Frau Federer, am Montag hat der Bundesrat die ausserordentliche Lage» ausgerufen. Seither bleiben auch bei Ihnen die Besucher aus. Mit welchen Gefühlen blicken Sie auf die letzten Tage zurück?
Die Unsicherheit der letzten Tage seit der Schliessung unseres Zoos macht mir schon etwas Angst. Denn wie uns geht es momentan allen anderen auch. Keine Besucher bedeutet vor allem einmal keine Einnahmen. Wir haben praktisch keine anderen Kanäle, über die Geld herein kommt.

Wo gibt es Möglichkeiten, die Kosten zu senken?
Zoos stehen allgemein vor der Schwierigkeit, dass sie die Ausgaben nicht auf Null senken können. Die Pflege und Grundversorgung der Tiere soll, ja muss auf dem gleichen Stand wie bisher gehalten werden. Und logischerweise können Tierpflegerinnen und Tierpfleger nicht im Homeoffice arbeiten. Ein paar Einsparungen konnten wir dennoch umsetzen.

In welchen Bereichen?
In denjenigen, die direkt von den Besuchern abhängig sind. Sprich in der Verwaltung und in der Gastronomie. Wir haben in verschiedenen Bereichen Kurzarbeit beantragt. Ob das allerdings längerfristig reicht, weiss ich zum Zeitpunkt nicht. Es ist ja durchaus möglich, dass die Massnahmen noch länger in Kraft bleiben. In der jetzigen Situation hilft es, sich auf positive Aspekte der ganzen Krise zu besinnen.

Gibt es die?
Zweifellos! Es zeigt sich, dass wir ein tolles Team haben, bei dem alle am gleichen Strick ziehen. Momentan müssen wir sogar eher dafür sorgen, dass auch diejenigen, die zuhause bleiben sollten, nicht zur Arbeit erscheinen. Es ist mir ein grosses Anliegen, die Vorgaben des Bundesamts für Gesundheit (BAG) einzuhalten.

Wir werden wohl auch beim Bund um Hilfe ansuchen müssen.

Karin Federer
Zoodirektorin und Tierärztin, Walter Zoo

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Ist das bei der Tierpflege denn überhaupt möglich?
Wir haben die Grösse der Gruppen reduziert und die Pflegepersonen in Teams aufgeteilt. So verhindern wir, dass eine ganze Crew ausfällt, sollte jemand erkranken. Dann hätten wir nämlich ein ernsthaftes Problem. Nicht jede Pflegeperson kann jede Tierart betreuen.

Haben Sie eine Möglichkeit, einen Transfer von Wissen vorzunehmen?
Bis zu einem gewissen Grad. Wer schon länger nicht mehr mit einem Tier gearbeitet hat, wurde in letzter Zeit bewusst entsprechend eingeteilt, um das Wissen aufzufrischen. Oft geht es auch darum, sich die Abläufe bei der Pflege wieder zu vergegenwärtigen. Man vergisst sie naturgemäss mit der Zeit.

Wie gross ist Ihr Team?
Wir haben rund 60 Festangestellte. Hinzu kommen 40 ehrenamtliche Helfer. Doch weil viele von ihnen pensioniert sind, müssen wir in der jetzigen Situation auf ihre Dienste leider verzichten und sie bitten, zuhause zu bleiben. Ich hoffe, sie verstehen das — viele von ihnen wollen ja so gerne helfen. Das können wir aber leider zum jetzigen Zeitpunkt nicht verantworten. Dennoch, diese Solidarität, der Zusammenhalt in der Zoo-Community ist bewegend und grossartig.

Wie lange kann der Walter Zoo ohne Einnahmen überleben?
Das kann ich zum jetzigen Zeitpunkt schlichtweg nicht sagen. Wir müssen ganz sicher Lösungen suchen, wie alle anderen Zoos auch. Wir werden wohl auch beim Bund um Hilfe ansuchen müssen. Doch wie wir kämpfen auch Tausende andere Firmen ums Überleben, das ist uns bewusst. Wir werden uns wie alle anderen gedulden müssen – auch, bis allgemein gültige Regeln aufgestellt sind. Immerhin, ganz auf den Zoo verzichten muss niemand.

Sprechen Sie das Projekt «Wir bringen euch den Walter Zoo nach Hause!» an? 
Ja, wir werden in den nächsten Wochen regelmässig Videos auf Facebook und Instagram posten. So bleiben der Zoo und seine Tiere immerhin in Erinnerung.

Infos zu Spenden, Tierpatrenschaften und laufend News: www.walterzoo.ch