Es ist warm, etwas feucht, das Licht gedimmt. Wir befinden uns im sogenannten Garnelenraum von Jonas Frey – im Erdgeschoss eines Wohnblockes mitten in Zürich Höngg. Entlang der Wände reihen sich Aquarien aneinander und auch in der Mitte des kleinen Raumes sind Wasserbecken verschiedener Grössen gestapelt. Es riecht etwas streng – nach getrocknetem Seegras, wie Frey sagt. Er macht das Besucherlicht an.

Garnelen, Shrimps, Crevetten – in der Aquaristik erfreuen sich die anpassungsfähigen Tiere, die zur Gruppe freischwimmender Krebse gehören, immer grösserer Beliebtheit. Vor allem winzige Süsswassergarnelen erleben einen Boom. Wegen ihrer unkomplizierten Haltung und der bunten Farben sind Zwerggarnelen eine begehrte Alternative zum Fisch im Aquarium. Auch Frey hat sich ihnen verschrieben.

Die bekanntesten Süsswassergarnelen in der Aquaristik sind die Tiger- und Bienengarnelen aus der Gattung der Caridina. Sie werden bis zu 25 Millimeter lang, wobei die Weibchen grösser sind als die Männchen. Die Farben und die schwarzen oder weissen Streifen haben diesen Tieren ihre Namen gegeben. In der Zucht geht es vor allem um die Farbintensität, um die Pigmentierung und deren Verteilung. «Mit der kristallroten Zwerggarnele ‹Crystal Red› hat der Hype so richtig angefangen», erzählt Jonas Frey. «Vor allem in Japan versucht man die Zwerggarnelen hochzuzüchten. Da kann ein Tierchen mit der perfekten Pigmentierung schon mal 10 000 Franken kosten.» In der Schweiz sind Zwerggarnelen für 3 bis 25 Franken erhältlich.

Anspruchslose Allesfresser
«Zuerst muss ich die Garnelen etwas anfüttern», sagt Frey und wirft in jedes Becken ein kleines Stück getrockneten Seetang. Im Nu bildet sich ein Knäuel hungriger Shrimps. Gekonnt zerteilen die Tiere ihre Nahrung. Das Verhalten der Zwerggarnelen fasziniert Frey immer wieder aufs Neue. «Sie streiten sich um das Futter», sagt er, «die Grossen hocken zuoberst und die Kleinen müssen aussen warten, bis sie etwas abkriegen. Zum Glück werfen die Garnelen beim Fressen kleine Partikel ab, so bekommt jeder seinen Teil.» In einem anderen Aquarium gehen es einige der bunten Shrimps etwas langsamer an. «Garnelen müssen nur alle zwei bis drei Tage gefüttert werden. Auch wenn man eine Woche in die Ferien geht, können die Garnelen ohne Weiteres unbeaufsichtigt gelassen werden.» Zwerggarnelen seien Allesfresser. «Die Tierchen sind einfach zu halten. Sie drehen die Steinchen um und finden immer was zum Knabbern.» 

Der wichtigste und zugleich heikelste Faktor bei der Haltung von Zwerggarnelen ist die Wasserqualität. Süsswassergarnelen mögen eine saubere und unbelastete Umgebung. Deswegen der Tipp von Jonas Frey für alle, die sich ein Becken mit Süsswassergarnelen zutun möchten: nichts überstürzen und langsam vorgehen. Zuerst muss im Aquarium die geeignete Lebensgrundlage gebildet werden. Fünf bis sechs Wochen dauert dieser Prozess, der in Züchterkreisen «das Becken einfahren» heisst. Wasserwerte müssen angepasst werden. Die Bio-Flora und -Fauna muss sich bilden. Nur so fühlen sich die Garnelen wohl und überleben. Erst dann, wenn das Becken nicht mehr «biologisch steril» ist, können die Tiere im neuen Becken einziehen.

Frey erzählt, wie er zum Zwerggarnelen-Züchter geworden ist. «Vor einigen Jahren habe ich ein Aquarium geschenkt bekommen. Leider sind mir die armen Fische alle eingegangen», sagt er schmunzelnd. «Durch einen Freund bin ich auf die Mini-Garnelen gestossen und dabeigeblieben.» Zuerst habe er nur ein kleines Becken gehabt. Mit der Zeit hätten sich immer mehr Aquarien in seinem Wohnzimmer gestapelt. Bis er dann endlich einen Raum gemietet hat: den Garnelenraum. 

«Wer einmal Zwerggarnelen gehabt hat, der bleibt dabei.» Die bunten Tierchen hätten ein interessantes Verhalten. «Man kann stundenlang zuschauen, entdeckt immer wieder Neues. Das kleine Aquarium ist eine Oase der Ruhe.»

www.zwerggarnelen.ch