Samenpflanzen werden in zwei Gruppen eingeteilt, je nachdem, wie die Samen gebildet werden. Zu den Bedecktsamern gehören alle Pflanzenarten, die Blüten bilden. Es handelt sich um die grösste botanische Pflanzen-Gruppe innerhalb der Gefäss- und Samenpflanzen. Die Samenanlagen sind in den Fruchtknoten des Fruchtblatts eingeschlossen. Bei Nacktsamern hingegen liegen die Samenanlagen frei auf den Fruchtblättern.

Samen präsentieren sich nackt

Ein Beispiel: Wenn sich Zapfen öffnen, liegen die Samen offen auf den Schuppen. Daher kommt der Name Nacktsamer. Die Samen liegen nackt da. An den Zweigen bilden sich männliche Blütenstünde, die aus Staubblättern bestehen und weibliche, die nur aus Fruchtblättern aufgebaut sind. Die Bestäubung erfolgt meist nur durch den Wind, seltener auch durch Insekten.

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Verdrängung der Nacktsamer

Dass die Fruchtknoten nacktsamiger Pflanzen nicht eingeschlossen sind, stellt den ursprünglichen Zustand dar. Nacktsamer entwickelten sich vor etwa 270 Millionen Jahren. Erst später, vor etwa 120 Millionen Jahren, entstanden die Bedecktsamer. Nacktsamer sind heute mit etwa 800 Arten in der Minderzahl. Sie werden von den Bedecktsamern verdrängt. Nahe der Waldgrenze und in der Borealen Region, also der Waldtundra im Norden, die in einem Gürtel weltumspannend ist, dominieren sie aber nach wie vor.

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Ursprüngliche Nacktsamer

Der Ginkgo (Ginkgoartige) und die Palmfarne (Cycadales) gehören zu den ursprünglichsten Nacktsamern, die es noch gibt. Der deutsche Name für die Palmfarne ist irreführend, denn es sind botanisch gesehen keine Farne. Dass sie zu den ursprünglichen Arten gehören, zeigt auch der Umstand, dass sie in den Tropen und Subtropen weltweit verbreitet sind. Sie entstanden also, als die Kontinente noch nicht geteilt waren.  

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Nacktsamer in der Schweiz

Die Lärche und die Kiefer sind typische Nacktsamer der Schweiz. Der Blütenstand der weiblichen Lärche besteht aus einem reifenden Zapfen. Bei der Kiefer sind die weiblichen Blütenstände an der Spitze der jüngsten Zweige meist einzeln angeordnet, kugelig und zapfenförmig und von dunkelroter Farbe. Nadelgehölze sind generell Nacktsamer.

Verwirrung beim Wacholder

Der Kirschbaum hingegen ist ein Bedecktsamer. Der Samen oder Kern wächst geschützt in der Frucht heran, liegt also nicht offen. Verwirrung bildet der Wacholder. Obwohl er ein Nacktsamer ist, bildet er Beeren. Sie werden von Botanikerinnen aber nur als Scheinbeeren bezeichnet, da nach der Bestäubung nicht die Fruchtblätter, sondern die drei oberen Schuppenblätter um die Samenanlage herumwachsen und diese einhüllen. Botanisch wird das auch Beerenzapfen genannt. Fruchtblätter sind nämlich keine vorhanden.

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Die Eibe ist auch ein Nacktsamer

Ebenfalls verwirrend punkto Samenstand ist die Eibe. Sie ist entwicklungsgeschichtlich ein sehr alter Baum und gehört auch zu den Nacktsamern, obwohl sie rote Beeren ausbildet. Botanisch ist die Bezeichnung Beere in Bezug auf die Eibe nicht korrekt. Es handelt sich lediglich um einen ringförmigen, fleischigen Wulst, der sich rötlich färbt und die Samen umgibt. Wenn man von vorne in die Umhüllung schaut, sieht man den Samen offen. Der Wulst hat die Funktion eines Zapfens. Er wird botanisch als Arillus oder als Samenmantel bezeichnet.

Vögel haben es auf Arillus abgesehen

Der Wind sorgt für die Bestäubung der männlichen und weiblichen Zapfen. Die Eibe bildet früh im Jahr Pollenkörper, wenn die Buchen noch kein Laub haben. Eiben gedeihen oft im Schatten des Buchenwaldes. So kann der Wind die Pollenkörper ungehindert weit forttragen. Vögel fressen den roten, süssen und ungiftigen Arillus. Nur der Samen darin ist giftig. Er passiert unbeschadet den Verdauungstrakt. So sorgen die Vögel für die Verbreitung der Eibe.

In der Bergwelt dominieren Nacktsamer

Gerade in höheren Lagen dominiert in der Schweiz Tannenwald. Noch höher trotzen Arven dem rauen Bergklima, manchmal duckt sich ein Wacholder wie ein Busch in die Bergflanke. Nacktsamer haben hierzulande wegen den bedeutenden Höhenlagen eine besonders hohe Verbreitung, obwohl sie weltweit in der Minderzahl sind.