Seit Sonntag wird es abends wieder früher dunkel, und morgens ist es plötzlich länger hell. Vielen Menschen bereitet die Umstellung auf die Winterzeit Mühe. Früher bekamen auch die Tiere im Zoo Zürich diesen Wechsel mit, vor allem über die Fütterungszeiten. Bis vor ein paar Jahren waren diese jeden Tag gleich: nicht zuletzt den Besuchern zuliebe, die der Attraktion nach einem genauen Zeitplan beiwohnen konnten.  

Wenn nun die Pfleger nach der Umstellung auf Winterzeit plötzlich später – respektive bei der Umstellung auf Sommerzeit im Frühling eine Stunde früher – auftauchten, brachte das viele Tiere aus dem Konzept. Laut Robert Zingg, Kurator vom Zoo Zürich, konnte es vorkommen, dass die Menschenaffen bei einer verfrühten Ankunft des Pflegers noch verschlafen und noch nicht so richtig in Esslaune waren. Oder dass sie bei der Umstellung auf die Winterzeit bereits sehnsüchtig an der Stelle warteten, an der sie normalerweise gefüttert werden. Wegen der Zeitumstellung mussten sie dort aber noch eine Stunde ausharren.  

Mittlerweile ist man bei den meisten Tieren von fixen Fütterungszeiten abgekommen, wodurch sie auch die Zeitumstellung nicht mehr merken. Die unregelmässigen Fresszeiten entsprechen dem Leben in der freien Wildbahn. Dort ist auch nicht voraussehbar, wann es Nahrung gibt und wieviel. «Aus diesem Grunde sind wir zudem dazu übergegangen, die Tiere mit unterschiedlichen Mengen zu füttern. Zwischendurch muss die Nahrung auch einmal für mehrere Tage reichen», sagt Zingg. Zugleich beuge der variable Zeitplan Fehlentwicklungen vor. «Gerade die katzenartigen Tiere bauen bei festen Fütterungszeiten eine Erwartungshaltung auf, was zu sogenannten Laufstereotypen führen kann, zu unnatürlichen Bewegungsabläufen», erklärt Zingg.

Feste Fütterungszeiten helfen der Verdauung
Es gibt aber auch Ausnahmen: Die Pinguine beispielsweise erhalten nach wie vor zu denselben Zeiten Futter. Für ihr Verdauungssystem ist eine regelmässige Nahrungsaufnahme laut Zingg besser. Auch für die Seehunde gelten festgelegte Futterzeiten. «Die Gründe für die regelmässigen Fütterungszeiten bei Pinguin und Seehund liegen vor allem bei der besseren Kontrolle der von den Tieren aufgenommenen Futtermenge. Zudem sind die Fische schnell verderblich, und so kann das Futter in einem kurzen Zeitabschnitt angeboten werden», erklärt Zingg.

Einen regelmässigen Fütter-Ryhthmus verlangen des weiteren die Menschenaffen. Gleich fünfmal täglich erhalten sie Nahrung. Bei den knappen Zeitabständen falle es ihnen aber auch nicht schwer, im Falle einer Zeitumstellung auch einmal eine Stunde länger zu warten, sagt Zingg und fügt hinzu: «Und wenn sie wegen den verschobenen Zeiten dennoch einmal ungeduldig werden – ein, zwei Tage nach der Zeitumstellung haben sie sich an den neuen Rhythmus gewöhnt».