An den Kosten der Sanierung von rund 475'000 Franken beteiligten sich unter anderem der Lotteriefonds des Kantons Bern, Einwohner- und Burgergemeinden der Region sowie private Sponsoren, wie der Alpenwildparkverein am Samstag mitteilte.

Der Alpenwildpark in Interlaken spielte, neben dem Tierpark Peter und Paul in St. Gallen eine entscheidende Rolle bei der Wiederansiedlung des «Königs der Alpen» in der Schweiz.

1913 wurde der Park in Interlaken gegründet und zwei Jahre später zogen die ersten Tiere, die man aus St. Gallen bezog, ins Gehege ein. 1921 konnten die ersten Steinböcke am nahen Hardergrat hoch über dem Brienzersee ausgesetzt.

Störenfriede
Die Kolonie entwickelte sich derart rasch, dass sich in den Dreissigerjahren Klagen von Landwirten über untragbare Verbissschäden an Wiesen und Viehweiden mehrten. Gegen die naheliegende Lösung, die Störenfriede abzuschiessen, regte sich jedoch sofort Widerstand.

So machte man sich in bernischen Landen daran, dem Steinbock-Problem auf andere Art Herr zu werden. Wildhüter entwickelten um 1938 eine Kastenfalle, mit der die Tiere lebend gefangen werden konnten.

Die gefangenen Tiere wurden in anderen Regionen wieder ausgesetzt. Auf diese Weise hat der Kanton Bern massgeblich zur Verbreitung des Steinbocks im gesamten Schweizer Alpenraum beigetragen.

«Kletternde Apotheke»
Bis Mitte des 15. Jahrhunderts war der Steinbock im gesamten Alpenbogen verbreitet. Mit dem Aufkommen von Feuerwaffen ging es dem stolzen Alpenbewohner aber an den Kragen.

Dazu beigetragen hat wohl in vielen Fällen der Hunger der Bergbevölkerung. Doch auch die von Aberglaube geprägte Volksmedizin trug das Ihrige zur Ausrottung bei. Die zerriebene Hornspitze galt als Potenzmittel und das Blut als Mittel gegen Blasensteine.

Auch Magenteile des Alpentiers waren begehrt; man glaubte fest an ihre Wirkung gegen die Melancholie. 1809 wurde der letzte Steinbock der Schweiz erlegt.

Dem König geklaut
Die zur Wiederansiedlung nötigen Tiere beschafften sich die Schweizer Anfang des vergangenen Jahrhunderts in Italien - illegal. Der damalige italienische König hatte sich nicht geneigt gezeigt, aus seinen Beständen, die er sich zum Jagdvergnügen hielt, Tiere in die Schweiz zu verkaufen.

So wurden kurzerhand Wilderer losgeschickt, die Tiere auf Schmugglerpfaden in die Schweiz, in den St. Galler Park, zu holen. 2006 schenkte die Schweiz dem Nachbarland Italien 40 Steinböcke als «symbolische Rückgabe».

Heute noch eine Touristenattraktion
Der Alpenwildpark in Interlaken hat heute vor allem Bedeutung als Tourismusattraktion. Neben Steinböcken bietet er auch Murmeltieren ein Zuhause. Bei den Sanierungsarbeiten stand vorwiegend der Unterhalt der Anlagen im Zentrum, etwa eine verbesserte Entwässerung. Mit einer kleinen Feier wurde der Park am Freitag eröffnet.