Von der Zier- bis zur Nutzpflanze
Vielfältige Maulbeergewächse
Maulbeergewächse sind sehr verschiedenartig. Vertreter dieser Pflanzenfamilie dienen der Seidenraupenzucht, stehen in vielen Wohnungen und Büros als Zierpflanzen und werden genutzt, wie etwa die Feigenbäume.
Maulbeeren sind bekannt, nicht zuletzt durch die Seidenraupenzucht. Die Raupen ernähren sich von den Blättern. Der Maulbeerbaum bildet zudem schwarze Beeren aus, die Brombeeren ähnlich sehen. Maulbeeren gehören zur Familie Moraceae. «Sie weist 40 Gattungen und um die 1400 Arten auf», sagt die Gärtnerin Edith Zemp. Sie ist im Botanischen Garten der Universität Basel für die Kübelpflanzen, Sukkulenten und für das Viktoriahaus zuständig. Der Garten liegt mitten in der Stadt, direkt neben dem Spalentor und ist ein aussergewöhnliches Pflanzenparadies.
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Wechselständig
Weniger bekannt ist, dass auch alle Ficus-Arten zu den Maulbeergewächsen gehören. «Ein typisches Erkennungszeichen der Maulbeerartigen sind die wechselständigen Blätter», sagt Edith Zemp. Wechselständig bedeutet, dass sich an jedem Knoten nur ein Blatt befindet. Die Blätter wachsen also schraubenartig versetzt am Stängel.
Winterharte Arten
Maulbeerartige seien meist in den Tropen, Subtropen oder in mediterranen Gebieten verbreitet. «Der Baum Ficus erecta aber ist winterhart und darum laubabwerfend», erklärt Edith Zemp. Er entledige sich der Blätter, um Energie zu sparen, da er während der kalten Jahreszeit den Haushalt und die Wasseraufnahme reduziere. Der Baum stamme aus Japan. «Hier im Botanischen Garten Basel an geschützten Stellen an der Hausmauer überdauert sogar die Kletterfeige im Freien», sagt Edith Zemp zur eigentlich subtropischen Art. Die Kletterfeige hat sehr kleine Blätter und darf nie austrocknen. Sie eignet sich gut zur Begrünung von Terrarienrückwänden, denn sie wächst auch unter künstlichem Licht bestens.
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Schrecken mit der Buddha-Feige
Die Feigenartigen sind ein unerschöpfliches Feld innerhalb der Maulbeergewächse. Eine Art hat Edith Zemp, als sie einst ihre Arbeit im Botanischen Garten aufnahm, einen gehörigen Schrecken eingejagt. Die Pappel- oder Buddha-Feige (Ficus religiosa) liess, kaum hat Edith Zemp ihre Arbeit aufgenommen, im Mai bei schönstem Wetter ihre Blätter fallen. «Habe ich etwas falsch gemacht, zu viel oder zu wenig gegossen?», fragte sich die Gärtnerin, bis sie herausfand, dass diese Art natürlicherweise während drei Wochen ihre Blätter abwirft und sofort danach neue ausbildet. «Wir überwintern diese Kübelpflanze kühl in einem speziellen Gewächshaus», ergänzt Edith Zemp.
Wurzeln so stark wie Seile
Im 2023, nach einer Totalsanierung, wiedereröffneten Tropenhaus zeigt Edith Zemp eine weitere spektakuläre Feigenart, den Baum Ficus drupacea. «Seine Luftwurzeln sind wie Seile», erklärt sie. Tatsächlich wirft der Baum von der Krone her während seines Wachstums Luftwurzeln ab, die, sobald sie in Berührung mit dem Boden kommen, Erdwurzeln bilden und sich damit im Grund verankern. Die Wurzeln sind bald so stark wie Seile. Mit ihnen nimmt der Baum Nahrung und Wasser auf. Das Exemplar im Botanischen Garten hat die Umbauzeit in einem Provisorium bestens überlebt und etabliert sich in der neu gebauten Tropenhalle. Nach einigen Jahren wird es wohl seine Wurzeln auch auf der gegenüberliegenden Seite des Besucherwegs abgeworfen und verankert haben.
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Würgefeige
Sehr bekannt ist die Würgefeige. Die Art gelangt durch Samen im Vogelkot auf andere Bäume. Dort entwickelt sich der Keimling, beispielsweise in einer feuchten Astgabel eines Tropenbaums. Er beginnt, seine Wurzeln in Richtung Boden wachsen zu lassen. Hat die Wurzel den Boden erreicht, wächst sie ein. Der Keimling hat eine direkte Nahrungszufuhr. Während Jahrzehnten entwickelt er sich und überwächst den Wirtsbaum, bis dieser abstirbt. Im Tropenhaus des Botanischen Gartens Basel wurde eine Würgefeige auf einen Kastanienstamm gesetzt. Sie ist bereits prächtig angewachsen.
Spektakuläre Frucht am Stamm
Ein weiterer aussergewöhnlicher Vertreter der Maulbeergewächse ist der Jackfruchtbaum, der ursprünglich aus Indien stammt. Er ist besonders bemerkenswert wegen den sehr grossen Früchten, die am Stamm gedeihen. Viele tropische Baumarten bilden am Stamm Blüten und Früchte aus. Das wird von Botanikerinnen als Kauliflorie bezeichnet. In der windstilleren unteren Schicht des Regenwalds gelingt die Bestäubung durch Falter besser. Das könnte eine Erklärung für kauliflorische Blüten sein. Jackfruchtbäume werden in den Tropen weltweit angebaut.
Auch Sukkulenten
Es gibt auch sukkulente Maulbeergewächse, zum Beispiel die Gattung Dorstenia, auf die Edith Zemp im Sukkulentenhaus des Basler botanischen Gartens hinweist. Sie bildet dicke Stämme aus, in welchen die Pflanzen Wasser speichern. Das Verbreitungsgebiet der Gattung erstreckt sich von den amerikanischen Kontinenten bis nach Afrika und Madagaskar.
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Verbindung seit tausenden von Jahren
Und schliesslich ist da noch der Feigenbaum, dessen süsse Früchte im Herbst entzücken und dessen gezähnte, auffällige Blätter eine Zierde darstellen. Auch er ist ein Maulbeergewächs und ist Begleiter der Menschheit seit tausenden von Jahren. Die Feige wird bereits in der zweiten Schöpfungsgeschichte der Bibel erwähnt. Ihre Blätter dienten Adam und Eva wegen ihrer Form und Grösse als Kleidung. Feigen waren zudem ein wichtiges Nahrungsmittel im Nahen Osten.
Einige bekannte Vertreter der Maulbeergewächse
- Maulbeerbaum
- Birkenfeige oder Ficus benjamina
- Gummibaum
- Feigenbaum
- Würgefeige
- Jackfruchtbaum
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