«Wir hätten nicht damit gerechnet, dass die Spuren der Römer so klar im Seesediment sichtbar waren», liess sich Forscher Mischa Haas in einer Mitteilung der Forschungsanstalt Eawag zitieren. Er und sein Team analysierten einen zehn Meter langen Sedimentbohrkern, den sie an der tiefsten Stelle des Murtensees entnommen hatten.      

Darin waren eine Abfolge von dunklen und hellen Sedimentlagen deutlich erkennbar, wie die Forschenden unlängst im Fachblatt «Earth and Planetary Sciences Letters» berichteten. Diese Abfolge, sogenannten «Warven», entsteht, wenn am Seegrund weder Sauerstoff noch Leben vorhanden ist.

Schlechte Zeiten für das Ökosystem  
Diese Warven stimmten zeitlich mit jener Zeit überein, in der die Römer ihre Blütezeit am Murtensee hatten. Durch das rasante Bevölkerungswachstum in dieser Periode wurde es nötig, zahlreiche Wälder zu roden für Feuer- und Bauholz, sowie um Ackerland zu gewinnen. Dadurch kam es zu Bodenerosion, wobei jede Menge Nährstoffe wie Phosphor, Stickstoff und Eisen in den Murtensee gelangten. In dem überdüngten See mangelte es in der Tiefe bald an Sauerstoff und viele Organismen gingen zugrunde.      

«Interessant ist auch, dass wir in den Seesedimenten genau sehen, wann das Römische Reich zu bröckeln begann und wie der See auf solche sozialen Umwälzungen reagiert hat», sagte Haas. Wie sich an den Sedimenten zeigte, war im tiefen Wasser ab dem 2. Jahrhundert nach Christus wieder mehr Sauerstoff vorhanden. Es dauerte aber noch einmal gut 300 Jahre, bis sich das Ökosystem weitgehend erholt hatte.  

See-Erholung braucht Jahrhunderte  
Die Studienergebnisse, die im Rahmen eines vom Schweizerischen Nationalfonds finanzierten Projekts entstanden, geben auch neue Einblicke in die Erholungsrate von See-Ökosystemen. Darüber sei bisher wenig bekannt, schrieb die Eawag. Wie sich am Beispiel des Murtensees zeigte, können Jahrhunderte vergehen, bevor sich ein See vom menschlichen Einfluss erholt hat.      

Dass auch schon die alten Römer der Umwelt zusetzten, ist aus der Altertumsforschung indes bekannt. Ihr ungefiltertes Abwasser gelangte in die Umwelt, ebenso Schadstoffe aus dem Abbau von Eisen oder Blei. Die Rodung von Wäldern gab vielerorts die Böden der Erosion preis.