Der Rottaler hat eine lange Geschichte. Die Rasse aus Niederbayern gilt neben der ostfriesischen als die älteste geschichtlich erwähnte deutsche Pferdezucht. Seit dem 10. Jahrhundert wird der Rottaler auf der Grundlage ungarischer Beutepferde mit arabischem Einschlag und verschiedensten Einkreuzungen gezüchtet. Die erste Erwähnung des Rassebegriffs «Rottaler Pferd», wie er heute gebräuchlich ist, stammt aus dem Jahr 1872, vorher wurden die im Rottal gezüchteten Pferde als Rottaler bezeichnet. Verwendung fanden die kräftigen Warmblüter im Militär, sowohl eingespannt in der Artillerie als auch unter dem Sattel in der Kavallerie. Auch bei den Bauern waren die edlen Pferde als Arbeits-, Fahr und Reitpferde beliebt. Die Rottaler Zucht basiert auf der Erhaltung der original Rottaler Mutterlinie, ausgehend vom Rottaler Stutbuch, welches 1907 eröffnet wurde. Im Jahre 1994 wurde es dann erneuert. Die ruhigen, kräftigen und ausdauernden Pferde waren weit über Bayern hinaus in ganz Europa beliebt.

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Doch die Mechanisierung machte auch vor diesen Arbeitstieren nicht halt. So ist heute der Rottaler selbst in Bayern fast vollkommen verschwunden. Die meisten Rottaler wurden Ende des zwanzigsten Jahrhunderts in die Zucht des Bayerischen Warmblutes integriert. Ausserhalb von Bayern stellen diese 160 bis 165 Zentimeter grossen Pferde eine wahre Rarität dar. Deshalb wurden sie im Jahr 2000 von der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Nutztierrassen (GEH) zur Gefährdeten Nutztierrasse des Jahres erklärt. Im Augenblick werden noch 25 Zuchtstuten und 4 Zuchthengste gezählt. Der Gesamtbestand der gemeldeten und eingetragenen Rottaler Pferde beträgt 80 Tiere. Somit ist diese Pferderasse stark vom Aussterben bedroht und ihre Zucht ist momentan auf die Rassenerhaltung ausgerichtet.

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Starke Knochen und starke Nerven

Gewünscht ist ein kräftiges und dennoch edel erscheinendes Warmblut. Die Fellfarbe soll möglichst dunkel und mit keinen oder nur wenigen Kopf- und Beinabzeichen sein. Ein starker Hals, kräftige Beine und schwungvolle Gänge zeichnen den Rottaler aus. Wichtig ist auch ein ausgeglichener und umgänglicher Charakter, deshalb werden an den Zuchtschauen jeweils Wesenstests, in Form einer Gelassenheitsprüfung durchgeführt. Nur wer diese besteht, wird zur Zucht zugelassen und ins Stutenbuch eingetragen. Auch vielseitig einsetzbar sollen die dunklen bayrischen Perlen sein: sowohl unter dem Sattel als auch vor der Kutsche müssen sie eine gute Figur machen.

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Der Rottaler Förderkreis engagiert sich für die Weiterzucht der historischen Bayern und stellt Vertreter dieser Rasse an Showprogrammen und Veranstaltungen vor. Selbst Fanartikel dieser seltenen Pferde gibt es zu kaufen. Wer es nicht mit lebendigen Pferden hat, kann sich in Pfarrkirchen auf dem Marktplatz das sogenannte Wimmer-Ross anschauen. Eine Statue des Bildhauers Hans Wimmer, die ein stolzes Rottaler Pferd zeigt. Auf dem Gut Feuerschwendt gibt es eine schöne Zucht von Rottaler Pferden. Karl Degenhart hat sich den Rottaler Pferden verschrieben. In seinem Stall steht die weltweit größte Gruppe von etwa 20 Tieren. Hier geht es zur Webseite des Gestüts.
 

Steckbrief Rottaler Pferd
Grösse: Mittelgross, Stockmass zwischen 160 und 165 Zentimeter
Farbe: eher dunkle Farben mit möglichst wenig weissen Abzeichen
Gebäude: ausdrucksvoller und breiter Kopf, breit angesetzter Hals, breite und tiefe Brust, gut bemuskelte Kruppe
Fundament: kräftig und trocken, gut ausgeprägte Gelenke
Charakter: umgänglich, ruhig und leistungsbereit
Eignung: Als Reit-, Fahr- oder Zugpferd