Das haben Forschende der Klinik für Zoo-, Heim- und Wildtiere der Universität Zürich (UZH) in einer Studie an über 100 Raubtierarten gezeigt. Sie werteten über 150'000 Geburtsdaten aus zoologischen Gärten aus aller Welt aus, in denen Geburten sorgfältig dokumentiert werden.

In ihren natürlichen Lebensräumen haben viele Tierarten eine saisonal festgelegte Paarungszeit. Die Jungtiere werden meist im Frühling geboren, damit sie optimale Umweltbedingungen antreffen. Geburten zu ungünstigen Zeitpunkten, etwa kurz vor dem Wintereinbruch, werden so vermieden.

Offen war bisher, ob die Saisonalität der Fortpflanzung auch bei Tieren im Zoo erhalten bleibt. «Es ist überraschend, wie gut sich die Zoo-Daten mit denen aus dem natürlichen Lebensraum decken», wird Marcus Clauss, UZH-Professor der Vetsuisse Fakultät, in einer Mitteilung vom Montag zitiert.

Fixes Merkmal
Der Zeitpunkt der Geburten hat sich nämlich bei mehr als 80 Prozent der Tierarten auch im Zoo nicht verändert. «Die Saisonalität ist evolutionsbedingt somit zu einem fixen Merkmal einer Tierart geworden – höchstwahrscheinlich anhand einer genetisch fixierten Reaktion auf ein durch die Tageslichtlänge vorgegebenes Signal», so Clauss.

Lediglich einige Arten, die sich in den Tropen je nach Nahrungsgrundlage nur zu bestimmten Jahreszeiten fortpflanzen, tun das im Zoo, wo sie immer optimal versorgt sind, das ganze Jahr über. Am ausgeprägtesten ist die Saisonalität beim Rotwolf, beim Nerz, beim Buntmarder, beim Vielfrass, beim kleinen Panda und dem kanadischen Luchs. Der Waldhund, der Jaguar und die Tüpfelhyäne sind hingegen mit ihrer Fortpflanzung an keine Jahreszeit gebunden.

Verlängerte oder verkürzte Tragezeit
Laut der Studie, die in der Fachzeitschrift «Journal of Biological Rhythms» erschien, zeigte sich ein deutlicher Zusammenhang zwischen dem natürlichen Verbreitungsgebiet einer Art und ihrem Fortpflanzungsverhalten: Je weiter weg vom Äquator eine Tierart natürlicherweise vorkommt, desto saisonaler sind ihre Geburten.

Ausserdem entdeckten die Forschenden zwei interessante Muster: Viele saisonale Raubtiere haben für ihre Körpergrösse kurze Tragzeiten, damit der Embryo zwischen der Paarungszeit im Herbst und dem Geburtstermin im Frühling rasch genug wächst. Andere hingegen verlängern ihre Tragezeit, damit sie zur richtigen Jahreszeit gebären.

Dies passiert nicht etwa durch eine Verlangsamung des Embryo-Wachstums, sondern durch eine Keimruhe. Dies ist eine Art zeitlich befristete Ruhestellung, in der sich die befruchtete Eizelle noch nicht in der Gebärmutter einnistet. «Anscheinend ist es leichter, im Zuge der Evolution das Embryowachstum zu beschleunigen als zu verlangsamen», folgert Clauss.

Einzige Ausnahme von dieser Regel ist der Seeotter (Enhydra lutris), die einzige Otterart, die nur im Meer lebt. Sie ist an der Küste Alaskas und damit weit weg vom Äquator beheimatet. Ihre Fortpflanzung sollte daher saisonal sein, ist es aber überhaupt nicht. Vermutlich, so die Forscher, weil sich der Seeotter von Seeigeln und Muscheln ernährt, die ganzjährig verfügbar sind.