Nervige Brummer
Das hilft gegen Insekten beim Pferd
Der Sommer bringt für Ross und Reiter viele Vorzüge. Er hat aber auch eine grosse Schattenseite: In der warmen Jahreszeit plagen lästige Insekten die Pferde und können zu Krankheiten oder Unfällen führen. Umso wichtiger ist es, Massnahmen dagegen zu ergreifen.
Es ist ein Sommertag wie aus dem Bilderbuch. Die Sonne scheint und wärmt mit ihren Strahlen Körper und Seele. Für viele Rösseler fehlt nun nur noch ein ausgiebiger Ausritt mit dem vierbeinigen Liebling, um das Glück perfekt zu machen. Fliegen, Mücken und Bremsen fühlen sich unter diesen Bedingungen allerdings genauso wohl und stürzen sich wie gierige Geier auf Ross und Reiter. Sie machen den Pferden bereits im Stall und auf der Weide das Leben schwer.
Als wäre das nicht schon nervig genug, verfolgen sie bei Ausritten die trabenden und galoppierenden Tiere besonders hartnäckig, weil deren Schweiss sie wie ein kräftiger Magnet anzieht. Wer eine solche Situation bereits erlebt hat, weiss, welche Gefahren damit verbunden sind. Vor allem blutsaugende Bremsen und Mücken, aber auch Fliegen, die es auf die Rossaugen abgesehen haben, können buchstäblich dafür sorgen, dass das Pferd mit einem durchgeht und im schlimmsten Fall die Reiterin abwirft.
Um dieser Gefahr und der Übertragung von Krankheiten zu trotzen, gibt es einige Massnahmen und Mittel. Am weitesten verbreitet sind Fliegensprays, die im Fachhandel erhältlich sind oder selbst hergestellt werden können. Mit ihren ätherischen Ölen und Duftstoffen halten sie die geflügelten Lästlinge fern. Zu beachten ist dabei der Verzicht auf umweltbelastende Mittel und die Wirkungsdauer. Diese beträgt je nach Hersteller bis zu acht Stunden, ist meist aber kürzer. Für einen normalen Ausritt reicht das problemlos, für die Zeit davor und danach sind andere Lösungen gefragt.
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Eine davon sind spezielle Fliegenmasken, die die empfindlichen Augen und Ohren vor Insekten (und UV-Strahlen) schützen. Sie verhindern, dass Pferde sich mit ihren Hufen an diesen Stellen kratzen und möglicherweise verletzen. Wahlweise gibt es diese Masken auch mit Nüsternschutz. Manche Pferde lehnen solche Masken jedoch vehement ab. Meistens hilft dagegen eine behutsame Gewöhnung, indem man das Pferd die Maske erst beschnuppern lässt und deutlich macht, dass von ihr keine Gefahr ausgeht.
Danach sollte die Tragezeit kontinuierlich gesteigert werden: erst nur ein paar Minuten und dann immer länger. Was die Erfolgschancen ausserdem steigert, ist die Wahl der richtigen Maske. Hier bietet sich eine fachkundige Beratung an, damit die Passform und das Material stimmen. Es gilt: je leichter, desto besser. Manche Modelle bieten eine komfortable Polsterung mit Faserpelz oder Kunstfell.
Einsatz von natürlichen Feinden
Eine deutlich grössere Belastung als der «Nervfaktor» stellt für einige Pferde das sogenannte Sommerekzem dar. Dabei handelt es sich um eine allergische Reaktion gegen Stoffe im Speichel bestimmter Insekten wie Kriebelmücken oder Gnitzen. Sie führt zu einem starken Juckreiz, der zu Scheuen, Fellverlust und schweren Hautinfektionen führen kann. Betroffen sind davon vor allem Islandpferde, Shetlandponys, Haflinger, Norweger und Friesen.
Als Vorbeugung empfehlen sich spezielle Ekzemerdecken. Sie schützen Pferde vom Kopf über den ganzen Körper und Bauch bis hin zum Schweif. Der Fachhandel bietet eine Vielzahl an Modellen und Farben, wobei Zebramuster lästige Insekten besonders effektiv fernhalten sollen, weil sie die optische Wahrnehmung stören. Laut einer aktuellen britischen Studie halten aber auch karierte oder andere Muster lästige Insekten verlässlich ab.
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Schon gewusst?
Kriebelmücken
Sie ähneln eher den Fliegen, sind zwei bis sechs Millimetergross und rötlich, gelb oder schwarz gefärbt. Die blutsaugenden Parasiten leben an fliessenden Gewässern im Schutz von Bäumen und sind überwiegend tagsüber unterwegs. Sie fallen oft in riesigen Schwärmen über Pferde her und stechen an weniger behaarten Stellen wie Ohren und Bauchnaht. Die Folgen können allergische Reaktionen, Sommerekzeme und Koliken sein.
Gnitzen
Sie werden auch Bartmücken genannt, sind ein bis vier Millimeter gross und in der Morgen- und Abenddämmerung aktiv, meist in der Nähe von Gewässern. Ihr Stechen verursacht Juckreiz und kann Sommerekzeme auslösen.
Stechmücken
Sie sind die bekannteste Mückenart und weit verbreitet, auch in Ställen. Die fünf bis sieben Millimeter grossen Tiere sind dämmerungs- und nachtaktiv. Neben Juckreiz und allergischen Reaktionen können ihre Stiche bei sehr starkem Befall sogar Herz-Kreislauf-Versagen verursachen.
Bremsen
Sie können bis zu dreieinhalb Zentimeter lang werden. Bei schwülwarmen Wetter gehen sie besonders gerne auf die Jagd und sorgen mit ihren Stichen für Schwellungen und Juckreiz. Ausserdem können die Viehfliegen Krankheiten wie Milzbrand und Borreliose übertragen
Wer die Insektenproblematik zumindest im Stall bereits im Keim ersticken möchte, kann Fliegen mit natürlichen Feinden biologisch bekämpfen. Prädestiniert sind dafür Schlupfwespen. Sie kommen seit einigen Jahren erfolgreich zum Einsatz und werden selber nicht zur Plage, da sie den direkten Kontakt mit Pferden und Nutztieren vermeiden. Stattdessen begeben sie sich auf die Suche nach den Puppen der Stallfliegen, legen ihre Eier in diese hinein und sorgen dafür, dass sich keine weiteren Lästlinge, sondern ihr nützlicher Nachwuchs entwickelt.
Damit es so weit kommt, empfiehlt die auf diesem Gebiet erfahrene Firma AgrolineBioprotect, rechtzeitig mit der Behandlung zu beginnen. Sobald die ersten Stallfliegen zu sehen sind, müssen die Schlupfwespen zum Einsatz kommen. Notwendig seien zwölf Wiederholungen im Abstand von je zwei Wochen, um den Nützlingen in der warmen Jahreszeit kontinuierlich einen Vorteil gegenüber den Stallfliegen zu verschaffen.
Fliegenspray-Rezept
Im Internet kursieren einige Anleitungen für die Herstellung von Insektensprays. Folgendes Rezept hat sich erfahrungsgemäss bewährt:
• 500 ml Apfelessig
• 500 ml schwarzer Tee
• 4 ml Teebaumöl
• 5 ml Weihrauchöl
• 4 ml Nelkenöl
• eine ausgedrückte Zitrone oder 10 ml Zitronenöl
Die Mischung kräftig in einer Sprühflasche schütteln und vor dem Weidegang und/oder Ausritt auf das Pferd sprühen. Das Gesicht und die Geschlechtsteile dürfen nicht besprüht werden.
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