Mit dem Plan, in China die grösste Klonfabrik der Welt zu bauen, sorgt der 44-Jährige derzeit für Aufregung («Tierwelt Online» berichtete). «Im Supermarkt sieht alles gut aus, fast alles ist einheitlich geformt. Nur bei Tieren war das in der Vergangenheit nicht möglich. Mit unserer Klonfabrik werden wir das ändern», sagt Xu.

Die Klonlabore und eine Gendatenbank werden in der nordchinesischen Hafenstadt Tianjin gebaut. Die Fabrik ist ein chinesisch-südkoreanisches Projekt, an dem neben der chinesischen Firma Boyalife auch das südkoreanische Unternehmen Sooam Biotech beteiligt ist. Im kommenden Jahr soll die Produktion beginnen: Zunächst sollen 100'000 Rinder jährlich erzeugt werden, bis 2020 dann eine Million.

Damit will die Fabrik die grosse Nachfrage nach Rindfleisch in der wachsenden chinesischen Mittelschicht befriedigen. Doch in der Fabrik sollen nicht nur genetisch identische Kopien von Rindern entstehen. Auch Klone von reinrassigen Rennpferden, Haustieren und Polizeihunden sind geplant.

Erhaltung der Artenvielfalt
Xu, der in Kanada und den USA studierte und für den Pharmakonzern Pfizer arbeitete, preist das Klonen auch als Methode zur Erhaltung der Artenvielfalt an. In der künftigen Datenbank in Tianjin mit fünf Millionen in flüssigem Stickstoff eingefrorenen Zellproben sollen auch die Gene bedrohter Arten aufbewahrt werden.

Das Unternehmen Sooam arbeitet bereits daran, das ausgestorbene Wollhaarmammut wieder zum Leben zu erwecken, indem es die Elefantenart aus Zellen klont, die über tausende Jahre im sibirischen Dauerfrost konserviert wurden. Tierfreunden bietet die südkoreanische Firma schon jetzt an, für 100'000 Dollar den toten Hund zu kopieren.

Gemeinsam mit der chinesischen Akademie der Wissenschaften sind Boyalife und Sooam zudem dabei, das Klonen von Affen zu verbessern, um Versuchstiere für die Forschung zu produzieren. Und vom Affen zum Menschen ist es nur ein kleiner Schritt.

Keine Arbeit an menschlichen Klons
«Die Technologie, Menschen zu klonen, gibt es bereits», sagt Xu. Wenn es erlaubt wäre, könne das niemand besser als Boyalife. «Bedauerlicherweise ist es derzeit so, dass ein Kind immer je zur Hälfte aus Mutter und Vater besteht», sagt der Wissenschaftler. «Vielleicht gibt es in Zukunft drei Wahlmöglichkeiten statt einer: Entweder halbe-halbe oder zu hundert Prozent die Gene von Papa oder zu hundert Prozent die von Mama. Das wäre dann eine Frage der Entscheidung.»

Aufgrund der gesellschaftlichen Vorbehalte arbeite das Unternehmen derzeit aber nicht daran, Menschen zu klonen, versichert Xu. Die Aussagen seines Geschäftspartners Hwang Woo Suk, dem Gründer von Sooam, klingen allerdings anders. «Wir haben uns entschieden, die Einrichtung in China anzusiedeln, für den Fall, dass wir die Technologie am Menschen anwenden», sagte er der Zeitung «Dong-A Ilbo». «Das südkoreanische Gesetz zur Bioethik verbietet die Verwendung menschlicher Eizellen.»

Hwang galt einst als Nationalheld in Südkorea, dem sogar eine eigene Briefmarke gewidmet wurde. Er hatte 2005 den Klonhund Snuppy erschaffen und erregte weltweites Aufsehen, weil er angeblich einen menschlichen Embryo klonte. Dieser vorgebliche wissenschaftliche Erfolg erwies sich jedoch als Fälschung.