Seehunde sind für den Zootierarzt keine einfachen Patienten. Die stromlinienförmigen Tiere lassen sich kaum festhalten. Und Narkosen sind risikoreich, denn durch die dicke Fettschicht der Tiere ist die Dosierung des Narkosemittels äusserst schwierig, wie Zoo-Kurator Rober Zingg am Mittwoch erklärt.      

Die Tierpfleger trainieren daher mit den drei Seehunden im Zoo Zürich täglich den Ernstfall. Dabei machen sie sich den Spieltrieb und die ausgeprägte Neugierde ihrer Schützlinge zunutze. Die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Tier beruht auf Freiwilligkeit. Mit Druck oder gar Strafe liesse sich nichts erreichen, sagte Zingg.      

Zur Verständigung zwischen Tier und Mensch dient eine hochfrequente Signalpfeife. Sie erklingt immer dann, wenn das Tier ein erwünschtes Verhalten zeigt und gleichzeitig wird dieses Verhalten mit Futter belohnt. Es dauert nicht lange, bis die Seehunde diesen Zusammenhang begriffen haben und dann können verschiedene Verhaltensweisen trainiert werden.

Röntgengerät auf dem Seehundspielplatz  
So kommt beispielsweise das Männchen Inuit auf Kommando aus dem Wasser, öffnet das Maul zur Zahnkontrolle oder hält ganz still und lässt sich Augentropfen verpassen oder mit einem Stethoskop abhören.      

Ziel des täglichen Trainings ist es, dass sich die Tiere am ganzen Körper anfassen lassen und dass man sie beispielsweise auf die Waage oder in eine Transportkiste lotsen kann. Eines der Spielgeräte ähnelt einem mobilen Röntgengerät. So sind die Seehunde bereits damit vertraut, wenn der Einsatz eines echten Geräts notwendig wird.      

Wichtig ist, dass Schritt für Schritt und regelmässig trainiert wird. Dabei werden nicht nur verschiedene Fähigkeiten gefordert und gefördert, für die drei Seehunde Pia, Inuit und Farah ist das Training auch eine willkommene Abwechslung und ein grosser Spass. Diesen lässt sich auch die alte Dame Farah nicht entgehen. Sie ist ist im Juni 40 Jahre alt geworden und damit der zweitälteste Seehund in der internationalen Zootierdatenbank.