Die Welt ist im WM-Fieber. Wenn Fussball das Gesprächsthema Nummer eins ist, wundert es nicht, dass der eine oder andere geneigt ist, die Faszination fürs runde Leder auch auf die Tiere zu übertragen. So machte erst gerade das Video einer thailändischen und einer nepalesischen Elefanten-Fussballmannschaft die Runde. Und «Blick Online» attestiert den Jungelefanten in einem weiteren Youtube-Clip: «Fussball scheint auch für die Dickhäuter ein ziemlicher Spass zu sein». 

Für Robert Zingg, Kurator im Zoo Zürich, ist klar: «Spass haben sie vermutlich schon. Wenn auch in einer anderen Form, als wir uns das vorstellen». Denn den Tieren fehle das Verständnis für Einzel- und Mannschaftssport und damit das Gefühl für ein spielerisches Kräftemessen.

Die Rolle des Kräftemessens
Im Tierreich habe Kräftemessen in der Regel ernsthaften und nicht spielerischen Charakter wie im Fussball. «Für die Elefanten, vor allem für junge, ist einfach das runde Objekt von Interesse. Sie probieren aus, was man mit einem Ball anstellen kann – kicken, ihn mit dem Rüssel aufheben, vielleicht sogar jonglieren. Doch mit einem Fussballspiel in unserem Sinne hat das nichts zu tun». Nach Ansicht von Zingg wurde der Elefanten-Fussballmannschaft im Video die menschliche Auffassung des Fussballspiels aufdoktriniert. 

Die Faszination fürs Runde ist da, es muss aber nicht unbedingt Leder sein: Omysha hatte im Zoo Zürich vor drei Jahren auch mit einer Rande ihren Spass (Video: Zoo Zürich).

[EXT 1]



Ein WM-taugliches Delfin-Fussballteam?
In diese Richtung zielte auch der Wunsch, die Delfine im Zoo Duisburg mögen ein properes Fussballteam stellen. 2010 zitierte die «Mittelbayrische Zeitung» Frank Chomik, den damaligen Pressesprecher des Tierparks, mit den Worten: «Wir testen gerade, ob unsere Delfine WM-tauglich sind». Und, sind sie das? «Auf jeden Fall sind sie die einzige Tierart in unserem Zoo, die mehrmals täglich Fussball spielt», erklärt Johannes Pfleiderer, Kurator des Zoos Duisburg.

Der Umgang mit Bällen ist bei den Delfinen Bestandteil des Trainings. Laut Pfleiderer haben sie Spass am Jonglieren und beherrschen sogar das Kunststück, den Ball mit der Schwanzflosse zu kicken – zum Vergnügen des Publikums, welches ihn auffangen darf. Den Besuchern könne im Rahmen der Tierpräsentationen so eindrucksvoll die Kraft und die räumliche Wahrnehmung der Tiere vermittelt werden. 

Mit klassischem Fussballverständnis hat das aber ebenfalls nichts zu tun. Laut Pfleiderer fehle auch den Delfinen das Verständnis für den komplexen sportlichen Wettstreit, wie es der Mensch besitzt. Einen spielerischen Wettstreit auf einfachen Niveau gebe es bei Delfinen zwar wie bei vielen Tieren, bei denen sich beispielsweise die Jungtiere in ihren Kräften messen. Doch ein Spiel gegeneinander, mit umfassenden Regeln wie im Fussball, wäre nicht denkbar. Der Kurator ergänzt: «Für die Delfine ist das Ballspiel in erster Linie ein Mittel zur Beschäftigung». Zwingen wolle man die Tiere zu nichts. 

In Ballspiellaune
Das sei aber nicht nötig. So komme es immer wieder vor, dass die Delfine ausserhalb der Besuchszeiten in Spiellaune sind: Etwa, wenn die Tierpfleger sie morgens auf ihrer ersten Runde besuchen. Oft jonglieren die Tiere im Wasser bereits bereits den Ball und spielen ihnen das runde Leder spontan zu. «Das befriedigt ihren Spieltrieb. In der Natur jonglieren sie unter anderem mit Algen oder mit dem Futter», sagt Pfleiderer.  

Eine Faszination für den Ball hegen aber auch andere Tiere: etwa die Raubkatzen im Zoo Duisburg. Wie die «Mittelbayrische Zeitung» weiter feststellte, hätten die Jäger nur ein Ziel: «Den Ball möglichst schnell zu verfetzen.» 

Diese Gefahr besteht laut Pfleiderer tatsächlich. Weil diese Tiere sehr kräftig sind, gebe man ihnen nur stabile Bälle aus Hartgummi. Sonst bestehe die Gefahr, dass die Tiere Teile abbeissen und verschlucken. «Besonders für die Fossas, die madagassischen Raubtiere, sind Bälle willkommene Spielobjekte. Vor allem die Jungtiere balgen sich gerne um sie», sagt Pfleiderer.

Bei den Primaten im Zoo Zürich wird der Ballspiel-Spass noch erhöht, indem die Kugeln mit Pellets gefüllt werden. Bei den Gorillas etwa ist es eine beliebte Beschäftigung, das Futter aus dem Inneren zu holen. Dafür braucht es grosses Geschick – fast wie im Fussball. Aber eben, ohne kompetitive Absichten. Und ohne das Gefühl, einer Mannschaft anzugehören, die sich mit einer anderen nach genau definierten Regeln misst.

Elefantenfussball in Nepal (Video: DeinZoo):

[EXT 2]

 

Im Zoo erhalten die Raubkatzen aus Sicherheitsgründen Hartgummibälle. Dem Mann in diesem Video hingegen war das gleichgültig (Video: ZoominTV):

[EXT 3]