Ganz neu ist der Zimmerpflanzen-Boom nicht: Bereits seit ein paar Jahren vermelden Gartencenter und Floristen einen zunehmenden Absatz der grünen Mitbewohner. Die Corona-Pandemie und der Rückzug ins Home-Office haben den Trend noch verstärkt: Trotz zeitweiser Schliessung haben viele Gartencenter im vergangenen Jahr den Verkauf mindestens verdoppeln können, sagt Othmar Ziswiler, Leiter Gärtnerischer Detailhandel bei Jardin Suisse, dem Unternehmerverband Gärtner Schweiz.

Auch Jonathan Imhof vom Onlineversand Zimmerpflanzen.ch kann die grosse Nachfrage bestätigen: «Das Onlinevolumen hat aufgrund der aktuellen Lage stark zugenommen.» Verständlich: Wer weniger raus darf, holt sich die Natur ins Haus. Und Pflanzen in der Wohnung sehen nicht nur schön aus, sie sorgen auch für Wohlbefinden. Schon der Anblick hilft, Stress abzubauen.

Grosse Blätter, wenig Pflege
Der Zimmerpflanzen-Trend geht einher mit dem verstärkten Interesse an Umwelt- und Naturthemen. Vor allem bei jungen Menschen stehen Topfpflanzen hoch im Kurs: Sie posten Selfies von sich und ihrer Lieblingspflanze, geben in den Sozialen Medien Pflegetipps oder tauschen selbst gezogene Jungpflanzen aus.

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Wenn es um Zimmerpflanzen geht, mögen es die Schweizerinnen und Schweizer eher traditionell, sagt der Pflanzenexperte Ziswiler. «Vor allem pflegeleichte Zimmerpflanzen mit grossen Blättern sind hierzulande beliebt.» Weniger gefragt seien hingegen blühende Pflanzen. Zu den absoluten Topsellern bei Zimmerpflanzen.ch gehört das Fensterblatt (Monstera deliciosa). Sie stammt ursprünglich aus den Wäldern Mittel- und Südamerikas und besitzt grosse, auffällig geschlitzte Blätter.

In ihrer tropischen Heimat windet sich die Blattschmuckpflanze an Baumstämmen empor. In der Stube braucht sie entsprechend einen Wuchsstab, an dem sie hinaufklettern kann. Wie alle Pflanzen aus dem tropischen Regenwald mag die Monstera einen hellen Standort ohne direkte Sonneneinstrahlung. Im Sommer sollte sie mit lauwarmem, kalkarmem Wasser versorgt werden, im Winter ist sie mit weniger zufrieden. Hingegen mag sie es, wenn man ihre grossen Blätter von Zeit zu Zeit mit Wasser besprüht. Wer sich eine Monstera zutun möchte, sollte bei der Wahl des Standorts beachten, dass die Pflanze eine Höhe von rund drei Meter annehmen kann.  

Pflegetipps für ZimmerpflanzenGiessen Sie Ihre grünen Mitbewohner mit kalkarmem Wasser. Kalk aus unserem Leitungswasser verändert mit der Zeit den pH-Wert des Substrats, was zu Schäden an der Pflanze führt. Lieber Regenwasser oder abgestandenes Leitungswasser verwenden.

Geben Sie nicht zu viel Wasser. Hilfe bietet der Zeigefingertest: Den Finger vollständig ins Substrat stecken und erst giessen, wenn die Erde trocken ist. Besprühen Sie die Pflanze wöchentlich. Blattbenetzung erhöht die Luft- feuchtigkeit und stärkt die Pflanze. Die meisten Zimmerpflanzen brauchen einen hellen Standort ohne direkte Mittagssonne. Zug- und Heizungsluft mögen sie nicht. Wischen Sie Ihre Zimmerpflanze von Zeit zu Zeit mit einem feuchten Lappen ab, um sie von Staub und Schmutz zu befreien.

Robuster Philodendron
Ebenfalls beliebt sind Calatheen, auch bekannt als Pfeilwurze. Ihre Blätter überzeugen durch aussergewöhnliche Zeichnungen und Farben: Die Calathea zebrina beispielsweise besitzt grosse dunkel- und hellgrün gestreifte Blätter. Ein besonderes Schauspiel bietet sie zur Dämmerung: Dann begibt sich die Pflanze in Schlafstellung, indem sie ihre Blätter zusammenklappt. Wird es hell, öffnet sich die Calathea wieder.

Zu den beliebten grossblättrigen Zimmerpflanzen gehört auch das imposante Pfeilblatt (Alocasia), das je nach Art riesige Blätter aufweist und entsprechend reichlich Sauerstoff produziert. Die Art Alocasia macrorrhiza wird nicht umsonst auch als Elefantenohr bezeichnet: Mit einem Durchmesser von bis zu einem Meter sorgen ihre Blätter für echtes Dschungelfeeling. Wer weniger Platz zur Verfügung hat, ist mit kleineren Sorten wie Alocasia zebrina oder Alocasia lauterbachiana gut beraten. Ebenfalls hoch im Kurs stehen die Geigenfeige (Ficus lyrata), die Flamingoblumen-Art Anthurium clarinervium, die gros­se, dekorative Blätter hervorbringt, sowie Philodendron. Letzterer ist pflegeleicht und robust und verzeiht auch den einen oder anderen Giessfehler.

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Zimmerpflanzen brauchen im allgemeinen regelmässig, aber nicht zu viel Wasser: «Die meisten giessen ihre Pflanze eher zu oft als zu wenig», sagt Ziswiler. Bekommt sie zu viel Wasser, kann sie keine Nährstoffe mehr aufnehmen, und Staunässe lässt die Wurzeln faulen. Befindet sich die Pflanze in einem Übertopf, muss man darauf achten, dass darin kein Wasser stehen bleibt.

Als Alternative zur Zimmerpflanzenerde kann man die Pflanze auch in Hydrokultur oder speziellem Pflanz-Granulat halten. Das Granulat besteht aus kleinen Tonsteinchen, die das Wasser wie ein Schwamm speichern. «So kann man gut zwei bis drei Wochen aufs Giessen verzichten», erzählt Ziswiler. Während es schwierig ist, in Erde kultivierte Pflanzen auf Hydrokultur umzustellen, ist der Wechsel in Pflanz-Granulat ohne weiteres möglich. Noch ein Tipp von Zimmerpflanzen-Kenner Ziswiler: «Gönnen Sie Ihrer Pflanze ein schönes Gefäss. Es ist doch schade, wenn man die schöne Zimmerpflanze in einem beliebigen Plastiktopf belässt.»

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