Am Samstag, 21.5.2016, entdeckte ein Tierpfleger im Tierpark Goldau zwei kleine Sumpfschildkröten. Gerade mal so gross wie ein Fünffrankenstück sind die Reptilien. Geschlüpft sind sie allerdings wohl schon im Herbst, wie der Tierpark mitteilt. Den Winter haben sie dann in ihrer Nestmulde im Sand verbracht. Martin Wehrle, Kurator und Tierarzt des Tierparks, bezeichnet die kleinen Schildkröten als grossen Erfolg. Schildkröten-Experten seien davon ausgegangen, dass das Goldauer Klima für Nachwuchs ungeeignet sei.

Wehrle vermutet, dass der warme Sommer 2015 zum Bruterfolg geführt hat. Die Anlage im Natur- und Tierpark Goldau dürfte ebenfalls zum überraschenden Zuchterfolg beigetragen haben. So ist der Sandhügel für die Ablage der Eier gegen Süden geneigt, damit die Sonne möglichst viel Wärme erzeugen kann. An warmen Tagen können so Temperaturen von über 30 Grad im Sand entstehen.

Einzige einheimische Schildkröte
Die Paarung findet von Frühling bis Frühsommer unter Wasser statt. Anschliessend legt das Weibchen rund 10 bis 15 Eier im Sand ab. Das Geschlecht der jungen Schildkröten wird durch die Temperatur während der Entwicklung der Eier bestimmt. Die Europäische Sumpfschildröte kann mit etwas Glück auch in der Schweiz beobachtet werden. Es handelt sich meist nur um Einzeltiere.

Ob sie tatsächlich als «einheimisch» bezeichnet werden kann, war lange umstritten. Die Art galt in der Schweiz als ausgestorben, bis im Tessin und im Kanton Genf Restvorkommen der Tiere entdeckt wurden, die wahrscheinlich ohne Aussetzungen überlebt hatten. Früher ging man davon aus, dass das Klima in der Schweiz für die Fortpflanzung zu kalt sei. Der Zuchterfolg im Tierpark zeigt nun, dass die Tierart bei genügend hohen Sommertemperaturen durchaus zur Fortpflanzung fähig ist.