«Es gibt Traditionen, die muss man nicht beibehalten.» «Am Schluss geht es ums Tierwohl.» Die Aussagen von Passant*innen, die der SWR Ende Oktober auf einem Wochenmarkt in Rheinland-Pfalz angetroffen hat, sprechen eine deutliche Sprache. Natürlich gibt ers auch diejenigen, die auf die Delikatesse schwören und diese nicht missen wollen. Und ein befragter Gastroverband will die Einnahmen aus dem Verkauf nicht missen. Das schlechte Gewissen ist aber deutlich hör- und spürbar.  

Nun wird es auch in Frankreich immer deutlicher spürbar, und die Kritik an der Gänsestopfleber immer lauter. Das, obwohl sie geradde in unserem westlichen Nachbarland an Weihnachten überaus beliebt ist. Mehrere grün regierte Grossstädte sagten der Traditionsdelikatesse den Kampf an.

Lyon strich kürzlich die Foie gras bei städtischen Empfängen vom Menü und rief die Restaurants der Stadt auf, es ihr gleichzutun. Die Stadt Grenoble folgte dem Beispiel, Strassburg verhängte das Stopfleber-Verbot für Empfänge schon zuvor - eine landesweite Debatte ist losgebrochen. Erzeuger und Küchenchefs protestieren gegen die Verbannung. Der nationale Stopfleber-Verband verwies jüngst auf eine Umfrage, der zufolge 88 Prozent der Franzosen erwarten, dass die Delikatesse zu den Festtagen auf der Speisekarte stehe.

Massive Krtik an der Gänsetopfleber von der Tierschutz-Organisation Peta

Auch Frankreichs Landwirtschaftsministerium unterstützte die Produzenten in einer Mitteilung mit dem Titel «Foie gras, ein Muss für festliche Mahlzeiten». Frankreich sei der weltweit führende Hersteller von Stopfleber, 100 000 Arbeitsplätze hingen davon direkt oder indirekt ab. In Deutschland und vielen weiteren Ländern ist die Herstellung von Stopfleber verboten, der Verkauf jedoch nicht.

Die Tierschutz-Organisation Peta geisselt das Stopfen der Gänse und Enten schon seit Langem als grausam und verweist auf das Mästen der Tiere über ein direkt in den Hals geschobenes Rohr. Bei der Stopfleber handele es sich um eine krankhaft vergrösserte Fettleber, die bis zu zehnmal so gross sei wie die Leber eines gesunden Tieres. Rechne man die Menge des zwangsweise verabreichten Futters auf den Menschen hoch, dann entspräche das bis zu 14 Kilogramm Nudeln pro Tag. Das Stopfen verursache gravierende Nebenwirkungen bei den Tieren: von Atemnot über Halsverletzungen bis hin zu Leberblutungen und Herzversagen.