Sie denken, Ostereier dekorieren ist anstrengend? Dann sollten Sie sich mal bei Ihren Urahnen im Mittelmeerraum umschauen. Die haben nämlich schon vor 5000 Jahren Eier dekoriert. Und zwar nicht angenehm kleine Hühnereier, sondern Strausseneier.

Eine neue Studie der Universität von Bristol – zeitlich clever auf Ostern herausgebracht – hat solche verzierten Strausseneier untersucht und versuchte dank ihnen, neue Handelswege zwischen Europa, Vorderasien und Afrika aufzuzeigen.

Strausseneier waren Luxusgüter
Keine einfache Aufgabe, wie die Wissenschaftler herausfanden, denn mit Strausseneiern wurde zwar in der Bronze- und Eisenzeit (ab rund 2200 v. Chr.) durchaus gehandelt. Aber die Eier waren wohl absolute Luxusgüter, weshalb nicht allzu viele Exemplare im Verkehr waren, mit denen man regelmässige Handelsrouten aufzeichnen könnte. Dazu kommt, dass Eier – nun ja – schon damals eine fragile Ware waren, von der heute nur noch ein Bruchteil (im wahrsten Sinne des Wortes) erhalten ist.
 

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Das Forscherteam um Archäologin Tamar Hodos hat verzierte Strausseneier aus dem British Museum per Elektronen-Mikroskop-Scan untersucht und so versucht herauszufinden, woher die Eier ursprünglich stammten und wie sie bearbeitet wurden. «Das ganze System der Herstellung von verzierten Strausseneiern ist viel komplexer als wir bislang gedacht hatten», sagt Hodos und ergänzt: «Ausserdem war die Welt im Altertum viel stärker vernetzt als bisher angenommen.»

Trinkgefäss für den grossen Durst 
Während Strausse heute am Mittelmeer nicht mehr vorkommen (im Süden Ägyptens lebt die nördlichste Population), waren die grossen Laufvögel früher ganz Nordafrika und im nahen Osten bis in die heutige Türkei verbreitet. Sie wurden im ganzen Mittelmeerraum gehandelt, zu einem grossen Teil als dekorierte Trinkgefässe für besonders Durstige – so ein Straussenei fasst schliesslich locker mehr als einen Liter.

Die Wissenschaftler haben durch ihre Untersuchungen ausserdem herausgefunden, dass zu jener Zeit zwar schon Strausse in Gefangenschaft gehalten wurden, die Eier aber oft wohl auch aus den Nestern von freilebenden Tieren geklaut wurden. «Das war ein grosses Risiko, denn Strausse können extrem gefährlich werden», sagt Tamar Hodos.

Entsprechend wertvoll sei die zerbrechliche Ware damals gewesen. Ein Wert, der durch die Verzierungen nur noch höher wurde, denn bis man Formen und Figuren in die Eischale ritzen konnte, mussten die Eier erst einmal getrocknet und sicher aufbewahrt werden. 

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