Die «Bildungswerkstatt Bergwald» in Thun hat ein klares Ziel: «Wir führen Menschen in den Bergwald, um ihnen prägende Erfahrungen in der Natur zu ermöglichen, die sie mit allen Sinnen erleben», ist auf ihrer Webseite zu lesen. Die gemeinnützige Schweizer Stiftung für Jugendpädagogik und Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) führt in der ganzen Schweiz Klassen mit Jugendlichen ab zirka 15 Jahren Waldprojektwochen durch.

«Unter der Leitung von Forstfachpersonen erledigen die Jugendlichen oder Erwachsenen praktische handwerkliche Arbeiten, die Sinn stiften», steht dazu weiter auf der Webseite der Stiftung. Letzte Woche ging es nun hinaus in die Natur: 21 Jugendliche der Fachmittelschule Oberaargau – 19 junge Frauen und zwei junge Männer – sind im Natur- und Tierpark Goldau im Einsatz. In drei Gruppen und an vier verschiedenen Standorten leisteten sie wertvolle Arbeit für die Naturschutzgebiete rund um den Tierpark.

Handarbeit für die Natur Während der Einsatzwoche wechselten die Gruppen die Einsatzplätze. So erhielten sie Einblick in die verschiedenen Tätigkeiten. Der erste Einsatzplatz war am Depotweg, der an den SBB-Geleisen entlangführt. Hier befindet sich ein Steilhang mit Trockenwiese und anschliessendem Strauchgürtel am Waldrand.

Damit dieser nicht verwuchert, werden jedes Jahr Pflanzen wie Brombeeren entfernt und jeweils auf einem Sechstel der Fläche schnell wachsende Büsche zurückgeschnitten. Die Jugendlichen wurden zu Beginn instruiert, welche Pflanzen sie stehen lassen können und welche entfernt werden müssen. Natürlich wurde ihnen auch mitgeteilt, wieso diese Arbeit gemacht wird: Die Pflege des wertvollen Standortes fördert verschiedenste Pflanzen und bietet vielen Tieren Lebensraum.

Einsatz im Naturschutzgebiet Hangried

Der zweite Einsatzort war im Naturschutzgebiet Hangried, eines der Gebiete im Natur- und Tierpark Goldau. Es liegt oberhalb der Gemeinschaftsanlage für Bär und Wolf ist ein selten gewordener Standort, von dem viele Pflanzen- und Tierarten profitieren können. Das Gebiet wurde vorab von Mitarbeitern des Natur- und Tierparks gemäht, das getrocknete Gras schichteten die Lernenden zu einer Triste auf. Diese «Heutürme» dienten früher als Wintervorrat für das Vieh – jetzt bieten sie insbesondere Unterschlupf für Blindschleichen, Ringelnattern oder Hermeline. Zudem entfernten die Schüler Schlamm und Schilf aus verschiedenen Teichen, damit diese nicht verlanden, sondern Gelbbauchunken als Lebensraum dienen.

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Auch am dritten Standort wurde wichtige Arbeit zur Förderung der Artenvielfalt geleistet. «Aaaaaachtung, Baum fällt!» – im dichten Wald wurden Fichten gefällt, um diesen zu lichten. Dies aber nicht mit einer Motorsäge, sondern von Hand und mit viel Muskelkraft und Ausdauer. Die Äste der gefällten Bäume wurden mit dem Beil entfernt und mit ihnen bauten die Jugendlichen Asthaufen. Diese können Überwinterungsort, Versteckplatz sowie Aufzuchtkammern für diverse Tierarten sein. So finden beispielsweise Kleinsäugetiere wie Igel Unterschlupf, Käfer verarbeiten das Totholz und Vögel nutzen sie als Sitzwarte oder gar als Brutort.

Die Schulklasse wächst zusammen

Die harte Arbeit schweisst zusammen, man lernt sich kennen. Denn die jungen Erwachsenen sind alle erst seit wenigen Wochen in derselben Klasse. Dass sie einen Einsatz im Natur- und Tierpark Goldau hatten, kommt nicht von ungefähr: Es ist bereits zur Tradition geworden, dass diese Klasse einen wöchigen Einsatz mit der Bildungswerkstatt Bergwald hat. Und auch die Zusammenarbeit der Bildungswerkstatt und des Tierparks ist nicht neu: Schon zum fünften Mal arbeiten der Natur- und Tierpark Goldau und die Bildungswerkstatt Bergwald zusammen und setzen gemeinsame Projekte um.

Doch es gab nicht nur Arbeit für die Klasse: An einer Führung durch den Natur- und Tierpark Goldau lernten sie den Park und seine Bewohner kennen. Der Abschluss der Führung fand auf dem Tierpark-Turm statt; so konnten sie die Blicke über die Region schweifen lassen.