Ihren Namen haben die Dscheladas oder Blutbrustpaviane von dem auffallend rot  gefärbten, nackten Kehl- und Brustbereich. Ihre Heimat ist das äthiopische  Hochland, wo sie in der offenen Graslandschaft ihre Nahrung finden. Zum  Schlafen ziehen sich die ausgezeichneten Kletterer in schroffe Felswände zurück.

Doch wer entscheidet, welchen Schlafplatz die Gruppe wählt oder wohin sie zur  Nahrungssuche aufbricht? Möglicherweise ist es nicht der Haremschef, sondern es  sind die Weibchen, die bestimmen, sagte der Zürcher Zoodirektor Alex Rübel am  Mittwoch vor den Medien.

Mit Hilfe von GPS-Halsbändern können die Bewegungen der Tiere exakt  aufgezeichnet werden. Damit wollen Verhaltensforscher des Max-Planck-Instituts  klären, ob Entscheide von einzelnen Tieren oder demokratisch gefällt werden und  wie die Gruppe ihre Aktivitäten synchronisiert. Für den Zoo Zürich kann das  Projekt dabei helfen, die Haltung der Tiere weiter zu verbessern.

Komplexe Sozialstruktur
Zürich ist einer der führenden Zoos in der Dschelada-Haltung. Seit 1955 sind  hier 115 Jungtiere geboren worden. Zurzeit leben 39 Tiere in drei verschieden  grossen Haremsgruppen, wobei sich die Weibchen das jeweilige Männchen aussuchen  und den Harem unter Umständen auch wechseln.

Zu einer Gruppe gehört ein erwachsenes Männchen mit der typischen, bis zu 40  Zentimeter langen Schultermähne und meist miteinander verwandte Weibchen und  ihre Jungen. Jüngere Männchen schützen die Gruppe von aussen. Harems- und  Junggesellengruppen können sich auch zu Herden von mehreren hundert Tieren zusammenschliessen.

Haremsführer auf Zeit
Haremsführer zu sein, sei ein «strenger Job», weshalb der Wechsel an der Spitze  in der freien Natur etwa alle zwei Jahre stattfinde, sagte der Zoodirektor.  Dabei kommt es zu teilweise blutigen Auseinandersetzungen. Im Zoo werden die  Zuchtmännchen alle sieben Jahre ausgetauscht, damit sich verwandte Tiere nicht untereinander fortpflanzen.

Demnächst verlassen fünf der Zürcher Dscheladas den hiesigen Zoo in Richtung  New York, um dort für Blutauffrischung zu sorgen. Ansonsten werden  Blutbrustpaviane nur in europäischen Zoos gehalten. Das Europäische  Erhaltungszuchtprogramm umfasst rund 286 Tiere in 18 Anlagen.