An dunklen Abenden bei Kerzenschein Walnüsse zu knacken und zu naschen, gehört zur Advents- und Weihnachtszeit. Vielleicht handelt es sich sogar um selbst im Herbst gesammelte und anschliessend sorgsam getrocknete Nüsse.

Walnussbäume, mit wissenschaftlicher Bezeichnung Juglans regia, wachsen als Einzelexemplare bei Bauernhöfen, manchmal auch an Waldrändern, entlang von Flüssen oder in Hecken. Sie sind gut zu erkennen an den typischen Blättern, die aus einem Stiel mit paarig angelegten Blättern bestehen. Schon früh im Sommer bilden sich die Nüsse, die von einem grünen Mantel umgeben sind.  

Ältere Bauern sagen, dass das dürre Laub von Walnussbäumen von Mäusen gemieden werde. Darum legen manche dort, wo sie Mäuse nicht haben möchten, Walnusslaub aus. Was hat es damit auf sich?

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Baum wehrt Konkurrenten ab

Der Boden unter Walnussbäumen ist meist nicht bewachsen. Pflanzen, die dort gedeihen möchten oder gar gesetzt werden verkümmern. Dafür ist aber nicht der Schatten, den der Baum wirft, verantwortlich. Walnussbäume geben Zimtsäure über die Blätter ab. Dabei handelt es sich um einen ungiftigen Stoff mit charakteristischem Geruch, der natürlicherweise in gewissen Pflanzen vorkommt. Die Zimtsäure wird zum Stoff Glucosid, der sich wiederum, wenn sich die abgefallenen Blätter am Boden abbauen, in Juglon umwandelt. Juglon wirkt auf viele Pflanzenarten wachstumshemmend. Der Nussbaum hält sich so andere Pflanzen fern vom Stamm, die um wichtige Nährstoffe konkurrieren könnten. Die Blätter sind besonders gerbstoffreich und bauen sich langsamer ab als anderes Laub. Die meisten Insekten meiden sie. Insofern ist die Überlieferung, dass Mäuse den Geruch von Nussbaumblättern nicht mögen, gut nachvollziehbar.

Reliktpopulationen des Walnussbaums überdauerten Eiszeiten

Lange sei angenommen worden, dass Walnussbäume, die nördlich der Alpen und westlich in Europa wachsen, durch die Römer verbreitet wurden. Der Direktor des Botanischen Gartens Fribourg, Professor Dr. Gregor Kozlowski, sagt: «Das mit der Verbreitung ist komplizierter als ursprünglich gedacht, denn es scheint Reliktpopulationen von Juglans regia zu geben, besonders in Spanien.» Gregor Kozlowski hat intensiv über die Walnussbäume der Welt geforscht und darüber in einem Vortrag bei der Botanischen Gesellschaft Bern berichtet. «Die Gattung Juglans ist ein Fenster in die Vergangenheit», sagt Kozlowski, der als einer von drei Autoren das Buch «Wingnuts (Pterocarya) & walnut family» publiziert hat.

Bei Reliktpopulationen handelt es sich um Vorkommen aus früherer Zeit, die isoliert am ursprünglichen Standort überlebt haben. Die Eiszeiten haben grossteils nördlich der Alpen die bestehende Vegetation ausgelöscht, doch vermutlich nicht an allen Standorten.

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China hat keine Bergbarriere

Gregor Kozlowski sagt, dass die Walnussgewächse sehr alt seien und bis auf 66 Millionen Jahre zurückdatiert werden. «Der Ursprung der Familie liegt vermutlich in Europa und Nordamerika.» Dort seien die ältesten Versteinerungen von Früchten, die auf 34 bis 28 Millionen Jahre datiert wurden, gefunden worden. Mit rund 60 Arten seien die Walnussgewächse eine relativ kleine Familie von meist baumförmig wachsenden Holzpflanzen.

Heute weise China die grösste Artenvielfalt an Walnussgewächsen auf. «In China gibt es kein Gebirge wie die Alpen, die eine Kette quer über den Kontinent bilden, sondern Berge in Längsformation.» Das habe die Ausbreitung der Walnussgewächse offensichtlich gefördert. Bei erdgeschichtlichen Kälteperioden konnten sie sich in Nord- Südrichtung zurückziehen und wieder ausbreiten.

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In den Hyrkanischen Wäldern

Professor Kozlowski hat auch nach Walnussgewächsen in den Hyrkanischen Wäldern gesucht. Dabei handelt es sich um Gebirgswälder nahe der südlichen Küste des Kaspischen Meeres in Aserbaidschan und teilweise im Iran. Dort etwa gedeiht die Kaukasische Flügelnuss, die auch zur Familie der Walnussgewächse gehört. Grundsätzlich sei die Verbreitung der Walnussgewächse in der Mittelmeerregion und in Transkaukasien sehr schwach. Die Kaukasische Flügelnuss aber ist ein Charakterbaum der besonderen Hyrkanischen Wälder und in ihrem Bestand sehr gefährdet.

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Lästiges abwerfen

Auch im tropischen Costa Rica gibt es Walnussgewächse, so etwa zwei Arten der Baumgattung Oreomunnea. Sie haben eine Strategie entwickelt, sich regelmässig der Epiphyten zu entledigen, die am Stamm siedeln, indem sie die Baumrinde stückweise abwerfen.

Allen Walnussgewächsen eigen ist, dass sie normalerweise nicht in einer Kolonie wachsen. Wie die Walnussbäume in der Schweiz, die oft einzeln auf dem Feld oder bei Höfen stehen. Ihre Nüsse sind gesund und bereichern die Weihnachtszeit.