Mühelos liesse sich eine ganze Bibliothek ausschliesslich mit Büchern über Schmetterlinge füllen. Kein Wunder, bergen die Tiere doch so manches Geheimnis (siehe Fokus in «Tierwelt» Nummer 26/2021). Und auch die Schönheit dieser sagenumwobenen Tiere ist ergreifend. Aus dem grossen Fundus seien drei aktuelle Bücher hervorgehoben – oder beziehungsweise solche, die auch Jahre nach ihrer Publikation noch immer Bestand haben. 

Da ist zuerst einmal das Standardwerk, das auch BirdLife Schweiz auf seiner Webseite empfiehlt: «Schmetterlinge – Tagfalter der Schweiz» heisst es, ein Buch aus dem Jahr 2012. Verfasst hat es Thomas Bühler-Cortesi, Landschaftsarchitekt mit eigenem Büro in Chur. Laut des Vorworts betreute er während acht Jahren das Naturlehrgebiet Buchwald bei Ettiswil LU. Dass er dort den Schwerpunkt Erlebnispädagogik innehatte, kommt dem Nachschlagewerk zugute. Es ist intuitiv und übersichtlich gestaltet. 

Das 240-seitige Werk ist mittels Farben übersichtlich in Kapitel gegliedert. Eine kurze, übersichtliche und leicht verständliche Einführung bringt Interessierten das Leben der Schmetterlinge näher. Wer sich auskennt oder gar Lepidopterologe (Schmetterlingskundler) ist, kann dieses Kapitel hingegen getrost überspringen. Er wird dennoch genug zu entdecken haben.  

[IMG 2]

Grosse Liebe zum Detail
Denn nun folgen verschiedene Kapitel zu Ritterfaltern, Weisslingen, Edel-, Augen oder Schnauzenfalter. Die grafische Darstellung und Aufbereitung der einheimischen Schmetterlingsarten ist mit grosser Detailliebe und Verspieltheit gelungen. Da macht das Blättern Spass – und dank der gestochen scharfen Abbildungen der verschiedenen Tiere lassen sich diese einfacher bestimmen. Mit feinen Pfeilen weist der Autor auf Eigenheiten hin, etwa beim Violetten Silberfalter: Erst dank seinem grafischen Hinweis achtet man auf den schmalen violetten Bereich auf den Flügeln.

Zur Vollständigkeit des Buches gehört die Abbildung der jeweiligen Raupe sowie eine Aufstellung der Nahrung, die sie zu sich nimmt. Wer Ferien im Inland plant und Schmetterlinge mag, sollte zudem bei jeder Art einen Blick auf die Schweizerkarte werfen, in welcher das jeweilige Verbreitungsgebiet eingezeichnet ist. 

Wer nun seine Bibliothek mit Wissensbüchern zum Thema Schmetterlinge füllen will, wird auf den hintersten drei Seiten fündig. Hier geizt Bühler-Corstesi nicht mit einer umfassenden Aufstellung von Fachbüchern, deren Kreis sich in den neun Jahren seit Erscheinen der Erstauflage massiv vergrössert haben dürfte.  

«Schmetterlinge – Tagfalter der Schweiz» 
Thomas Bühler-Cortesi
Haupt Verlag 
240 Seiten, 
3. Auflage, 2019 
ISBN 978-3-258-08125-0 
Ca. 35.- Franken 

 

«Schmetterlinge – Die Tagfalter Deutschlands»
Ein Pendant zu Thomas Bühler-Cortesis Werk mit einer Übersicht über die Falter der Schweiz ist das Buch «Schmetterlinge – Die Tagfalter Deutschlands», das ein fünfköpfiges Autorenteam zusammengestellt hat. Laut des Vorworts versteht es sich als «feld-tauglicher Bestimmungsführer und gleichzeitig als Nachschlagewerk mit den wichtigsten Daten zu Lebensweise, Vorkommen und Gefährdung der bei uns heimischen Falter». Mit dem Erscheinen der ersten Auflage 2005 begann auch das Tagfalter-Monitoring Deutschland (TMD). Unzählige Freiwillige halfen in dessen Rahmen beim Zählen und Kartografieren von Schmetterlingen, was laut den Autoren dazu geführt hat, dass Tagfalter vielen Menschen ans Herz gewachsen sind.  

Dieselbe Mission verfolgt das vorliegende Werk: Es will uns die reiche Schmetterlingswelt unseres nördlichen Nachbarn näher bringen. Gewiss, wie im Fokus der aktuellen «Tierwelt»-Ausgabe zu lesen ist: Manche Schmetterlingsarten kommen nur in kleinen, eng umgrenzten Habitaten wie Mooren vor. Andere jedoch überwinden mühelos Grenzen, weshalb das Nachschlagewerk auch in einem Schweizer Bücherregal seine Berechtigung hat. Zudem eignet es sich aufgrund seiner handlichen Grösse für den Rucksack bei einer Reise durch Deutschland. 

Grafisch nüchterner gehalten als sein oben vorgestelltes Schweizer Pendant, punktet das Buch mit einer übersichtlichen Gestaltung und Gliederung sowie vielen Farbfotos der Schmetterlinge. Die einzelnen Arten werden mit prägnanten Texten beschrieben. Zwischendurch durchbrechen die Autoren die Beschreibungen. Etwa im hinteren Teil des Buches, wo doppelseitige Bilderreihen verschiedener Familien abgebildet sind, deren einzelne Exemplare mitunter optisch nur geringfügig unterscheiden.  

«Schmetterlinge – Die Tagfalter Deutschlands» 
Josef Settele, Roland Steiner, Rolf Reinhardt, Reinart Feldmann, Garbiel Hermann 
Ulmer 
256 Seiten, 
2. Auflage, 2015 
ISBN3-8001-8332-6 
Ca. 24.- Franken 



«Besonders: Schmetterlinge – ABC für Falter» 
Das dritte Werk unserer Zusammenstellung richtet sich an diejenigen, die Schmetterlinge schon immer faszinierend fanden und ihrer Schönheit verfallen sind, sich aber bisher nicht näher mit diesen Tieren auseinandergesetzt haben. Gerade auch Familien und Kinder finden dank des deutschen Ökologen und Naturschützers Michael Altmoos rasch einen Zugang zur Materie. Der Autor, in dessen Naturgelände nach eigenen Angaben bis zu 1000 Falter zugleich gaukeln, hat eine eigene Herangehensweise gewählt: In einer einfachen, erzählenden – und bisweilen kindlichen – Sprache bringt er uns die weite Welt der Falter näher. 

Für Erwachsene mag das mitunter etwas befremdlich sein. Vor allem, wenn Altmoos das Leben aus dem Fokus eines Schmetterlings in Ich-Form erzählt. So erlebt sein Tagpfauenauge an einem 1. Juni sein blaues Wunder: «Heute hat es Theo und Trine erwischt. Vom Himmel hoch, da kam es her! Mein Gott, ein Schnabelmonster! Obwohl wir doch für die als Raupen nicht wohlschmeckend sind», ist da zu lesen. Man kann diesen szenischen Einschüben gewiss etwas abgewinnen und Einblicke in ein mögliches Schmetterlingsleben erhalten. Man kann sie aber auch genauso überblättern und erfährt dafür im nächsten Kapitel umso mehr über Leben und Verhalten der Tiere. Oder über ihre Symbolkraft.  

Eines der wichtigsten Anliegen ist Altmoos der Erhalt der Arten. Wenn er etwa erklärt, wie sich mit dem Pflanzen und Pflegen von Wiesen sowie Weiden ein Schmetterlingsplatz entwickeln kann, kommt ihm die einfache und direkte Sprache zugute. Zudem öffnet uns der Autor die Augen für Habitate, in denen wir auf den ersten Blick keine Schmetterlings erwarten würden. Etwa in Tümpeln und stehenden Gewässern fühlen sich viele Falter wohl, weshalb sich der Autor mit diversen kleinen Textboxen für deren Schutz einsetzt.  

Ebendiese diese vielen praktischen Tipps und Anleitungen sind es, die dem Buch seine Legitimation verleihen. Wer alle drei hier besprochenen Werke zuhause stehen hat, kann mit grosser Wahrscheinlich die Falter bestimmen, die sich nicht zuletzt dank Altmoos’ Tipps auf dem Grundstück ansiedeln.  

«Besonders: Schmetterlinge – ABC für Falter» 
Michael Altmoos 
pala verlag   
208 Seiten, 
1. Auflage, 2021 
ISBN 978-3-89566-4083 
Ca. 30.- Franken