Mit ihren 18 Jahren ist Löwin Bridget bereits eine alte Dame. Ihr ganzes Leben verbrachte sie im Oklahoma City Zoo, die Pfleger kennen sie in- und auswendig. Doch im März 2017 erlebten sie eine Überraschung: Bridget begann, sich zu verändern. Um ihr Gesicht wuchsen plötzlich Haare – sie bekam eine Mähne, wie sie sonst nur männliche Löwen tragen. Seit November scheint das Mähnenwachstum abgeschlossen, schreibt der Zoo in einem Blog-Eintrag. Die Haarpracht ist zwar nicht so gross wie bei einem Löwenmännchen, aber doch beachtlich. Interessanterweise ist Bridgets Schwester Tara nach wie vor mähnenfrei.      

Bridget ist nicht das erste bekannte Löwenweibchen, dem eine Mähne wuchs. Mediale Berühmtheit erlangten vor einigen Jahren fünf Löwinnen aus dem Okavango-Delta in Botswana, die allesamt ziemlich stattliche Mähnen tragen. Ausser den Mähnen zeigen diese Löwinnen auch männliche Verhaltensweisen wie Brüllen oder Markieren. Eine versuche gar, andere Weibchen zu besteigen, schrieb das Wissensmagazin «New Scientist» 2016.      

Zu viel Testosteron
Als wahrscheinlichste Ursache für das Phänomen gilt eine hohe Produktion von Testosteron – dem männlichen Geschlechtshormon. Was diese auslöst, ist allerdings unklar. Bei den Löwinnen aus dem Okavanga-Delta vermuten Forscher den Einfluss von Genen, da die Löwinnen alle aus dem gleichen Rudel stammen und somit verwandt sind. Ausserdem entwickelten sich ihre Mähnen anders als bei Bridget bereits in jungen Jahren. Ein Fall aus Südafrika unterstützt die Testosteron-Hypothese: 2011 wuchs dort in einem Zoo der Löwin Emma eine Mähne. Tests ergaben, dass sie aufgrund eines Defekts in ihren Eierstöcken einen Überschuss an Testosteron produzierte. Nachdem Tierärzte diese entfernten, verschwand die Mähne und sie sah wieder wie ein normales Löwenweibchen aus.    

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Um herauszufinden, was es mit Bridgets Mähne auf sich hat, haben Tierärzte ihrem Schwanz Blut entnommen, schreibt der Oklahoma City Zoo. Gegenwärtig warte man auf das Resultat. Für die Zoo-Tierärzte komme auch ein gutartiger Tumor auf der Nebennieren-Drüse oder der Hypophyse – Orte, an denen Steroid-Hormone wie Testosteron kontrolliert und ausgeschüttet werden – als mögliche Ursache. Dennoch gehe es Bridget gut. Man werde sie in nächster Zeit gut im Auge behalten, heisst es beim Zoo. Das Ganze werde ihre Lebensqualität wohl aber nicht beeinflussen: «Wir sehen keine Veränderung in ihrem Gesundheitszustand.»