Was könnte vergnüglicher sein als ein Familienausflug in einen Zoo? Pinguine planschen und tauchen, Löwen und Tiger röhren, und wenn man Glück hat, kann man sich über einen Baby-Elefanten freuen. Dann geht man zu den Affenkäfigen, wo die lustigen Kerlchen vor und zurück schwingen und ihren Spass daran haben, sich mächtig aufzuspielen. Und dann hüpft ein Affe auf einen anderen, und eine kleine Stimme stellt die Frage: «Mama – was machen denn diese Affen da?»

Der Anblick zweier Affen, die sich vor Publikum unbekümmert paaren, hat vielen Generationen von Eltern ein mittleres Dilemma beschert. Was genau soll man den Sprösslingen da sagen? Nicht jeder Vater oder jede Mutter hat sich das vorab überlegt.

Viele Eltern weichen der Frage aus und ziehen ihre Kleinen schnell zum harmloseren Papageien-Gehege weiter. Jetzt aber hat einer der beliebtesten Zoos Grossbritanniens eine Lösung für dies uralte Problem gefunden. Die Primaten-Expertin Lisa Britton ist von Chessington Zoo (in der Nähe von London) zur ersten «Birds and Bees Consultant» des Tiergartens ernannt worden. Was ins Deutsche übertragen bedeutet, dass sie als Ratgeberin für «die Bienchen und Blümchen» fungiert. Ihre Aufgabe ist es, Kindern das Konzept der Paarung und Fortpflanzung im Tierreich auf anschauliche und einfache Weise zu erklären. Mit dem Einverständnis der Eltern natürlich. 

Britton glaubt, dass Offenheit die beste Politik ist. «Es ist einfacher, wenn man sagt, dass die sich paaren und dass nach vier Monaten ein neues Baby zu erwarten ist. So macht man die Sache nicht zum Tabu», sagt sie. «Dann sind die Kinder nicht schockiert oder abgestossen. Sondern sie akzeptieren es ohne Weiteres.»

Viele Erwachsene wissen zu wenig
Das wirkliche Problem, meint die Ratgeberin, seien oft die Eltern: «Ich habe wirklich schon urkomische Kommentare gehört, mit denen Eltern ihre Kinder abzuspeisen versuchten. Einmal, als sich zwei Affen paarten, hat eine Mutter zu ihrem Kind gesagt, der grössere Affe wolle den kleineren aufpumpen, damit der auch grösser werde.» Am üblichsten sei es, dass Eltern ihren Kindern erklärten, ein Affe nehme einen anderen «Huckepack».

Manchmal, berichtet Britton, komme es auch vor, dass sie von Eltern gebeten werde, das bunte Treiben doch bitte zu stoppen. Was sie mit Sicherheit nicht tut – vor allem nicht, wenn es sich um liebestolle Löwen handelt.

Allgemein empfielt sie, unzweideutige Worte und elementare wissenschaftliche Begriffe zu benutzen. Leider, sagt Britton, sei das Wissen um simple Fakten der Fortpflanzung aber auch im späteren Leben oft überraschend gering: «Viele Erwachsene haben keine Ahnung, dass ein Frühstücks-Ei nichts anderes ist als ein unbefruchteter Hühner-Embryo.»

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 Hier wird aufgeklärt. Bild: © Chessington Zoo

Zum Schluss, dass man eine Ratgeberin für «Bienchen und Blümchen» brauche, kam der Zoo von Chessington, als es einmal binnen weniger Wochen eine kleine Bevölkerungs-Explosion in den Gehegen gab. «Mit dem Nachwuchs-Boom», erzählt Britton, «nahmen auch die Fragen gewaltig zu. Alles Tierverhalten ist ein wunderbarer Teil der Natur. Man kann dieses Verhalten Kindern verschiedenen Altersstufen entsprechend erklären.» Brittons einfache Erläuterungen helfen kleinen Besuchern auch, komplexe soziale Hierarchien und Verhaltensweisen zu verstehen. Und sie daran zu erinnern, dass manche Tierarten vom Aussterben bedroht sind.

Chessington Zoo hat zur Warnung der Eltern in gewissen Bereichen gelbe Schilder mit der Aufschrift «Animal Baby Making Zoo» aufgestellt. Das bedeutet, dass an diesen Zoo-Stellen Tier-Babys «gemacht» werden. Viel gefragt sind Lisa Brittons Auskünfte vor den Löwen-Käfigen, schon deshalb, weil die Löwen sich so geräuschvoll paaren. Und bei den Straussen, weil sie so gross sind, dass man sie gut sieht.

Aber das meiste Interesse gilt einer anderen Tierart: den Schildkröten. «Vielleicht weil sie sich immer so langsam paaren – dafür aber auch ziemlich lange beschäftigt sind», vermutet Britton.