Ein nebliger, kühler Morgen in Madiswil BE. Pascal Nyfeler und sein Lehrmeister Simon Schenk sind dabei, die Kirschenanlage zu erneuern. Die Bäume sind bereits gefällt, mit einem Bagger reissen sie nun die Baumstrünke heraus. Der 17-jährige Pascal ist auf einem Biobetrieb mit Milchvieh und Legehennen in Brittnau AG aufgewachsen. Auf einem ähnlich ausgerichteten Betrieb hat er auch das erste Lehrjahr verbracht.

«Danach wollte ich etwas anderes kennenlernen», sagt der Lernende. Für das zweite und dritte Lehrjahr hat er sich daher für den «Bio-Gut»-Betrieb von Simon Schenk und Fränzi Tiefenbacher entschieden. Hier wächst Obst und Gemüse, dazu Ackerbau und Grünland: Kirschen, Äpfel und Zwetschgen, auf rund einer Hektare Erdbeeren. Auf den Feldern steht Weizen und Dinkel. Die verschiedenen Gemüsekulturen wachsen sowohl im Freiland wie auch im ungeheizten Folientunnel. Die Ernte geht in den Grosshandel und in den Hofladen Frischepunkt an den drei Standorten Madiswil, Langnau im Emmental und Herzogenbuchsee. Hier gibt es neben eigenem Gemüse und Obst auch Nahrungsmittel für den täglichen Bedarf.

Im Winter in der Schule

Im Moment ist Pascal Nyfeler jedoch nur am Samstagvormittag auf dem Betrieb. Unter der Woche besucht er die Winterschule auf der Schwand in Münsingen BE. Für den Betrieb ist das eine Herausforderung. Deshalb bevorzugt Simon Schenk Lernende, die das zweite und dritte Jahr auf seinem Betrieb verbringen. So erleben sie einen ganzen Jahreszyklus, lernen alle Arbeiten und den Betrieb kennen, bevor sie im dritten Jahr von November bis Mai in der Schule sind.

Die Berufsschulen bieten den Schwerpunkt Biolandbau in verschiedenen Systemen an. Neben spezialisierten Schulen wie der Schwand gibt es auch Berufsschulen mit separaten Klassen für die angehenden Biolandwirte und Biolandwirtinnen oder Schulen, an denen der Biolandbau gemeinsam mit dem konventionellen Landbau unterrichtet wird – bis auf das Minimum von 120 Lektionen, die in separaten Klassen unterrichtet werden müssen.

Kein typischer Tagesablauf

Auch für den Lernenden ist es eine Umstellung, praktisch nur noch im geheizten Schulzimmer zu sitzen. «Nach den ersten drei Wochen Schule war mir heute Morgen auf dem Bagger tatsächlich etwas kalt», erzählt er. Einen typischen Tagesablauf gibt es nicht. Verschiedene Arbeiten wie Gemüse ernten und rüsten, Arbeiten in der Obstanlage, mit den Maschinen wie Bodenbearbeitung oder Säen im Ackerbau, Setzen im Freiland oder im Tunnel wechseln sich ab.

Pascal Nyfeler schätzt die Abwechslung. «Alle Arbeiten werden langweilig, wenn man sie zu lange macht», findet er. Im Moment stehen Arbeiten in der Obstanlage oder das Einwintern der Maschinen im Vordergrund. Sie werden gepflegt und repariert, damit sie für den Saisonstart im Frühling bereit sind. Aber auch im Gemüse gibt es immer zu tun: zum Beispiel Lauch oder Spinat ernten, eingelagertes Gemüse wie Karotten putzen und für den Laden oder für Bestellungen herrichten.

Wiesen sind wichtig

Im Biolandbau ist ein gewisser Anteil an ganzjährig begrünten Flächen Pflicht. Natur- und Kunstwiesen sorgen für eine gute Bodenstruktur, binden über die Kleearten Stickstoff aus der Luft und bringen dem Boden Ruhe. Das anfallende Heu fressen Schottische Hochlandrinder von einem Nachbarn, die den Winter auf dem Bio-Gut verbringen. Die Grünflächen unterbrechen ausserdem den Anbau von Ackeroder Gemüsekulturen und sorgen dafür, dass weniger Krankheiten übertragen werden.

Nächstes Jahr wird Pascal Nyfeler die Lehre als Landwirt mit Schwerpunkt Biolandbau abschliessen. Bio oder nicht bio, diese Frage hat sich dem Aargauer nie gestellt. «Ich finde die Bioproduktion sinnvoll und würde später gerne auch so produzieren», sagt er. Was danach kommt, ist offen. Er überlegt sich eine zweite Berufslehre. Aber im Moment freut sich Pascal nach fünf Tagen Schule und dem halben Samstag auf dem Betrieb erstmal auf das Wochenende.

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