In Bellinzona TI, wo Sven Hartmann aufgewachsen ist, gehörte neben den Eltern und seinem Bruder Jelle auch der Schäferhund-Mischling Lux zur Familie. Der kleine Sven liebte den Vierbeiner über alles und kuschelte sich oft zum Schlafen an ihn. Mit Katzen machte er dagegen erst viel später seine Erfahrungen: In den späten 1960er-Jahren, als eine junge Schauspielerin zu ihm in seine Zürcher Wohnung zog. Sie brachte einen Kater mit. Sein Name: Jacob!

«Es war ein Mischling aus einem Siamesen und einer getigerten Hauskatze mit schönen blauen Augen», erinnert sich Hartmann. Er beobachtete das Verhalten von Jacob, seine eleganten Bewegungen, seinen lautlosen Gang, sein flinkes Spiel. Inspiriert vom tierischen Treiben begann er den Kater mit Filzstift auf Papier zu skizzieren und Bildgeschichten zu kreieren. Seine ersten Ablaufgeschichten bestanden aus sechs bis acht Bildern mit einer witzigen Pointe am Schluss. Eines Tages meldete sich der Chef vom Magazin des «Tages-Anzeigers» und kaufte Hartmann die ersten Folgen ab. Bald bekam Kater Jacob auch in der «Annabelle» einen festen Platz.

Hartmann wurde von bekannten Künstlern gefördert
Die Karriere von Sven Hartmann als Zeichner begann eigentlich in der Sekundarschule. Seine Familie zog nach Oberentfelden AG, der Zeichenlehrer entdeckte sein Talent und förderte ihn. Sein Traumberuf: Grafiker. Da er aber keine Lehrstelle fand, entschied er sich für eine Ausbildung als Dekorateur in einem Kaufhaus und hatte den Zufall auf seiner Seite. «Mein Lehrmeister war der Karikaturist Christoph Gloor. Auch Jos Hutter unterstützte mich, er war der Lehrmeister vom Maler Jean Tinguely», erinnert sich Hartmann. «Ich wurde ein Allrounder, konnte meine zeichnerischen Erfahrungen erweitern und lernte tapezieren, malen, schreinern, Metall verarbeiten. Und ich kam mit erfolgreichen Künstlern zusammen, die mich unterstützten.»

Auch an der Kunstgewerbeschule in Basel wurde Hartmann gefördert. Er lebte fast nur für das Zeichnen. Einer seiner Lehrer besass einen Hamster. Durch ihn kam er darauf, Tiere zu zeichnen, und entwickelte die ersten Ablaufgeschichten.

Nach der Lehre arbeitete Hartmann weiter als Dekorateur. Er dekorierte Schaufenster mit überdimensionalen Puppen, die so ins Gespräch kamen, dass das Schweizer Fernsehen darüber berichtete. «Auch von den Kunstgewerbeschulen Basel und Zürich wurde ich engagiert. Dort leitete ich 17 Jahre lang die Abteilung Dekoration», erzählt er. Daneben war er als Gestalter tätig, schuf Lampen, entwickelte Werbelogos oder formte Plastiken. In Zürich lernte er schliesslich den Texter und Schauspieler Thomas Härtner kennen. Sie kamen auf die Idee, gemeinsam Geschichten mit Kater Jacob zu kreieren. Eine mehr als 30 Jahre andauernde Partnerschaft begann.

Jacob ist ein Sympathieträger und kein schlitzohriger Kater
Kater Jacob wurde zum Star. Aus seinen Geschichten entstanden sieben Bücher, übersetzt in fünf Sprachen. 75 Kurzgeschichten erschienen in Zeitungen und Zeitschriften. Es gibt jede Menge Artikel von ihm wie Plüschtiere, Kalender oder Shirts.

«Um Ideen zu entwickeln, veranstalteten Thomas Härtner und ich jeweils Arbeitswochen. Wir zogen uns nach England oder Portugal zurück. Keiner durfte sich weiter als eine Autostunde vom Arbeitsort entfernen. Wir texteten und zeichneten Hunderte von Entwürfen», verrät Hartmann. In seinem Fundus liegen heute 880 Geschichten und über 2500 einzelne Zeichnungen von Jacob. Zum Kater gesellte sich eines Tages die Kätzin Minca, mit der er zahllose Kätzchen hatte.

«Jacob ist ein Clown. Er gerät immer in die Patsche. Aber es gibt stets ein Happy End», charakterisiert Hartmann seine Comic-Figur. Im Gegensatz zu den meisten Katzenfiguren wie Kater Karlo oder Garfield ist Jacob kein Schlitzohr, sondern ein liebenswerter Kumpel. «Es gibt Leute, die mich ob der heilen Welt von Jacob kritisiert haben. Ich finde, wir haben genug Negatives auf der Welt, es darf ruhig auch Positives geben.»

Vor drei Jahren ist Hartmanns Partner Thomas Härtner gestorben. Daher hat er beschlossen, die Rechte an Jacob zu verkaufen und andere Ideen umzusetzen. Im Moment entwickelt er ein grosses Puzzle. Es heisst Katzensinfonie und zeigt die bekanntesten klassischen Musik-Komponisten – karikiert als Katzen!

www.kater-jacob.de