Auf Instagram
Schimpansenvideo sorgt für Zoff
Ein Schimpanse scrollt durch Instagram wie ein Mensch und begeistert damit Millionen von Usern im Internet. Bei Artenschützern löst das Video dagegen tiefe Besorgnis aus.
Der Schimpanse sieht sich auf der Social-Media-Plattform Instagram Videos an – von Schimpansen natürlich. Ausserdem scrollt er sich durch den Feed, sieht sich einige Posts genauer an, wischt weg, was ihm nicht gefällt. Genau wie ein Mensch – und da liegt das Problem. «Schimpansen sind wunderbare Tiere und ihre Menschenähnlichkeit macht sie besonders attraktiv für uns», schreibt das Jane-Goodall-Institut Schweiz mit Sitz an der Universität Zürich-Irchel.
«Videos wie dieses halten die Idee aufrecht, dass Schimpansen süsse, erstrebenswerte Haustiere seien. Diese Idee heizt den illegalen Wildtierhandel weiter an. Solange Menschen irgendwo auf der Welt viel Geld für ein Schimpansenkind bezahlen, um es als Haustier zu halten, werden diese in Afrika aus den Armen ihrer Mütter gestohlen», heisst es in der Mitteilung weiter. Dieses Schicksal träfe jedes Jahr 3000 wildlebende Menschenaffen. Schimpansen seien hochintelligente Wesen und können nicht domestiziert werden.
Dazu kommt die Tatsache, dass das Video von einem privaten Tierpark namens Myrtle Beach Safari im US-Bundesstaat South Carolina stammt. Dieser sei bekannt für schlechte Tierhaltung. Das sagt nicht nur das Jane-Goodall-Institut sondern etlliche andere Tierschutzorganisationen. Gehören tut der Safari-Park «Dr.» Bhagavan Antle, genannt Doc Antle. Seinen Doktortitel hat er angeblich in China in Medizin erworben, an Instituten, die es gar nicht zu geben scheint.
Antle hält Wildtiere wie Menschenaffen, Elefanten und Grosskatzen, darunter Liger, Hybride aus Löwen und Tiger, die in der Natur nicht vorkommen – und dies zum Vergnügen der Besucher, die nicht zum Beobachten gekommen sind, sondern um die Tiere anzufassen. Natürlich geschieht dies unter der Fahne des Naturschutzes, wohl aber eher zum Schutz von Antles Portemonnaie. Auf dem Instagram-Profil der Myrtle Beach Safari jedenfalls wird gestreichelt und gekuschelt und geschöppelt was das Zeug hält. Mit Naturschutz hat dies herzlich wenig zu tun. Schon etliche Male kam Antle mit den US-Behörden in Konflikt, weil er sich nicht an das Tierschutzgesetz hielt.
Bizarre Ausreden
Verbreitet wurde das Schimpansenvideo zudem von Influencer «The Real Tarzan» Mike Holston, auch er selbstverständlich ein Naturschützer, der seinen 5,3 Millionen Followern aber am liebsten Fotos von sich in Badehose mit wilden Tieren im Arm präsentiert. Antle, der zuvor schon ein Video eines Schimpansen mit Virtual-Reality-Brille gepostet hatte, verteidigt sich auf Instagram. Er sei von «Jane-Goodallisten» attackiert worden, bei denen es sich um vegane Extremisten handle, die den Namen der renommierten Schimpansen-Forscherin missbrauchten. Sugriva, der Affe im Video, lebe nicht im Haus, sondern in einem riesigen «Baumkronen-Superspielplatz». «Er hat 152 Meter Tunnel zwischen sechs Baumforts zur Verfügung, mit Heissluft, TV und endlos Früchten und Gemüse», schreibt Antle. TV für Affen? Ziemlich bizarr.
Jane Goodall selber sei nicht gegen die Haltung von Schimpansen in Zoos und habe selber schon Interaktionen mit Schimpansen gehabt. Antle werde attackiert, weil die Leute missverstehen, wie interkativ Menschenaffen seien. Er habe Goodall schon viele Male getroffen.
Doc Antles wirre Ausreden:
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Laut dem Jane-Goodall-Institut sagt die berühmte Primatologin aber folgendes: «Ich bin sehr enttäuscht, eine unangemessene Darstellung eines juvenilen Schimpansen in diesem Video auf den Sozialen Medien zu sehen [...] Ich hoffe, dass alle Menschen, die Verantwortungsbewusstsein und Mitgefühl haben, dieses Video nicht liken, teilen oder kommentieren, und dass alle verantwortungsbewussten Medien Schimpansen nur in freier Wildbahn oder in guter menschlicher Obhut zeigen. Und ich bitte alle Menschen, die Schimpansen halten, ganz dringend, diese Tiere nicht weiter auszunutzen und sich mit uns für ein Ende der Misshandlung von Schimpansen in der Unterhaltungsindustrie einzusetzen.»
Weshalb der Selfie-Wahn auf Instagram den Wildtieren nicht gut tut, können Sie hier lesen.
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