Etruskerspitzmaus (Suncus etruscus)

Die Etruskerspitzmaus ist mit lediglich35 bis 48 Millimetern Länge und einem Gewicht von 2,5 Gramm das kleinste Säugetier der Welt. Sie kommt hauptsächlich in Asien und dem Mittelmeerraum vor. Ihr Verbreitungsgebiet streift die Schweiz nur am Rande, entsprechend selten ist sie bei uns. Anders als ihr Name vermuten lässt, sind Spitzmäuse nicht näher mit Mäusen verwandt, sondern gehören zur Ordnung der Insektenfresser, zu der auch der Maulwurf und der Igel gehören.

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Kleines Mausohr (Myotis blythii)

Das Kleine Mausohr lebt ebenfalls hauptsächlich im Mittelmeerraum und kommt bei uns nur im Süden sowie im St. Galler Rheintal vor. Es jagt ausschliesslich über extensiven Wiesen und Felssteppen nach grossen Langfühlerschrecken. Durch die Intensivierung der Landwirtschaft und die Bewässerung von Trockenrasen verringert sich der Lebensraum dieser Fledermäuse zusehends. Das Kleine Mausohr verbringt den Tag gerne in Dachstöcken, wo es auch seine Jungen aufzieht. In der Schweiz sind jedoch nur wenige solche Kolonien bekannt.

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Europäische Sumpfschildkröte (Emys orbicularis)

Bei den Reptilien gelten zwei Arten als in der Schweiz vom Aussterben bedroht.Allerdings wurde die rote Liste seit 2005 nicht mehr offiziell aktualisiert. Die Europäische Sumpfschildkröte ist besonders an qualitativ hochwertige Wasserlebensräume gebunden und nur an wenigen Standorten bekannt. 1994 deklarierte man sie als in der Schweiz ausgestorben, da keine fortpflanzungsfähige Population beobachtet werden konnte. Heute weiss man, dass sich die Tiere bei uns durchaus fortpflanzen können. Neben den Bemühungen, ihren natürlichen Lebensraum zu schützen,finden inzwischen zusätzliche Zucht- und Wiederansiedlungsprojekte statt.

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Grosse Hufeisennase (Rhinolophus ferrumequinum)

Die Grosse Hufeisennase war früher in der Schweiz weit verbreitet, wenn auch nicht häufig. Die Tiere jagen über offenen Landschaften nach Nachtfaltern und verbringen den Tag schlafend in Gebäuden. Heute bestehen nur noch fünf isolierte Populationen in Dachstöcken mit insgesamt weniger als 250 Tieren. Diese isolierten Bestände sind ein Problem für den längerfristigen Erhalt der Fledermausart, sodass sie aus der Schweiz verschwinden könnte, sollten ihre Hangplätze nicht mehr ausreichend geschützt werden.

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Graues Langohr (Plecotus austriacus)

Auch das Graue Langohr nutzt die Gebäude tagsüber, aber auch während des Winterschlafs. Entsprechend störungsanfällig sind die Fledermäuse. Renovationen und Umnutzungen von Dachstöcken sowie der Einsatz von giftigem Holzschutzmittel bedrohen die Art stark. In der Schweiz ist ihre Verbreitung zudem sehr lückenhaft. Sie ist nur im Mittelland und entlang des Jurabogens anzutreffen und eng an traditionelle Landwirtschaftsgebiete der Hügelregion gebunden.

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Vipernatter (Natrix maura)

Die Vipernatter ist eine ungiftige Schlange, die in der Schweiz lediglich rund um den Genfersee und im unteren Rhonetal vorkommt. Sie ernährt sich vor allem von Fischen und kann exzellent schwimmen, ist allerdings auch auf entsprechende Gewässer angewiesen. Der Gesamtbestand in der Schweiz wird auf weniger als1000 Tiere geschätzt, die sich in drei Populationen aufteilen. Die Vipernatter konkurriert mit der in den 1920ern in der Region ausgesetzten, ebenfalls ungiftigen Würfelnatter (Natrix tessellata), die eine ähnliche ökologische Nische besiedelt.

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Wachtelkönig (Crex crex)

Auch der Wachtelkönig leidet unter der Intensivierung der Landwirtschaft. Einst ein häufiger Wiesenvogel, war er in den 80er-Jahren in der Schweiz praktisch ausgestorben. Seitdem hört man seine charakteristischen, ratschenden Rufe nachts nur noch selten. Dank Artenförderungsprogrammen werden heute Wiesen, auf denen der seltene Vogel brütet, gezielt geschützt. Die entsprechenden Wiesenstücke werden dann erst nach dem Ausfliegen der Jungen gemäht und die Landwirte für den Ausfall entschädigt.

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Rebhuhn (Perdix perdix)

Von den früher stark bejagten Rebhühnern sind in der Schweiz nur noch wenige Brutpaare im Kanton Genf bekannt. Der ursprüngliche Steppenbewohner bevorzugt offenes, trockenes Ackerbaugebiet, das durch die Intensivierung der Landwirtschaft in der Schweiz praktisch verschwunden ist. Ein Wiederansiedlungsprojekt im Kanton Schaffhausen scheiterte bisher. Ausserhalb der Schweiz hat das Rebhuhn ein weites Verbreitungsgebiet und gilt nicht als gefährdet.

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Grosser Brachvogel (Numenius arquata)

Der primär im nördlichen Europa und Asien vorkommende Grosse Brachvogel hat zuletzt 2006 in der Schweiz gebrütet. Er bevorzugt feuchte Wiesen, auf denen er mit seinem langen Schnabel nach Würmern und Insekten stochern kann. Auf den Riedflächen der Schweiz kommt es wegen des dichten Wegnetzes immer wieder zu Störungen, weswegen auch in Zukunft eine erfolgreiche Brut der bis zu einem Kilogramm schweren Schnepfe bei uns unwahrscheinlich ist. Als Zugvogel macht er jedoch öfters bei uns Rast und kann zu den entsprechenden Jahreszeiten zum Beispiel im Fanel am Neuenburgersee beobachtet werden.

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Purpurreiher (Ardea purpurea)

Das Verbreitungsgebiet des Purpurreihers umfasst grosse Teile Europas, Afrikas und Asiens. Er ist auf grosse, strömungsarme Schilfgebiete angewiesen, wie man sie in der Schweiz immer weniger findet. Entsprechend selten bekommt man den grossen Vogel zu Gesicht, und noch seltener brütet er bei uns. Lediglich in der Grande Cariçaie entlang des Neuenburgersees nistet er noch regelmässig. Etwas häufiger rasten Durchzügler bei uns, sodass man sie im April und Mai manchmal beobachten kann. Dielangen Zehen des Purpurreihers sind eine Anpassung an das Leben im Schilf, auf dem er geschickt klettern kann, indem er bei jedem seiner Schritte mehrere Halme umklammert.

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Bartgeier (Gypaetus barbatus)

Mit einer Spannweite von über 2,6 Metern ist der Bartgeier der grösste Vogel derAlpen. In der Schweiz wurde er Ende des 19. Jahrhunderts mit einer Abschussprämie belegt, gezielt bejagt und schliesslich ausgerottet. Seit 1986 finden Wiederansiedlungsprogramme statt, die den imposanten Greifvogel zurück in die Schweizer Alpen bringen sollen. 2007 kam es zu ersten erfolgreichen Bruten am Ofenpass GR und im Wallis. Bartgeier sind Aasfresser, die auf die Verwertung von Knochen spezialisiert sind, unter anderem Kadaver von verunglückten oder kranken Tieren beseitigen und so zum Beispiel auch der Verbreitung von Seuchen unter Alpenhuftieren entgegenwirken.

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Bekassine (Gallinago gallinago)

Die Bekassine ist die häufigste Schnepfe Europas, kommt bei uns aber nach einem dramatischen Bestandseinbruch in denletzten 60 Jahren nicht mehr als Brutvogel vor. Auch in den Nachbarländern nehmen die Populationen stetig ab. Trotzdem sieht man Bekassinen bei uns ab und zu als Durchzügler und Wintergäste auf feuchten Riedflächen. Wird die Schnepfe gestört, fliegt sie erst kurz vor der Entdeckung auf und verschwindet in einem rasanten Zickzackflug. Ihr eigentümlich meckernder Balzruf brachte der Bekassine auch den Namen «Himmelsziege» ein.

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Grauammer (Emberiza calandra)

Auch der Bestand der Grauammer ist in den letzten Jahrzehnten dramatisch eingebrochen, hauptsächlich aufgrund der Intensivierung der Landwirtschaft. Der unscheinbare Steppenvogel bevorzugt offene, abwechslungsreiche Kulturlandschaften und sitzt oft auf erhöhten Warten in Hecken. Heute brütet ein Grossteil des Bestandes der Schweiz auf drei ökologisch aufgewerteten Flächen. 2022 brütete die Grauammer hierzulande deutlich häufiger als im Jahr zuvor, was laut der Vogelwarte Sempach ein Grund zur Hoffnung für die selten gewordene Art gibt.

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Roi du Doubs (Zingel asper)

Auch vier Fischarten gelten in der Schweiz als bedroht, primär wegen ihres sehr kleinen Verbreitungsgebiets. Der «König des Doubs» kommt in der Schweiz ausschliesslich im jurassischen Einzugsgebiet des Flusses auf einem Abschnitt von lediglich 30 Kilometern vor. Der auch Apron genannte Fisch bewohnt Fliessgewässer mit einem Untergrund aus Kies und benötigt einen hohen Sauerstoffgehalt. Die Entfernung künstlicher Hindernisse im Doubs ist eine der Prioritäten zur Erhaltung des Schweizer Bestands, sodass der genetische Austausch zwischen den Populationen weiter flussabwärts verbessert werden kann.

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Sofie (Parachondrostoma toxostoma)

Die Sofie, auch Südwesteuropäischer Näsling genannt, ist ein kleiner Fisch,dessen Verbreitungsgebiet die Schweiz nur in der Region des Doubs tangiert. Ausserhalb der Schweiz ist die Sofie weit verbreitet. Ihr Bestand ist jedoch durch die Hybridisierung mit der Nase bedroht.

Nase (Chondrostoma nasus)und Savetta (Chondrostoma soetta)

Die Nase ist eine grundsätzlich weitverbreitete Fischart, die in der Schweiz in einigen Seen des Mittellandes sowie in breiten Flüssen zu finden ist. Die Populationen waren früher so gross, dass man unter dem Vorwand, sie würden sich zu stark von Forelleneiern ernähren, richtige Ausrottungskampagnen durchführte. Dadurch und durch die Zerstörung des natürlichen Lebensraums gelten sowohl die Nase als auch ihre Schwesterart, die Savetta, in der Schweiz als vom Aussterben bedroht.

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