Weltweit sei die Schneckenzucht im Aufschwung, sauber und ökologisch, aber in der Schweiz in der Landwirtschafstzone nicht erlaubt, schreibt der Tessiner Nationalrat Bruno Storni (SP) in seiner Motion. Für ihn ist es nicht nachvollziehbar, dass hierzulande mit der aktuellen Rechtslage eine Weiterentwicklung der Landwirtschaftsbetriebe in diese Richtung verhindert werde, sondern man sogar «schlichtweg die Produktion eines köstlichen Lebensmittels mit langer kulinarischer Tradition» verunmögliche.

Als Regionalprodukt ausgezeichnet

Obwohl das Essen von Schnecken laut dem Motionär im Tessin Tradition hat, steht die bekannteste Schneckenfarm der Schweiz in Gurmels im Kanton Freiburg: Der «Schneckenpark Gurmels». Von dort werden Restaurants beliefert, im Angebot hat es Schnecken im Häuschen mit hausgemachter Kräuterbutter oder gekochte und sterilisierte Tiere in einem Glas mit Bouillon. Letztere Kreation wurde 2019 beim Wettbewerb der Regionalprodukte mit einer Silbermedaille ausgezeichnet.

Die TierWelt hat die Freiburger Schneckenfarm schon einmal besucht – hier geht’s zur Reportage.

Der Bundesrat gibt sich zurückhaltend

21 Politiker und Politikerinnen aus verschiedenen Parteien haben die Motion von Bruno Storni mit ihrer Unterschrift unterstützt. Sie wollen den Bundesrat beauftragen, das Schweizer Recht so anzupassen, dass die Schneckenzucht zur Landwirtschaft zählt und Schnecken als Nutztiere gelten.

Ganz so weit möchte der Bundesrat nicht gehen. In seiner Stellungnahme macht er aber deutlich, man wolle die Produktion von «nicht landwirtschaftlichen Nutztieren» fördern, zu denen Schnecken gehören. Die Zucht im grossen Stil scheint die Regierung aber nicht zu überzeugen. Falls die Motion in der kommenden Beratung im Nationalrat angenommen wird, schlägt der Bundesrat daher eine Änderung der Forderung vor: Kleinere Anlagen, die für die Schneckenproduktion auf einem Bauernhof nötig sind, sollen bewilligbar werden.

Entscheidung steht noch aus

Noch wurde die Stornis Motion nicht im Parlament beraten. Da es aber Unterstützer von links bis rechts gibt, räumt man ihr gute Chancen für eine Annahme im Nationalrat ein – obwohl der Bundesrat die Ablehnung beantragt hatte.

Grosser Aufwand für die DelikatesseLaut der digitalen Foodfachzeitung «Delikatessen Schweiz» sind Vor- und Zubereitung von Schnecken sehr aufwändig. Man töte sie in kochendem Wasser, um sie dann aus dem Häuschen zu lösen und den Verdauungstrakt (und die Zähne) zu entfernen. Mit Salz wird der Schleim gelöst, die Schnecken dann mehrfach gewaschen und stundenlang in einer gewürzten Brühe gagart. Erst in diesem Zustand startet die eigentliche Zubereitung, z. B. das Gratinieren.

Das Fleisch von Schnecken habe seinen Geschmack in erster Linie von Sauce, Kräuterbutter oder Gewürzen, heisst es weiter. Der Eigengeschmack wird als erdig und fade beschrieben, ausserdem sei das Schneckenfleisch eine gummige Angelegenheit.