Alessio Fochesato hat 50 Angestellte. Manche unter ihnen sind echte Charmeure: verteilen Küsschen sowie Rosen, rufen bei Gelegenheit «ciao bella!». Und dennoch können die meisten nicht sprechen. Denn sie haben Flügel, scharfe Krallen und spitze Schnäbel. 

Der 36-jährige Fochesato verlor bereits im Kindesalter sein Herz an Papageien. «Damals sah ich zum ersten Mal eine Papageien-Show. Ich liebte sie. Und ich wusste sofort, dass es das ist, was ich beruflich machen will.» Seit nun über zehn Jahren übt er mit seinen Aras und Sittichen Tricks – hauptberuflich. Er bringt allen die Grundkenntnisse bei: zum Beispiel hüpfen, auf Kommando fliegen und Purzelbäume schlagen. Will er also in seiner Show einen Sonnensittich zeigen, der durch einen Ring fliegt, sucht er sich das geeignete Tier dafür aus. «Ich merke, wer was gerne macht», sagt der Italiener. Das sei die Grundregel seines Trainings. Natürlich braucht auch er Leckerli zur Belohnung; Erdnüsse mögen die Vögel besonders gern. Sie kapieren schnell: «Wenn mir etwas auf den Boden fällt, bringen sie es mir – in der Hoffnung, dafür belohnt zu werden.» Und wenn einer etwas vorzeigt, kopieren sie es oft sogleich.

Schutzkleidung würde den direkten Kontakt zu den Tieren stören
Mit einem fröhlichen «Ciao!» setzt Alessio Fochesato einen Fuss in die Ara-Voliere. Ein farbenfrohes Feuerwerk schiesst durch die Luft – und schon sitzen mehrere Papageien auf seinen nackten Armen. Hier landen sie häufig, man sieht’s, denn ihre Krallen haben Spuren hinterlassen. Doch von Schutzbekleidung will der Tierfreund nichts wissen. Er wolle den Kontakt zu den Papageien spüren, sagt er und schon piksen ihn die Aras im Gesicht, von Kinn bis Nase und zurück. «Wir geben uns Küsschen», erklärt Fochesato schmunzelnd. Ganz ungefährlich ist das nicht. Bereits zwei Mal wurde er in den Finger gebissen. «Ach, das ist schon lange vergessen», winkt er ab.

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Schon sein ganzes Leben hat er eine enge Beziehung zu Tieren. Er wuchs auf einem Bauernhof in Italien auf, später zog es ihn als Experten in verschiedene Zoos. Umso exotischer scheint seine zwischenzeitliche Lehre als Elektriker. Aber: «Ich habe noch keine Stunde auf diesem Beruf gearbeitet», gesteht Alessio Fochesato. Er blieb seinem grossen Bubentraum treu. Im Alter von etwa 14 Jahren war er im Besitz eines Kongopapageis, sein erster Papagei. Ein Wildfang, der mittlerweile nicht mehr lebt. Seine heute 50 Aras und Sittiche hingegen seien alle gezüchtet. Auf Tournee hat er meist nur ein paar seiner Tiere dabei, wie momentan auch mit dem Circus Knie. 19 begleiten ihn durch die Schweiz, darunter Tortuga, sein Highlight.

Aras und Sittiche drehen im Freiflug ihre Runden durch das Zirkuszelt 
Wie sie heisst, krächzt die achtjährige Gelbnackenamazone am liebsten selber ins Mikrofon: «Tortuga!» Sie mimt eine Opernsängerin, trällert «Happy Birthday» und wünscht zum Schluss «buona notte!», also eine gute Nacht. Sprechen und singen lernte Tortuga mit einer CD. Immer wieder spielte Fochesato sie ab – irgendwann imitiere der Papagei, was ihm gefalle. Nur in der SRF-Sendung «Giacobbo/Müller» wollte Tortuga nicht so recht. Offenbar brachten sie die Monitore mit ihrem übergrossen Abbild durcheinander. 

Unter der Kuppel des Circus Knie erleben die Besucher dieses Jahr etwas, das eher selten ist: Aras zum Anfassen nah, im freien Flug durchs Zelt. Die Show begeistert. Mit viel Sorgfalt hat der 36-Jährige diese Darbietung zusammengestellt und sie auf die Bedürfnisse seiner Tiere abgestimmt. Alessio Fochesato stellt klar: «Ich will einfach mit meinen Tieren Zeit verbringen und etwas mit ihnen unternehmen. Wenn ich das nicht im Zirkus tun würde, dann daheim in meinem Garten.» Dort allerdings, in Jesolo bei Venedig, findet man den 36-Jährigen nur noch selten. Meist tourt er durch Europa mit seinen Aras, seinem Hund – und seiner zweiten grossen Liebe: seiner Frau Elisa.

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Fochesato in der Online-Sendung «Animalisch». Quelle: YouTube/ANIMALISCHsendung