Bei kalten 3 Grad fand am vergangenen Samstag im Berner Tierpark die Eröffnungsfeier des umgebauten Vivariums statt. Der Gratiseintritt hat einen neuen Rekord von fast 5700 Besuchern in das Dählhölzli gelockt. Und die wohlige Wärme von 30 Grad im Vivarium sorgte dafür, dass sich die Masse auf die Innenräume konzentrierte. Das Tierpark-Motto «Mehr Platz für weniger Tiere» wich daher für einmal dem Eindruck «Weniger Platz für mehr Menschen».

Es war aber nicht nur der Gratiseintritt, der so viele Gäste anzog, es war wohl auch das erste Wiedersehen seit neun Monaten mit alten Bekannten. Die beliebten Totenkopfäffchen beispielsweise haben sich mittlerweile in ihrer Urwald-Lodge eingelebt, die sie bereits seit einem knappen Monat bewohnen («Tierwelt Online» hat berichtet). 

«Grosi, gesehsch nä?»
Doch es gab auch neue Bewohner zu bestaunen. Zum einen stehen im Eingangsbereich des Vivariums neuerdings zwei vierteilige Glaswürfel mit allerlei Krabbelgetier. Das «Insektarium» zeigt prachtvolle Käfer und als Blätter getarnte Fangschrecken, aber auch kleine Fische und Garnelen.

Ein etwas tieferer Einblick in den Vivariums-Dschungel fällt gar nicht so leicht. Der geneigte Tropenforscher muss sich mit Geduld zwischen Blattwerk und Menschenmassen hindurchkämpfen. Immer wieder hört er den an diesem Tag wohl meistverwendeten Satz «Gsehsch nä?», bezogen auf das jeweilige Tier, das sich gerade hinter Baumstämmen oder zwischen Steinen versteckt. Irgendwann kommt man – langsam, aber sicher – zwischen Schlangen, Waranen und Schildkröten voran in die soeben neu eröffnete Zone. 

Der Wüste Nordamerikas nachempfunden ist der Lebensraum der Chuckwallas, die gerne mal zwischen Felsspalten hervorlinsen. Zwischen den Steinen wird zuweilen auch der Blick auf die Colorado-Kröten freigegeben, während sich in der Wärmestrahler-Sonne ein Nashornleguan räkelt. Und in einer anderen «Canyonwand» huscht gerade ein Felsenwaran von Felsritze zu Felsritze.

Drei neue Wasserlandschaften
Die grösste Veränderung wurde allerdings bei den Aquarien vorgenommen. Statt in 19 kleinen Becken tummeln sich Fische und andere Wasserbewohner nun in zwei grossen Themenlandschaften. Der «Amazonas» beherbergt Piranhas, Rochen und Gabelbarte in einem 85'000 Liter Wasser fassenden Becken.

Zwölf Meter lang ist das «Riff», die grösste Riff-Keramik Europas. Anders als in anderen Aquarien wurden dafür keine Teile von echten Korallenriffen aus der Natur entnommen. Stattdessen bietet ein künstlich gefertigtes «Skelett» den noch zarten Anemonen und Korallen Halt. Darin tummeln sich über 30 Fischarten wie Anemonenfische, Schwertgrundeln oder der Geselle mit dem unterhaltsamen Namen «Gelbsichel-Kuhkopfdoktorfisch».

Ganz zu Ende sind aber die Bauarbeiten im Dählhölzli nach wie vor nicht. Die dritte Wasserlandschaft, die Mangrove ist noch nicht ganz fertiggestellt. Dies wird dann im Dezember soweit sein. Und dann wartet schon die nächste Herausforderung auf die fleissigen Tierpark-Umbauer: Eine neue Uhu-Voliere.