Das erste Licht der Morgendämmerung verwandelt die Bergsturzlandschaft des Natur- und Tierparks Goldau in eine gespenstisch anmutende Märchenlandschaft. Die Stille des anbrechenden Tages wird jäh von einem markdurchdringenden Kikeriki durchbrochen.

Dieser Ruf kommt aber nicht wie früher vom Miststock auf dem Bauernhof oder aus dem Hühnerstall, sondern von einer alten Tanne, die im Tierpark zwischen den Felsen nahe beim Blauweiher steht. Diesen Baum haben die Appenzeller Hühner schon vor einigen Jahren zu ihrem Schlafbaum erkoren.

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 Bild: Natur- und Tierpark Goldau

Schlafen wie im Wohnblock
Abend für Abend, wenn die Sonne hinter der Rigi verschwunden und Ruhe in den Tierpark eingekehrt ist, findet sich die Hühnerschar bei der alten Tanne ein. Ein Huhn nach dem anderen fliegt auf die untersten Äste. Wie auf einer Wendeltreppe geht es dann weiter von Ast zu Ast, bis jedes seinen Schlafplatz gefunden hat. Wie in einem Wohnblock schlafen die einzelnen Gruppenmitglieder auf verschiedenen Stockwerken. Die untersten etwa vier Meter und die obersten etwa zehn Meter über dem Boden.

Den Appenzellern gelingt dies, da ihre Flugfähigkeit in der Zucht nicht der hohen Legeleistung oder einer mastorientierten Gewichtszunahme zum Opfer gefallen ist. Diese Verhaltensweise dient dem Überleben während der nächtlichen Schlafphase. Beim Fliegen kommt ihnen zudem das geringere Gewicht von rund einem Kilogramm zugute. Hochleistungsrassen bringen das Doppelte auf die Waage.