Ein wunderschöner Gebirgszug in den Alpen mit satten Wiesen und tiefgrünen Wäldern. Das könnte man jedenfalls beim Betrachten des entsprechenden Bildes denken. Doch Irrtum: Es handelt sich nicht um eine Landschaft, sondern um ein aussergewöhnlich gestaltetes Aquarium. Die Technik, die sich dahinter verbirgt, heisst Aquascaping (abgeleitet vom englischen Wort landscape, also Landschaft). «Für mich ist Aquascaping nichts anderes als Unterwassergärtnern, ein ästhetisches Gestalten von Aquarien – ähnlich der Gestaltung von Gärten. Unterwasser-Scapes können atemberaubend sein», sagt der Aquarien-Designer Oliver Knott.

Die Geburtsstunde des Aquascapings ist um 1990 datiert. Damals brachte der Japaner Takashi Amano mit seinem Buch «Naturaquarien» eine bis dahin nie gesehene Unterwasserwelt ans Licht. Unter Naturaquarien versteht Amano nicht etwa eine 1:1-Nachbildung von echten Biotopen, sondern einen kleinen Ausschnitt der Natur. «Die Möglichkeiten sind dabei praktisch unbegrenzt. Egal, ob eine Felsformation, eine Insel, ein Bachlauf oder einfach nur ein abgestorbener mit Moos überwachsener Baumstumpf: Alles darf kopiert werden», sagt Knott.

Mit dieser Aquaristikform soll vor allem ein junges Publikum angesprochen werden, indem es einen individuellen «Style» einbringen kann. «Letztlich gibt es nichts Schöneres, als nach einem arbeitsreichen Tag dem Wogen der Pflanzen und dem Treiben der Bewohner einer wunderbaren Unterwasserlandschaft zuzusehen», gerät Knott ins Schwärmen. Mittlerweile gibt es sogar internationale Meisterschaften, an denen die besten Unterwasserlandschaften prämiert werden. Knott konnte sich dabei bereits den Weltmeistertitel sichern.

Die Wahl der Tiere ist gut zu überlegen
Doch wie können Interessierte ihre Wunschlandschaft im Miniaturformat unter Wasser nachbilden? Die perfekte Anleitung dafür bietet Oliver Knott in seinem Buch «Aquascaping». Er empfiehlt beispielsweise, beim Gebirgszug den grössten Stein nicht mittig ins Becken zu setzen, sondern leicht versetzt, links oder rechts von der Mitte. Die weiteren Steine sollten aneinandergereiht werden, damit die Gesamtwirkung verstärkt wird. Mit Steinen können zudem Wurzeln dekoriert werden. So entstehe der Eindruck, dass Wurzeln und Steine eine Einheit bilden, was einen «wunderbaren optischen Effekt» ergebe.

Eine wichtige Rolle kommt der Bepflanzung zu, da Pflanzen Bilder «malen». Grössere Gruppen derselben Pflanzen würden dabei oft besser wirken als einzelne, sagt Knott. Mit rötlichen Pflanzen oder besonderen Blattformen können ausserdem Akzente gesetzt werden. Um den Überblick zu behalten, sollte mit den Vordergrundpflanzen begonnen werden, ehe es über den Mittelgrund zu den Hintergrundpflanzen geht.

Und natürlich sollte auch die Wahl der Tiere gut überlegt sein. Am besten macht man sich vorab eine Wunschliste mit Fischen und deren Bedürfnissen, die es zu erfüllen gibt. Schliesslich ist das oberste Ziel des Aquascapings laut Knott, «eine kleine grüne Oase zu gestalten, die ihren Bewohnern eine gute Lebensqualität bietet und Freude und Entspannung verschafft». 

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