Herr Szönyi, als Geophysiker und Naturgefahrenexperte bringen Sie ein grosses Wissen in puncto Gelände, Wetterbedingungen und Sicherheit in den Bergen mit. Was sind denn die häufigsten Gefahren, die uns dort erwarten?

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Donnerstag, 2. Oktober 2025
Michael Szönyi: Eine der grössten Gefahren in den Bergen ist schnell umschlagendes Wetter. Hier tragen zuweilen mangelhafte Vorbereitung, also das Nicht-Konsultieren des detaillierten Wetterberichts, sowie ungenügende Ausrüstung für Schlechtwetter bei. Andererseits sind es Geländegefahren und der Umgang mit ihnen. Stürze oder gar Abstürze resultieren häufig aus Fehleinschätzung oder Überforderung. Eigentliche Naturgefahren, wie Erdrutsche oder Steinschläge treten in den Bergen natürlich vielerorts auf, zum Glück sind aber selten Vorfälle auf Wander- oder Bikerouten zu beklagen. Dass es weniger die Naturgefahren als Selbstunfälle sind, gilt vorwiegend für Sommeraktivitäten wie Wandern und Biken.

Wie bereiten Sie sich auf Ihre Touren mit Ihrem Hund in den Bergen vor?

Wir planen unsere Touren immer sorgfältig, inklusive Kartenstudium. Hier sind wir in der Schweiz sehr privilegiert, die hoch detaillierten Karten der Landestopografie sind geradezu ein Luxus und laden dazu ein, sich gut in eine Tour einzulesen. So lassen sich Gefahren im Gelände erkennen und abschätzen, ob eine Route geeignet ist für Traildog und Biker, oder ob man eine Alternativroute wählen soll. Saisonal sollte man sich unterschiedlich organisieren und etwa im Hochsommer die Mittags- und Nachmittagszeiten meiden, da im Tagesgang Gewitter auftreten können. Hier bietet es sich an, früh oder dann gegen Abend bei ruhigem Wetter die Tour durchzuführen. Und natürlich immer kurzfristig den aktualisierten Wetterbericht und den Radar anzusehen.

Sie haben nun ein Buch darüber geschrieben, wie man optimal vorbereitet die Berge mit Mountainbike und Hund erklimmen kann. Braucht es dafür auch ein bestimmtes Hundetraining?

Damit es mit dem Menschen auf und dem Hund neben dem Rad harmoniert, ist schon ein ziemlich intensives Training nötig – auch hier fällt das Meisterteam nicht einfach vom Himmel! Deshalb habe ich das Buch geschrieben – um detailliert aufzuzeigen, welche Voraussetzungen zum Trainingsaufbau notwendig sind, damit man unbesorgt und mit grossem Spass gemeinsam die Trails bestreiten kann. Ein Traildog verfügt über einen guten Grundgehorsam, hat viele Erfahrungen draussen gemacht und begegnet den unterschiedlichsten Einflüssen routiniert. Immerhin trifft man auf den Trails vieles an – andere Biker, Wandernde, umherspringende Kinder, möglicherweise Strassenverkehr, unterschiedliche Untergründe sowie Weggefahren wie Zäune mit Stacheldraht, Nutztiere auf Alpweiden und vieles mehr. Es will geübt sein, wie der Hund einen Weiderost oder ein Klapptörchen im Weidezaun quert, während man mit dem Bike hantiert.

Welche Kommandos nutzen Sie, um vom Velo den Hund anzuleiten?

Ich benötige hauptsächlich drei Arten von Kommandos: Richtungs-, Positions- und Tempokommandos, die ich als Hör-, oft aber auch nur als Sichtzeichen gebe. Der Hund muss gut an das Fahrrad gewöhnt sein und die Abstände und Bewegungen richtig einschätzen können. Grosse Verletzungsgefahr bestünde, wenn der Hund ins fahrende Bike laufen würde. Wenn dies jedoch sauber einstudiert ist und der Hund intuitiv mit Freude neben oder vor dem Rad läuft, steht den Bergtouren nichts im Weg. Dieses Training nützt übrigens nicht nur beim Biken, sondern beim Wandern, Joggen und Langlaufen mit Traildog gleichermassen.

Was muss der Halter auf dem Velo sonst noch alles berücksichtigen?

Das Wichtigste ist die Grundeinstellung – Biken mit dem Hund funktioniert anders, als wenn man allein unterwegs ist. Es ist eine partnerschaftliche Tätigkeit. Wir haben die Fürsorgepflicht und müssen dem Hund Sicherheit bieten. Der Fokus muss daher stets auf dem Hund liegen. Dazu gehört auch, dass der Hund auf dem Trail Spass hat und seinen Bedürfnissen nachgehen kann. Dies beinhaltet auch Pausen, immer mit Wasser und Pfotenkontrolle. Zudem sollte man ein routinierter Biker mit gutem Gleichgewicht, klarer Linienwahl und genug Kondition sein.

Was für ein Hund begleitet Sie denn, und spielt die Rasse überhaupt eine Rolle?

Unser Farkas ist ein kurzhaariger ungarischer Vizsla. Von Grösse, Körperbau und Wesen her geradezu prädestiniert. Je nach Distanz und Anspruch können sich zwar viele, auch kleinere Rassen für eine kurze Biketour eignen. Dennoch gibt es ein paar Ausschlusskriterien. Dazu zähle ich vor allem die kurznasigen oder kurzbeinigen Rassen. Auch sehr grosse Hunderassen sind von der Veranlagung her nicht unbedingt geeignet – sie bringen die Lauffreude nicht mit. Besser geeignet sind mittelgrosse Arbeits- und Jagdhunde, die über längere Zeit und grössere Distanz ausdauernd und freudig laufen respektive arbeiten möchten – Border Collies oder Australian Shepherds, oder auch Setter, und die agilen Begleiter aus der Gruppe der Vorstehhunde, wie zum Beispiel Deutsch Kurzhaar, französische Bracke oder eben der Vizsla.

Wie lange hat es gedauert, bis Sie und Ihr Hund ein eingespieltes Team in den Bergen waren?

Ich habe Farkas mit etwa elf oder zwölf Monaten erstmalig langsam ans Fahrrad herangeführt, damit er die Geräusche und Bewegungen kennenlernt. Das haben wir dann ganz vorsichtig ausgebaut. Die richtige Traildog-Ausbildung hat bei ihm erst etwa mit 15 Monaten begonnen, denn nur ein vom Körperbau her ausgewachsener Hund darf intensiv laufen. Die Fortschritte waren dann schnell und gross, und so waren wir schon in jenem Sommer in den Bergen unterwegs.

Was macht es nun für Sie aus, mit Ihrem Hund auf dem Trail gemeinsam unterwegs zu sein?

Was gibt es Schöneres, als ein oder zwei Stunden von einem kleinen Strässchen aus über Feldwege auf einen Trail, einen weichen Waldpfad oder einen abenteuerlichen Bergtrail vorzustossen, rundum die Gipfel, und sich ein gemütliches Plätzchen auszusuchen? Dort lehnt man das Bike dann an eine Arve und geniesst bei einem Picknick den Moment zusammen mit seinem Fellfreund. Ich bin der festen Überzeugung, dass ein interessierter, neugieriger, gut sozialisierter Hund, der reich an Erfahrungen ist, gerne mit seiner Familie an möglichst vielen geeigneten Aktivitäten und Ausflügen teilnimmt. Mir geht es genau wie Sie sagen darum, dass man mit dem Hund gemeinsam unterwegs ist und eine Aktivität ausüben kann, bei der alle ihren Spass haben.

 

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