Drei neonikotinoidhaltige Pflanzenschutzmittel – darunter Thiamethoxam von Syngenta – unterliegen seit 2013 in der EU und der Schweiz einem Teilverbot. Das heisst, sie dürfen beispielsweise nur ausserhalb der Blütezeit verwendet werden, da sie bestäubenden Insekten wie Bienen schaden. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace fordert mit einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht, diese Pestizide komplett zu verbieten.

Grundlage der Forderung ist eine umfassende Übersichtstudie über die Umweltauswirkungen der Substanzen, die während der letzten drei Jahre in hunderten wissenschaftlichen Untersuchungen beschrieben wurden. Die neuen Erkenntnisse seit 2013 untermauerten die damalige Einschätzung der EU-Lebensmittelbehörde EFSA, gehen aber auch darüber hinaus, schreiben Forscher um Dave Goulson von der britischen University of Sussex im Greenpeace-Bericht.

Teils unterschätzte Risiken  
In einigen Bereichen zeigen die neuen Daten ein höheres Umweltrisiko als bisher angenommen: So sei beispielsweise damals davon ausgegangen worden, dass Wildpflanzen die in der Landwirtschaft verwendeten Neonicotinoide kaum aufnehmen. Studien hätten die Substanzen inzwischen aber auch in Pollen und Nektar von Pflanzen abseits des Ackers nachgewiesen.

Ausserdem habe sich gezeigt, dass auch die Behandlung von nicht-blühenden Nutzpflanzen ein Risiko für Nützlinge darstellen. Die Substanzen verweilen zudem über Jahre in der Erde und können sich ansammeln.

Auch in diversen Gewässern wurden die Pestizide nachgewiesen, wobei sich insbesondere wasserlebende Insekten als weitaus empfindlicher herausgestellt hätten als die Modellorganismen, die für Risikoabschätzungen von Pestiziden eingesetzt werden, wie die Forscher im Bericht festhalten.

Pestizide schaden Bestäubern  
Neonicotinoide stehen schon länger im Verdacht, für das Bienensterben mit verantwortlich zu sein. Negative Effekte auf die Bienengesundheit wurden seither in diversen Studien nachgewiesen. Imker und Umweltverbände fordern daher ein Moratorium dieser Pflanzenschutzmittel. Auch ein Zusammenhang des Pestizideinsatzes mit dem Rückgang von verschiedenen anderen bestäubenden Insekten wie Wildbienen, Hummeln und Schmetterlingen wurde beobachtet.

Die Landwirtschaft – und damit die Ernährungssicherheit – ist auf die Bestäubung durch Insekten wie Bienen und Hummeln angewiesen. Rüebli, Mandel und Raps sind nur einige der vielen Landwirtschaftsprodukten, die von bestäubenden Insekten abhängig sind. Die gesamte Bestäubungsleistung beträgt jährlich mehrere Milliarden Franken.