ebenfalls auf, schreit dazu ohrenbetäubend und entfaltet die Flügel. Dabei zeigen sich die gelblichen Unterflügeldecken. In australischen Städten, beispielsweise in Sydney, füttern manche Leute die Grossen Gelbhaubenkakadus vom Balkon aus. Die Vögel kommen auf das Geländer, um Leckerbissen zu erhaschen. In der Schweiz sitzen Amsel und Spatz auf dem Fenstersims. Australierinnen und Australier begrüssen dort Grosse Gelbhaubenkakadus.