Wärme und Decken

«Das Wichtigste ist, dass Pferde dieser Tage trocken gehalten werden», sagt Tierärztin und Veterinärosteopatin Felicitas Fehlmann. «Auch wenn die Tagestemperaturen noch angenehm sind — in der Nacht wird es empfindlich kalt, dann kann die Muskulatur verkrampfen. Darum sollten verschwitzte Tiere nach dem Training immer so lange eingedeckt werden, bis sie trocken sind.» Auch sei ein Unterstand gegen Regen und Schnee in Ausläufen und Offenställen wichtig. «Geschorene, ältere und Pferde in Rekonvaleszenz, sprich nach einer Verletzung oder einer Operation, würde ich eindecken», so Fehlmann weiter. Abgesehen davon komme es auf die Rasse an. «Ein gesunder Isländer mit viel Fell kommt mit kalten Temperaturen gut zurecht. Ein Warmblut reagiert oft empfindlicher auf Kälte.» Egal, wie flauschig das Pferd im Winter ist: «Beim Verdacht auf Rückenprobleme oder wenn die Muskulatur nach einer kühlen Nacht verspannt ist, sollte man eine leichte Decke auflegen.»

Manch ein Pferd, das in der Kälte mehr Temperament hat, kann mit einer Decke auch ruhiger sein. Pferde wärmen sich durch Bewegung auf. Friert das Tier also unter dem Reiter, will es sich so viel wie möglich bewegen. 

Gesundheit und Nährstoffversorgung

Wichtig sei auch die Winterentwurmung, sagt Felicitas Fehlmann. «Nach dem letzten Weidegang im Herbst oder, bei Winterweiden, nach dem ersten Bodenfrost sollte eine Wurmkur gegeben werden.» Ausserdem sei auf den Winter hin ein Bluttest empfehlenswert, um die aktuelle Mineralstoffabdeckung zu ermitteln. Mängel an Spurenelementen und Mineralstoffen könnten beim Fellwechsel und im Winter Probleme bereiten. «Es kann aber auch das Gegenteil passieren. Vielen Alleinfuttermitteln werden heutzutage Mineralstoffe zugesetzt. Füttert man noch Präparate dazu, kann es zu einer Überversorgung kommen, die ebenso schädlich sein kann wie ein Mangel», warnt Fehlmann

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Felicitas Fehlmann ist Tierärztin und dipl. Veterinär-Osteopathin mit eigener Praxis. Ihr Pferd wird im Winter eingedeckt.
www.osteopathie-fuer-tiere.ch

Fütterung

Zusätzlich zum Mineralfutter darf im Herbst und Winter etwas mehr Heu ins Pferd: «Der Fellwechsel und die Wärmeproduktion brauchen viel Energie. Darum kann man die Raufutterrationen der Tiere etwas erhöhen.» Allerdings sei auch das mit Vorsicht zu genies­sen. «Leider sind viele Freizeitpferde zu dick. Hier würde ich die Heuration nicht aufstocken. Wichtig bei übergewichtigen Tieren ist viel und abwechslungsreiche Bewegung.»

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Bewegung

Bei Kälte, Dunkelheit, Regen und Schnee ist die Motivation, in den Stall zu fahren, natürlich eher gering. Ausritte im Dunkeln sind für Reiterinnen und Reiter eine Herausforderung und die Böden eignen sich oft nicht für ausgiebige Einheiten. Darum sollten ausgiebige Ausritte oder Spaziergänge am Wochenende und an freien Tagen eingeplant werden, das tut nicht nur dem Tier, sondern auch dem Besitzer gut. Ist die Zeit knapp, lohnen sich kurze, aber intensive Einheiten. Zum Beispiel Stangenarbeit oder Märsche in bergigem Gelände. Auch das Longieren über Cavaletti oder Freispringen halten den Vierbeiner fit, natürlich nur, wenn die Bodenverhältnisse stimmen und die Höhe der Sprünge zu den Fähigkeiten des Pferdes passen. Ganz besonders wichtig ist es, im Winter die Pferde gründlich und lang aufzuwärmen.

Die Wintermonate können auch dazu genutzt werden, um sich auf die nächste Ausreit-Saison vorzubereiten. Boden- und Freiarbeit sowie Schreck- und Gelassenheitstraining stärken die Verbindung zwischen Reiter und Pferd, so entsteht ein grossartiges Team im Gelände und die Vorfreude verschönert die grauen Wintermonate.

Video: Stangentraining vom Boden aus

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Equipment

Wenn die Tage kürzer werden, ist die richtige Ausrüstung unerlässlich. Sorgen Sie dafür, dass Sie auf Ausritten, die in den Nachmittag hineindauern, gut erkennbar sind. Wenn Sie im Dunkeln mit ihrem Pferd ausreiten oder spazieren gehen, schreibt der Schweizerische Verband für Pferdesport folgendes vor: «In der Dämmerung und bei Dunkelheit müssen die Reiter, Führer von Pferden und das Gespann wenigstens auf der dem Verkehr zugewandten Seite eine von vorne und hinten sichtbare gelbe Beleuchtung tragen. Das Reittier ist zudem mit rückstrahlenden Gamaschen auszurüsten. Bei Reiterkolonnen und Tiergruppen muss wenigstens links, vorne und hinten, ein gelbes Licht verwendet werden.»

Das ist allerdings das absolute Minimum. Besser ist es, zusätzlich eine rückstrahlende Ausreitdecke und Reflektoren am Schweif und am Kopf des Pferdes zu befestigen. Auch sollten Sie nicht an der eigenen Kennzeichnung sparen. Reflektierende Westen mit LED-Beleuchtung, Stiefel- und Stirnlampen sorgen für zusätzliche Sicherheit.

Letztere sollten Sie allerdings erst im Wald oder auf unbeleuchteten Feldwegen einschalten, denn sie könnten entgegenkommende Fahrzeuge blenden. Zudem sehen Pferde im Dunkel viel besser als wir Menschen und können durch die Bewegungen der Lampe auf Ihrem Kopf verunsichert werden.
 

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Beschlag und Hufschuhe

Gegen das Aufstollen des Schnees im Winter hilft Hufgrip am besten. Eine Gummiwulst, die dicht am Eisen angebracht wird und so eng am Eisen anliegt, dass sie den Kontakt des Schnees mit dem Eisen verhindert, er kann also nicht anfrieren. Darüber hinaus katapultiert die Gummiwulst den Schnee regelrecht von der Hufsohle weg. Hufgrip kann man entweder vom Schmied anbringen lassen oder selber anbringen. Viele Reitsportgeschäfte verkaufen metallene Spangen, die mit Gummi überzogen sind und ins Eisen geklemmt werden können. 

Bei Eis sind Schraubstollen unerlässlich. Diese werden vor dem Ausritt oder Spaziergang in dafür vorgesehene Löcher in den Eisen geschraubt und anschliessend wieder abmontiert. 

Barhufer kommen etwas unkomplizierter durch den Winter. Denn gerade bei Schnee sind viele Pferde ohne Eisen sehr viel sicherer unterwegs. Sind die Wege aber gefroren, muss unbedingt in gut bestollte Hufschuhe investiert werden. Das sollte in jedem Fall vom Profi gemacht werden. Die hohen Stollen können bei falscher Montage das Gangwerk des Pferdes empfindlich stören und für Verspannungen oder sogar Sehnenprobleme sorgen.