Da sind sich Christian Henle und Marianne Meili vom Kompostforum Schweiz einig: Auch bei wenig Platz gibt es Möglichkeiten, aus den eigenen Rüstabfällen Kompost herzustellen. Das stärkt das Bewusstsein für den Kreislauf: vom Teller zurück zum Teller. Doch trotz des guten Ansatzes sollte nicht vergessen werden, dass das Kompostieren in jedem Fall zeitaufwendig ist und das Kompostgut schliesslich auch verwerten werden muss, sonst bringe das Ganze nichts, betonen die Experten. Wer also den Kompost nicht nutzen kann, greift auf die gute alte Grüntonne zurück. Quartier- oder Gemeinschaftskomposts sind auch eine gute Möglichkeit, seine Rüstabfälle zu kompostieren. Meist wird die Arbeit unter den Beteiligten aufgeteilt. Wer aber den materiellen und zeitlichen Aufwand nicht scheut, kann sich einen Kompost im Miniaturformat anlegen – ob Wurmkompost, Bokashi oder Kistenkompost, alle haben Vor- und Nachteile.

Wurmkompost: glitschige Helfer

Diese Art zu kompostieren baut auf kleine fleissigeUnterstützer, um die es sich aber auch zu kümmern gilt: Beim Wurmkompostieren wird aus mehreren aufeinandergestapelten Kisten oder Rundelementen ein Zuhause für Kompostwürmer (Eisenia foetida) gebaut. Zwischen den verschiedenen Ebenen hat es Löcher, sodass sich die Würmchen von Ebene zu Ebene bewegen. Im unteren Stockwerk leben die Tierchen und im oberen kommen immer wieder organische Materialien dazu. Die Würmer wandern nach oben, verdauen das Ganze und scheiden Wurmhumus aus. Dieser sammelt sich im untersten Behälter und kann immer wieder bequem geerntet werden.

Bei dieser Art der Rüstabfallverwertung ist es wichtig, zu bedenken, dass dabei Tiere involviert sind, die Bedürfnisse haben. Laut Christian Henle müssen Wurmkomposter luftdurchlässig sein, Temperaturen puffern können und den Würmern ein dunkles Milieu bieten. Achtung: Viele Anbieter senden die Kompostwürmer per Post, dieses Vorgehen sei jedoch kritisch zu hinterfragen.

In den Wurmkompost kommen nährstoffreiche, weiche Küchenabfälle. Das Schnittgut aus dem Garten eignet sich hingegen weniger. Mindestens ein Drittel sollten Faserstoffe sein, dazu gehören beispielsweise Toilettenpapierrollen, verholzte Blumenstängel oder Eierkartons. Christian Henle hat noch einen Hinweis, wenn der Wurmkompost im Haus steht: «Zwiebeln und Kohl riechen stärker als andere Zutaten.»

Beim Wurmkomposten gibt es flüssige Abfälle, die sich am Boden des Behälters sammeln. Viele vorgefertigte Wurmkomposter haben deshalb einen Ablasshahn. Der Wurmsaft kann ins Giesswasser und danach den Pflänzchen gegeben werden. Der beim Wurmkompostieren entstandene Wurmhumus ist hochkonzentrierter Dünger und muss vor dem Gebrauch mit Erde verdünnt werden.

Bokashi: asiatische Fermentierung

Genau genommen ist der Bokashi kein Kompost. Denn die Rüstabfälle werden durch Mikroorganismen fermentiert. Bokashi-Kübel sind luftdichte, verschlos-sene Behälter aus Kunststoff, in die täglich weiche, gut zerkleinerte Küchenabfälle gegeben werden. Zwischen die Küchenabfälle wird Beschleuniger, auch Ferment genannt, dazu gegeben. Dieses besteht aus Effektiven Mikroorganismen (EM).

Bokashierung lohnt sich vor allem für gekochte Speisen. Da der Eimer im Gegensatz zum Grünkübel keine so grossen Geruchsemmissionen erzeugt, ist der Bokashi auch gut in der Küche aufzubewahren. Wenn der Behälter voll ist, muss man ihn zwei bis dreiWochen geschlossen halten, bis das Ganze unter Luftabschluss vergärt. Das entstandene Gärgut muss sauer und etwas nach Apfelessig riechen. Wegen des niedrigen pH-Werts darf es nicht direkt mit Pflanzenwurzeln in Kontakt kommen, sonst würde es diesen nur schaden. Zuerst muss das Gärgut vererdet werden, sodass sich der pH-Wert neutralisiert. Wie? Christian Henle und Marianne Meili erklären, dass unterschiedliche Verdünnungsanteile empfohlen werden. Man kann das Gärgut von 2/3 bis zu 5/6 mit Erde mischen. Es wird teilweise auch empfohlen, das Ganze zwischen Erdschichten zu geben und nochmals mit dem Fermentiermittel zu besprühen. Das Erdgemisch sollte drei bis acht Wochen ruhen, bevor es zu den Pflanzen gegeben wird.

Kompostkiste: Heimwerker-Kleinkompost

Für das Kompostieren in kleinem Rahmen braucht man zwei Behälter. Am besten bestehen diese aus Plastik oder Holz. Die beiden Abteile müssen durch Spalten oder Löcher luftdurchlässig sein. Es kann auch eine grosse Kiste in zwei Abteile geteilt werden.

Der erste Behälter wird bis zu einem Drittel mit zwei gleichhohen Schichten Holzhäcksel und Erde befüllt. Auf diese Schichten kann dann das organische Material gegeben werden – idealerweise zerkleinerte Rüstabfälle. Mit jeder Zugabe müssen aber auch wieder etwas Erde und Holzhäcksel daruntergemischt werden. Das Mischen der Küchenabfälle mit Holzhäcksel oder anderem groben Material gewährleistet, dass Pilze, die aeroben Mikroorganismen und Kleinlebewesen genügend Luft haben. Die Schichten können mit Steinmehl bepudert werden. Durch das oberflächliche Einbuddeln vorzu muss der Kompost nicht als Ganzes umgeschichtet werden.

«Wichtig beim Kompostieren ist die fachgerechte Bewirtschaftung»

 

Grüntonne

Wer keine Verwendung für den Kompost hat, sollte auch keinen Kompost im Kleinformat anlegen. Stattdessen kann man sich gegen Gebühr eine Grüntonne zulegen oder allenfalls einen Gemeinschaftskompost nutzten. In der Grüntonne können neben den Rüstabfällen auch Eierschalen, Ton und Pflanzenschnitte entsorgt werden. Das Sammelgut wird in Vergärungs- und Kompostieranlagen zu Biogas oder Kompost weiterverarbeitet. Beim Grüncontainer hat man viel weniger Zeit-, Material- und Arbeitsaufwand. Obwohl mehr in die Grüntonne darf als in den Kompost, hat jede Gemeinde unterschiedliche Regeln zum Inhalt.