Für diese Zügelaktion musste der Park gar beim Kanton Schwyz um Erlaubnis bitten: 2017 teilte er einen Haufen von geschützten Waldameisen und brachte die eine Hälfte zum Standort im Bergsturzgebiet, an dem Besucherinnen und Besucher künftig mehr über die sogenannten Waldhengste erfahren sollen.

«Doch die Ameisen haben es nicht so mit dem Zügeln», sagte Tierparkdirektorin Anna Baumann anlässlich der Eröffnung. Eine erste Ansiedlung misslang, die Ameisen wanderten weiter. Noch ist die gelbe Infotafel zur Waldameisenstation nicht an ihrem Bestimmungsort eingelassen.

141 Ameisenarten gibt es in der Schweiz, acht verschiedene Waldameisenarten. Ihnen widmet der Park eine Station auf dem Insektenpfad, mit dessen Planung er bereits vor fünf Jahren begann. Neben den Ameisen gibt es ein Honigbienenhaus, einen Wildbienengarten, ein Totholzgarten für Käfer und einen Schmetterlingsgarten.

«Arte»-Bericht über einen Ameisenumzug

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Rückgang um 75 Prozent
Ziel sei es, den Besuchenden Handlungsoptionen aufzuzeigen und Tipps für den eigenen Garten zu vermitteln, sagte Daniel Buresch, Leiter Naturförderung und Bildung. Denn: «Insekten halten alles zusammen.» In den Fokus gerückt seien sie insbesondere, als eine Studie bekannt machte, dass gar in Naturschutzgebieten die Insektenmasse um 75 Prozent geschrumpft sei gegenüber vor 30 Jahren.

Dadurch sei das Thema auch für den Tierpark sowie für Geldgeber zuoberst auf die Prioritätenliste gekommen. Bislang habe man sich eher Projekten mit grösseren Tieren gewidmet.

2017 eröffnete mit dem Honigbienenhaus die erste Station des Pfads. Dass auch die Wildbienen wichtig seien für das natürliche Gleichgewicht, sei lange zu wenig im Fokus gestanden, sagte Buresch. Diese haben nun einen eigenen Garten mit Steinmauer, in der sie nisten, einer Sanddüne aus Schluff, Steinhaufen und Wiese.

Moderhag im Totholzgarten
Wie ein Raum im Geisterhaus heisst die Station, wo sich Käfer ansiedeln sollen: Der Totholzgarten ist etwa mit einem Moderhag ausgestattet, geschnittenes Holz wird hinter einer Hecke liegen gelassen. Auch in Holzbeigen oder Baumstrünken fühlen sich Käfer wie der Balkenschröter und Alpenbock pudelwohl.

Direktorin Baumann reicht einen künstlichen Hirschkäfer herum, den sie sich dereinst im Park erhofft. Bis zu neun Zentimeter lang werden die Männchen dieser Art. Acht Jahre liegen sie als Larven im Totholz, um dann nur vier bis acht Wochen zu leben.

Käfer sind keine zu sehen an diesem sonnigen Vormittag, auch Wildbienen bloss vereinzelt und im farbenprächtigen Schmetterlingsgarten mit Apfelbäumchen, Stachelbeerstrauch und Prachtsnelke flattern lediglich drei Kohlweisslinge.

Alpwirtschaft der Ameisen
«Wir bieten den Insekten ein Haus und hoffen, das die Tiere einziehen», sagte Zoopädagoge Andreas Mäder.Erfahrungsgemäss würden im Tierreich Wohnungen nicht lange leer bleiben. Weil aber anders als etwa im Bärengehege nebenan auf dem Insektenpfad oft keine oder wenige Tiere zu sehen seien, gelte es, das Thema für Schülerinnen und Schüler herunterzubrechen.

Etwa mit einer Anekdote über die Waldameisen, die Daniel Buresch zum Besten gibt. Diese horten in ihrem Haufen Läuse und bringen sie im Frühling - einer Alpsömmerung gleich - auf den Baum, laben sich an deren Sekret und lagern sie im Winter wieder im Haufen ein.

Er zeigt auf einen flachen Nadelhaufen am Fusse eines Stamms. Die «renitenten Mitarbeiter», wie er sie nennt, haben am Ende den ihnen zugewiesenen Standort doch noch akzeptiert. Die zweite Zügelaktion mit Schutzmasken gelang. «Die Königin ist drin», sagt Buresch. Er kann die gelbe Infotafel bald definitiv montieren.