Eine Filmcrew hatte mit dem kleinen Fluggerät Aufnahmen aus der Luft von einer Affengruppe im Royal Burgers' Zoo in Arnheim machen wollen. Doch Schimpansenweibchen Tushi brachte die Drohne kalkuliert zur Strecke: Sie kletterte auf ein Gerüst und attackierte mit einem fast zwei Meter langen Zweig das Flugobjekt.

Ein Bericht über diesen Vorfall vom April ist nun in der Fachzeitschrift «Primates» erschienen, wie der Wissenschaftsverlag Springer mitteilte. Die Wissenschaftler Jan van Hooff und Bas Lukkenaar sehen Tushis Aktion als weiteren Beweis dafür, dass Schimpansen nicht lange zögern und als Werkzeug benutzen, was ihnen in die Finger kommt.

Zweiter Streich erledigt Drohne
Bereits bei einem Testlauf hatte die Drohne die Aufmerksamkeit der Schimpansen geweckt: Manche schnappten sich Weidenzweige vom Boden. Vier der Tiere erklommen, so bewaffnet, ein Klettergerüst in der Nähe der Drohne. Dieses Verhalten sei für Schimpansen eher untypisch, befanden die Forscher. Als die Aufnahmen begannen, zoomte die Kamera auf die beiden Weibchen Tushi und Raimee: Sie sassen immer noch auf dem Holz-Gerüst und hielten Zweige in den Händen, die etwa 180 Zentimeter lang waren. Tushi schwenkte ihren Zweig zweimal durch die Luft.

Der zweite Streich holte die Drohne auf den Boden und zerstörte sie, wie die letzten Filmaufnahmen zeigen. Vor und während des Hiebs schnitt das Tier Grimassen. Tushi wurde 1992 in der Schimpansen-Gruppe von Arnheim geboren. Obwohl ihr Gesicht ihre Anspannung verriet und sie ihre Zähne bleckte, zeigte Tushi den Forschern zufolge keinerlei Anzeichen von Furcht. Daraus - so die Studie - könne man schlussfolgern, dass sie mit Absicht auf die Drohne eingeschlagen habe, nicht aus Reflex.

«Einzigartige Handlung»
«Die Benutzung eines Stocks als Waffe war eine in diesem Kontext einzigartige Handlung», kommentierte van Hooff. «Sie schien sehr durchdacht.» Lukkenaar ergänzte: «Diese Begebenheit liefert uns weitere Anzeichen, dass Schimpansen die Benutzung von Werkzeug vorausplanen.» Nach dem Absturz inspizierten die Schimpansen die Drohne und warfen sie herum, bis sie das Interesse daran verloren.

Immer wieder verblüffen Schimpansen mit ihren Fähigkeiten, auch in der Wildnis. Sie können zum Beispiel mit ihren Zähnen Äste anspitzen und gehen damit auf Jagd nach kleinen Primaten. In einer Region im Senegal nutzten vor allem die Weibchen solche Waffen, berichteten Forscher im Fachblatt «Royal Society Open Science».

In Guinea beobachteten Wissenschaftler, wie wilde Schimpansen Blätter im Mund zerknitterten, um sie als Schwamm zu gebrauchen: Mit diesem Löffelersatz seien die Affen an vergorenen Palmensaft herangekommen, heisst es im gleichen Fachblatt. Im Durchschnitt enthielt das süffige Getränk 3,1 Prozent Alkohol. Nach dem Gelage legten sich viele Tiere schlafen.

 

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