Wer einen Flugfuchs aus unmittelbarer Nähe beobachten will, hat dazu immer weniger Möglichkeiten. Denn der Mensch gehört – neben den Greifvögeln – zu den grössten Feinden der Tiere: Er zerstört ihren Lebensraum, indem er viele der grossen Bäume fällt, in denen sie am liebsten kopfüber hängen. Das tun Flugfüchse – auch Flughunde (Megachiroptera) genannt – liebend gerne und verschlafen dabei beinahe den gesamten Tag. 

Wenn es allerdings Futter gibt, werden die Tiere putzmunter. Im Zoo Leipzig beispielsweise haben die Flugfüchse ihre Scheu vor den Menschen ein Stück weit abgelegt. Mit etwas Glück kann man sie beim Fressen beobachten – wobei sie sich von neugierigen Blicken nicht stören lassen und die Besucher ihrerseits mit ihren äusserst gut entwickelten Augen anblicken. Angst haben sie nicht einmal, wenn man ihnen bis auf wenige Zentimeter nähert.

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Flugfuchs im Gondwanaland im Zoo Leipzig (Video: Leo Niessner). 

 

Seelenruhig verspeisen die Tiere ihre rein pflanzliche Nahrung: Früchte, Nektar, Pollen, Blüten und Fruchtsäfte. Damit sind sie für die anderen Tiere – etwa für diejenigen im subtropischen Gondwanaland des Zoos Leipzig – keine Gefahr. 

Achtung: Spitze Zähne!
Gefahr droht indes denjenigen Tierpflegern, die mit mit Flugfüchsen zu tun haben. Denn die Tiere haben spitze Zähne. Ihr Biss ist schmerzhaft. Daher tragen die Pfleger Handschuhe und behelfen sich mit einem Kescher, einem Fangnetz, wenn sie einen der Flugfüchse einfangen wollen. Ihren Namen haben die Tiere übrigens von ihrem fuchsroten Haarkleid. Flugfüchse gehören zu einer Säugetierfamilie, die rund 40 Gattungen mit knapp 200 Arten umfasst, von denen einige bedroht sind. Sie gehören zur Ordnung der Fledertiere und werden verhältnismässig alt, wie die meisten Fledertiere: oft mehr als 20 Jahre.

Anzutreffen sind Flugfüchse in Afrika, im südlichen Asien, in Australien, den Malediven und dem westlichen Ozeanien. Ausserhalb diverser Zoos sind Flugfüchse in Europa lediglich auf der Insel Zypern heimisch: Hier lebt der Nilflughund.

Eindrücklich ist es, Flugfüchsen beim Fliegen zu beobachten. Dabei offenbaren sie ihre wahre Grösse: Die Flugspannweite kann bis zu 170 Zentimetern betragen, wie beim Kalong. Relativ lange dauert die Tragzeit mit 180 Tagen, wonach sie ein Jungtier zur Welt bringen. Flugfüchse navigieren mit höchster Präzision: Um Futter zu finden, nehmen sie sogar regelmässig Strecken von mehr als 50 Kilometern Distanz auf sich. Dass sie in der Natur dabei strikte ihrer instinktiven Flugroute folgen und kaum vom Weg abweichen, endet für einige Tiere tödlich. Immer wieder verfangen sie sich in Hindernissen, in Leinen etwa, die von Menschen aufgespannt wurden.

Manche dieser Seile werden bewusst montiert und mit Haken ausgestattet, um Flugfüchse zu fangen. Besonders in Indonesien gilt ihr Fleisch als schmackhaft, wodurch viele Tiere in den Kochtöpfen landen. 

Augenfällig ist die Verwandtschaft zu den Fledermäusen. Sie kommt nicht von ungefähr, gehören doch beide zur Ordnung der Fledertiere (Chiroptera). Allerdings gibt es Unterschiede: Flugfüchse halten keinen Winterschlaf. Ausserdem besitzen sie keine Echoortung.