Vom Schutthaufen zum artenreichsten Zoo
Der Berliner Zoo im Laufe der Zeit
Der Berliner Zoo ist herausragend. Er ist nicht nur der älteste Zoo Deutschlands, sondern auch der meistbesuchte. Die Artenfülle ist so gross wie kaum in einem Zoo weltweit. Ein Rundgang durch den geschichtsträchtigen Hauptstadtzoo.
Im Berliner Zoo ist Geschichte auf Schritt und Tritt erlebbar. Er ist aufgrund seines Artenreichtums, der Tierpräsentation, Inszenierung, Landschaften, Pflanzen und Gebäude einzigartig. Dramatisch wirkende Felsmassive, ruhige, baumbestandene Seen, Springbrunnen und Pagoden entführen in die fernen Welten. Mittendrin präsentieren sich die Tiere vor Gebäuden, die ethnografischen Besonderheiten ihrer Herkunftsländer nachempfunden sind.
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Dass Geschichte im ältesten Zoo Deutschlands grossgeschrieben wird, zeigt sich etwa am neuen Haus für die Indischen Panzernashörner, das als Pagode mit weit emporragendem Turm gestaltet wurde. Es ist eine Hommage an die historischen Gebäude des Zoos. Auch die Grossen Pandas erhielten 2017 mit dem chinesischen Tempel ein Bauwerk, das alte Elemente aufnimmt.
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Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde es Brauch, in zoologischen Gärten Tiergebäude mit exotischen Stilelementen zu bereichern. Diesbezüglich prunkvoll gestaltete Zoos erlangten besondere Bedeutung. Berlin nahm da eine herausragende Stelle ein. Gerade auch wegen der besonderen Gebäude ist der Berliner Zoo ein Besuchermagnet. Viele Tierhäuser sind historisch, doch Belüftung, Raumqualität, Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Lichtansprüche werden den modernsten Kriterien der Tierhaltung angepasst. Die natürlichen Verhaltensweisen der Tiere und die Zuchterfolge zeigen, dass im Berliner Zoo nach neuen tiergartenbiologischen Prinzipien gearbeitet wird.
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Die historischen Anlagen werden durch moderne Tierhäuser ergänzt. So erhalten Besucherinnen und Besucher spektakuläre Einblicke ins Leben der Tiere, beispielsweise im neuen Flusspferdhaus. Wie eine Ballerina tänzelt das Zwergflusspferd aus dem west-afrikanischen Regenwald unter Wasser. Das lässt sich durch eine grosse Glasscheibe beobachten. Das Wasser bleibt sauber dank einer ausgeklügelten Filteranlage, in die ein Wurzelsystem von Schilf eingebunden ist.
In Schutt und Asche
Auch die «Welt der Vögel» wurde erst 2016 eröffnet und beherbergt 300 Arten. Der Besucherraum ist dunkel gehalten, Licht fällt von oben in die Volieren, alle Vögel haben Zugang zu Aussenflügen und können sich in Sonnenstrahlen oder den Regen setzen.
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Flusspferd und Vögel gehörten übrigens nach dem Zweiten Weltkrieg zu den nur 91 überlebenden Tieren des Luftangriffs der Alliierten, die den Zoo vom 22. April bis zum 3. Mai 1945 während zehn Tagen bombardierten. Der 1844 eröffnete, prunkvolle Zoo lag in Schutt und Asche. Die verbliebene Zoobelegschaft harrte im Bunker, der unter dem Haupteingang, dem Elefantentor, lag. Nach den Bombenangriffen führte die Gefechtslinie der deutschen und alliierten Soldaten direkt durch den Zoo. Während der Gefechtspausen versorgten die Wärter die Tiere unter Lebensgefahr. Zum Zoo gehörte auch das 1913 eröffnete Aquarium. Der damalige Direktor, Dr. Oskar Heinroth, flüchtete mit dem zahmen Komodowaran Moritz an der Leine vor den Bombenangriffen in den Bunker. Er starb in den Kriegswirren. Seine Frau, Dr. Katharina Heinroth, wurde nach dem Krieg Direktorin des Berliner Zoos. Elefantenpagode, Straussenhaus, maurische Moschee, Vogelhaus, Aquarium – alles war zerstört. Ohne Geld, aber mit treuen Mitarbeitenden baute die erstaunliche Direktorin den Zoo aus dem Trümmerfeld wieder auf. Denn einzig die Heizung im Flusspferdhaus funktionierte. Und so überlebte Knautschke, der in den Kriegswirren geborene Flusspferdbulle. Die Tierpflegerin Elisabeth Johst versorgte einen Schuhschnabel, der den Krieg überstanden hat, in ihrem Badezimmer.
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Auf Katharina Heinroth folgte 1956 der Veterinär Dr. Heinz-Georg Klös, der zooarchitektonisch bedeutsame Bauten wieder nach alten Plänen errichten liess. Auch deshalb erstrahlt der Berliner Zoo heute wieder in altem Glanz. Die Zoogeschichte wird im Vorraum des Giraffen- und Antilopenhauses mit zahlreichen Bilddokumenten aufgearbeitet. Vom tempelartigen Gebäude blieben nach dem Krieg nur die Aussenmauern stehen.
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Von Takin und Kagu
Ob vor oder nach dem Krieg, der Berliner Zoo steht im Rampenlicht. Ob der Kaiser von Deutschland oder von Österreich-Ungarn, der russische Zar, US-Präsident Kennedy oder deutsche Bundeskanzler – alle waren im Berliner Zoo. Prominenz zeigt sich bis heute gerne im Zoo. So wurde die Anlage für die Grossen Pandas beispielsweise am 5. Juli 2017 mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping eröffnet.
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Viele Tierarten können nur im Berliner Zoo und im Tierpark Berlin-Friedrichsfelde bewundert werden, beispielsweise die Gerenuks (Giraffengazellen). Sie leben im prunkvollen Antilopenhaus und im angrenzenden Gehege. Gerenuks stammen aus der Region des Horns von Afrika. Sie fallen durch ihre Eleganz und den langen Hals auf. Dank ihm erreichen sie in ihrem Lebensraum, der dürren Halbwüste, auch höher gelegene Akazienblätter.
Auf einem Felsmassiv stapfen Takine. Diese zoologische Besonderheit aus dem Himalayagebirge wird selten in Zoos gepflegt. Takine sehen zwar rinderartig aus, gehören aber zu den Ziegen. Von vielen Tieren werden gleich mehrere Arten gehalten wie etwa die Netz- und Massai-Giraffen, Böhm-, Steppen- und Grevyzebras, Wisente und Bisons. Eine weitere Spezialität sind Wildschweine und Wildrinder. Mit dem reetgedeckten Schweinehaus von 1910 haben die Schweinearten ihr eigenes Revier.
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Bei den Vögeln sind die flugunfähigen Kagus aus Neukaledonien absolute Seltenheiten, ebenso wie der afrikanische Wollkopfgeier und die südamerikanischen James-Flamingos. Mit Zwerg-, Rosa-, Chile- und Andenflamingos präsentiert der Berliner Zoo eine unvergleichliche Artenfülle an Flamingos. Nebst dem Vogelhaus locken eine Fasanerie sowie ein historisches Hühnerhaus. Zur enormen Artenfülle trägt das 1913 eröffnete und nach dem Krieg wieder vollständig und originalgetreu aufgebaute Aquarium bei, das sowohl vom Zoo als auch von einem separaten Eingang aus besucht werden kann.
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Meeres- und Süsswasserfische, Insekten, Amphibien und Reptilien sind die Hauptdarsteller in dieser Wunderwelt. Seit jeher lockt zuoberst die Krokodilhalle, eine Tropenhalle, die heute von Ganges-Gavialen bewohnt wird. Ein Tag reicht kaum, um in den Zoologischen Garten Berlin mit seinen Tierpersönlichkeiten einzutauchen. Geschichts- und Tierinteresse, Naturneugierde und Ästhetik sowie der Wunsch nach Harmonie werden gleichermassen befriedigt.
Eine Stadt, zwei Zoos
Nur selten gibt es in einer Stadt zwei Zoos. Berlin lockt mit ungefähr 1090 Arten im 33 Hektaren grossen Zoo und mit 556 Arten im 160 Hektaren grossen Tierpark Berlin-Friedrichsfelde, der ehemals in der DDR lag. Beide Zoos gelangten zu Weltruhm. Berlin ist die einzige Stadt weltweit, die so viele Arten zeigen kann. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurde befürchtet, dass der Tierpark aufgelöst würde. Dem ist aber nicht so. Der Landschaftszoo wird weitergeführt. Beide Anlagen haben unterschiedliche Charaktere und Schwerpunkte, sie werden derzeit von Dr. Andreas Knierim geführt. Seit 2007 werden Zoo und Tierpark nur noch von einem Direktor geleitet.
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